Essen. Bei Wärme heizen Schottergärten die Häuser, vor denen sie angelegt wurden, weiter auf. Das betont ein Experte und hat einen kaum bekannten Tipp.

Die weit verbreiteten und kontrovers diskutierten Schottergärten vor Wohnhäusern setzen an heißen Tagen ihren Besitzern massiv zu und erhöhen erheblich die Temperatur in den Innenräumen. Darauf weist Wilhelm Kuttler hin, emeritierter Klimaforscher aus Essen. Kuttler befasste sich an der Uni Duisburg-Essen bis 2015 über Jahrzehnte unter anderem mit dem Klima im Essener Stadtgebiet.

„Schottergärten zerstören das Kleinklima in direkter Nähe zu den umliegenden Häusern“, sagt Kuttler. Schotter leite die Wärme nicht in tiefere Erdschichten. Das liegt an den Zwischenräumen: „Ruhende Luft ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Die Oberfläche erhitzt sehr stark, die Wärme strahlt ins direkte Umfeld zurück.“ Der Regen wird außerdem zu schnell in den Untergrund abgeleitet, um bei der Kühlung wirklich behilflich zu sein.

In Essen verdunsten jährlich 400 Liter Regen pro Quadratmeter

Der Regen und dessen sogenannte, natürliche „Verdunstungskälte“ hat es in sich. Kuttler hat eine Modellrechnung angestellt: Ein zehn Quadratmeter großer Schottergarten würde im Jahr etwa 1000 Euro Stromkosten erzeugen, wenn man ihn mit einer Klimaanlage auf die gleiche Temperatur herunterregeln wollte, auf die ein unversiegelter Vorgarten allein durch den normal fallenden Regen kommt. Kuttler hat für diese Modellrechnung die Durchschnittsmenge an Verdunstung angenommen, die in Essen pro Jahr aufkommt: Das sind 400 Liter pro Jahr und Quadratmeter.

Ein Vorstoß, Schottergärten zu verbieten, wird in Essen bislang abgelehnt

Schottergärten werden bislang vor allem wegen ihres mangelhaften ökologischen Wertes massiv kritisiert. Eine Initiative der Grünen und des Beirates der Unteren Naturschutzbehörde, die Stadt soll Schotter- und Kiesvorgärten verbieten, lief bislang ins Leere. Man wolle keine „Vorgartenpolizei“ werden, hieß es aus dem Rathaus; auch SPD und CDU lehnten schärfere Vorgaben für Hausbesitzer bislang ab. Die Stadt hat lediglich festgelegt, dass beim Aufstellen von Bebauungsplänen „Vorgärten unversiegelt anzulegen und gärtnerisch zu gestalten (sind).“ Das lässt viel Interpretationsspielraum – Schottergärten kann man auch unversiegelt anlegen.

Einen praktischen Tipp hat Klimaforscher Kuttler dann noch für alle Bürgerinnen und Bürger, die in Wohnungen oder Häusern leben, an deren Fenster Außen-Jalousien angebracht sind: Bei großer Hitze die Rollläden nicht komplett herunterlassen, sondern so, dass zwischen den Lamellen noch kleine Lücken bleiben. Das fördere die Luftzirkulation.