Essen. Schon die nächste Preiserhöhung „bringt ärmere Haushalte an ihre Grenze“, heißt es. Doch danach droht noch mehr Ungemach, weiß der Vorstandschef.
Die Quote derjenigen, die ihre Gas-Rechnung bei den Essener Stadtwerken nicht mehr bezahlen können – bislang lag sie stets bei weniger als einem Prozent. Wo sie demnächst landet, darüber mag der Vorstandschef der Stadtwerke Peter Schäfer in diesen Tagen lieber nicht spekulieren. Nur so viel scheint für ihn klar: „Das bringt die ärmeren Haushalte an ihre Grenze.“ Und es könnte noch schlimmer kommen.
Denn in den Gas-Preis der Stadtwerke für das kommende Jahr 2023 fließen noch Mengen ein, die man vor zwei Jahren zu aus heutiger Sicht verhältnismäßig günstigen Preisen beschafft hat. Mit der Folge, dass sie den zuletzt atemberaubenden Preisanstieg im Markt spürbar dämpfen. Unter der Voraussetzung, dass die Lieferketten halten, rechnet Schäfer zunächst mit einem Faktor zwischen 1,5 und 1,8, sprich: einer Preiserhöhung zwischen 50 und 80 Prozent.
Stadtwerke-Chef warnt vor einem industriellen Kollaps mit fatalen Folgen
Die dämpfende Wirkung fällt danach aber weg, weshalb das Horror-Szenario eines Preisfaktors von 3 oder 4, sprich: einer Verdrei- oder Vervierfachung der aktuellen Preise, keineswegs als abwegig gilt. Es gibt deshalb, mahnt Schäfer, neben der gesellschaftlichen Verantwortung, sich angesichts des drohenden Gas-Engpasses solidarisch zu zeigen und Erdgas zu sparen, auch den puren finanziellen Eigennutz.
Man müsse zudem, ergänzt Schäfer, „von der Illusion wegkommen“, als Privatverbraucher habe man durch den Status als geschützter Kunde „mit nichts was zu tun“: Ein möglicher industrieller Kollaps würde schließlich eine volkswirtschaftliche Katastrophe auslösen, „dagegen waren die Auswirkungen bei Corona eine Kleinigkeit“.
Schäfer appelliert deshalb, rigoros den Verbrauch zu drosseln – und die Stadtwerke wollen mit gutem Beispiel vorangehen. 18 Grad Raumtemperatur sei ausreichend, heißt es, wiewohl Schäfer einräumt: „Ohne Pullover geht das nicht.“