Essen-Heidhausen. Jan Bas hat am 1. Juli die Apotheke an der Heidhauser Straße von Ingrid Beck übernommen. Diese Erfahrungen gibt sie an den Nachfolger weiter.
Es ist wie immer an einem Freitagvormittag: In der Heidhauser Apotheke herrscht reger Betrieb. Der Senior, der sein Herzmedikament benötigt, die Mutter, die Rat sucht, weil der Säugling gerade zahnt, und die Frau, die an Heuschnupfen leidet.
Ingrid Beck steht mittendrin, Blumen in der Hand. „Geburtstag?“, fragt eine Kundin. „Nein, ich höre auf“, sagt die Apothekerin fröhlich. Die Kundin schaut verdutzt – und umarmt Ingrid Beck spontan. „Dann sieht man Sie ja gar nicht mehr!“ „Ach was. Ich wohne doch noch weiter hier drüber“, lautet die Antwort der 65-Jährigen.
„Wir sind schon eine Art Vertrauenspersonen für die Menschen hier im Stadtteil“, erklärt Ingrid Beck später in Gespräch mit dieser Redaktion. „Denn wir kennen halt nicht nur die Kranken-, sondern auch viele Lebensgeschichten.“ Nach genau 16 Jahren in Heidhausen zieht sie sich nun allerdings aus dem Geschäft zurück. Zum 1. Juli hat Jan Bas, 27 Jahre, die Apotheke an der Heidhauser Straße 67 übernommen.
Im Ruhestand wird endlich gegärtnert
Für die gebürtige Kölnerin, die nach Lebensstationen in Berlin, Braunschweig und Bochum schließlich in Essen gelandet ist, ein Grund zur Freude in doppelter Hinsicht. Zum einen weiß Ingrid Beck die Heidhauser weiter gut versorgt mit einer Apotheke, zum anderen kann sie sich jetzt endlich ihrem Garten widmen. Den hatte sie im Büro immer vor der Nase, „aber genießen konnte ich ihn kaum.“
Als Selbstständige über dem Geschäft zu wohnen, sei doch Segen und Fluch zu gleich. „Man ist direkt am Arbeitsplatz, aber auch nie ganz weg von da.“ Insgesamt habe sie 43 Jahre ihres Lebens einen Fulltime-Job sieben Tage die Woche gehabt – „das reicht jetzt“. Gärtnern und Krimis lesen, das sollen nun ihre hauptsächlichen Beschäftigungen sein. Eine Reise sei demnächst auch schon geplant, verrät sie.
Über Heidhausen sagt die frisch gebackene Rentnerin, dass der Stadtteil in den vergangenen Jahren sehr gewachsen sei. Trotz vieler älterer Menschen gebe es dadurch mehr junge Familien. Potenzial für eine florierende Infrastruktur sei da, aber die Geschäfte fehlten. „Früher gab es hier noch eine Poststelle, die Sparkasse und ein Schreibwarengeschäft.“ Der zunehmende Online-Handel durch Corona mache sich bemerkbar.
Persönliche Beratung gibt es nur in der Apotheke
In der Apotheken-Branche sei dies sicherlich auch der Fall. Allerdings: „Die persönliche Beratung gibt es nur bei uns. Wir stellen eigens für den Kunden Salben und Arzneien her“, sagt Ingrid Beck, die zwei Apotheker, vier Pharmazeutisch-technische Assistenten sowie zwei kaufmännische Angestellte beschäftigt.
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Auf dieses Team kann Jan Bas bauen, der Erfahrungen aus einer Apotheken-Filiale mitbringt. Aufgewachsen ist er in Essen, studiert hat er in Münster. Nach einer Tätigkeit in Dortmund ist er in die elterliche Apotheke in Essen-Rüttenscheid eingestiegen. Der Schritt zur eigenen Apotheke war da nicht weit.
Erweiterung des Apotheken-Lagerbestands geplant
„In Rüttenscheid gibt es viel Frequenzkundschaft, hier in Heidhausen sind es die Stammkunden, mit denen wir vorwiegend zu tun haben“, sagt Jan Bas. Sein Ziel sei es, vor Ort den gleichen Service wie im Online-Handel zu bieten. „Wir sind bereits schnell in der Auslieferung, das passiert innerhalb von drei Stunden.“ Nun gehe es um die Erweiterung des Lagerbestands.
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Wobei die Heidhauser Apotheke bereits voll automatisiert ist. „Wir kramen nicht mehr in den Schubschränken, sondern dies macht ein Apothekenroboter.“ Der erkenne das angeforderte Medikament an seinem Lagerort, entnehme es und transportiere es zur Verkaufstheke. „So können wir beim Kunden bleiben und beraten. Es verkürzt sich die Wartezeit, was Kunden natürlich zufriedener macht“, hebt Jan Bas hervor.