Essen-Burgaltendorf. Vor rund 50 Jahren eröffnete das „Burghotel“ in Burgaltendorf. Wie Familie Mintrop aus dem belächelten Konzept drei Hotelbetriebe entwickelte.
Wilhelm Mintrop war seiner Zeit voraus. Der Spross einer seit dem 13. Jahrhundert in Altendorf / Ruhr ansässigen Familie sprengte die Grenzen konventionellen Denkens. Entwarf die Vision eines Golfplatzes, der dann in Essen-Heidhausen entstand. Sorgte mit dem genossenschaftlichen Milchhof Kutel für bessere Einnahmen der Bauern. Und hatte die Idee von Ferien auf dem Bauernhof. 60 Jahre später steht Tochter Maria mit ihrem Mann Harald im Entree des Hotels.
Unweit der alten Burgruine findet sich das „Landhotel Burgaltendorf“. Wilhelms Enkel sind mit an Bord. Maria Carolina Mintrop ist gelernte Hotelfachfrau, Moritz Mintrop studierter Tourismus- und Eventmanager. Er strahlt: „Es war spannend, als Kleinkind hier durch die Gänge zu rennen. Meine einjährige Tochter fühlt sich hier auch sehr wohl. Es gibt so viel zu entdecken.“ Steht da etwa die vierte Generation in den Startlöchern?
Eltern beschlossen Hof touristisch zu nutzen
Die Familie betrieb einen Bauernhof mit 600 Morgen Ackerland und Weiden, eine Mühle und eine Ziegelei. Nach der Eingemeindung füllte sich der neue Essener Stadtteil Burgaltendorf schnell mit Wohnbebauung. Das hatte Mintrop vorausgesehen. Tochter Maria Mintrop, drittes von vier Kindern, berichtet: „Mein Vater wusste, dass es keine rein landwirtschaftliche Zukunft geben konnte.“ Daher beschlossen die Eltern, ihren Hof touristisch zu nutzen: „Meine Mutter wurde dafür belächelt im Dorf.“
Als dann eine Feuersbrunst das mühselig Aufgebaute komplett zerstörte, schien wirklich alles aus. Doch die Mintrops bissen sich durch und eröffneten ein kleines Hotel mit nur wenigen Zimmern. Aber mit Standards, die damals nicht selbstverständlich waren: „Meine Eltern ließen in jedes Zimmer ein Bad einbauen, es gab Telefon, Radio, Fernseher.“ Der Vater bewies erneut unternehmerische Weitsicht, als er Hallenbad, Sauna und Solarium integrierte. Der Kriegsversehrte hatte einen Pool, um fit zu bleiben. Moritz Mintrop lächelt: „Daraus wurde dann das wohl erste Hotelschwimmbad in ganz Essen.“ Noch heute ein Pfund.
Maria Mintrop wurde im Steigenberger Parkhotel Düsseldorf zur Hotelkauffrau ausgebildet: „Wir legen Wert auf Qualität, aber Luxushotels würden nicht zu uns passen. Wir sind keine Luxusmenschen, haben um jeden Pfennig ringen müssen. Da bleibt man auf dem Boden.“ Ihr Mann nickt. Als Projektmanager und Vertriebsleiter eines amerikanischen Unternehmens war er Stammgast im Hotel. Dort verguckte er sich in die Tochter des Hauses, die ihm ganz lässig klarmachte: „Der Mann, den ich mal heirate, der muss hier wohnen.“
Das Haus wurde im Laufe der Jahre ausgebaut und umgestaltet
Das war eine Ansage, und das Eis war ganz schön dünn. Der Auserwählte hatte nämlich ein gutes Gehalt und halbwegs geordnete Arbeitszeiten vorzuweisen. Maria Mintrop dagegen konnte eine Sieben-Tage-Woche mit rund 16 Arbeitsstunden täglich anbieten. Ihr damaliger Freund ließ sich auf das Abenteuer ein: „Wir haben immer alles partnerschaftlich gelöst und sind jetzt 40 Jahre verheiratet.“
Das Haus wurde im Laufe der Jahre ausgebaut und umgestaltet. Heute gehören 52 Zimmer dazu, Tagungs- und Seminarräume, Gourmetrestaurant, Bistro, Bar und Wellnessbereich. Auf einem Hektar Ackerland bewirtschaften die Mintrops einen Gemüse- und Kräutergarten. Naturnah, ohne Einsatz irgendwelcher Chemie. Auch sind Flächen an einen Biobauern verpachtet, der die Hotelküche versorgt. Im Haus gibt es einen kleinen Verkaufsstand mit Bio-Produkten, die unter dem Namen „Wilder Wilhelm“ zukünftig auch online vertrieben werden.
Das Concierge Apart-Hotel liegt direkt gegenüber der Messe
Vor gut 20 Jahren wurde Harald Mintrop von der Margarethe-Krupp-Stiftung gefragt, ob er sein Knowhow bei der Renovierung des denkmalgeschützten Gasthofes auf der Margarethenhöhe einbringen könne. Er konnte. Dann stand die Verpachtung im Raum und die Mintrops griffen zu. Das „Stadthotel“ verfügt über 42 Zimmer, Tagungsräume, Gourmetrestaurant und eine Kochschule.
Beim dritten „Kind“ der Mintrop-Hotelgruppe setzte Sohn Moritz Mintrop 2020 seine Gedanken um: „Wir sind Gastgeber. Eine seelenlose Hülle wäre nicht unser Ding gewesen. Wir müssen diese Hülle mit Leben füllen. Von der Qualität her sehen wir uns auf einer Linie mit den beiden anderen Betrieben.“ Das Concierge Apart-Hotel direkt gegenüber der Messe bietet Geschäftsreisenden und Familien 52 Apartments für Kurz- und Langzeitaufenthalte.
Unternehmen hat heute rund 100 Angestellte
Geschäftsführer Moritz Mintrop ist froh, dass Corona den Betrieb weitgehend verschonte: „Wir sind vom ersten Moment an rigoros vorgegangen, mit umfassenden internen Maßnahmen. Nur letztens häuften sich die Quarantänen, aber das ist ausgestanden.“
Spürt das Unternehmen mit seinen rund 100 Angestellten auch den Fachkräftemangel? „Unsere Personaldecke ist gut. Man braucht allerdings schon deutlich länger, um freigewordene Stellen angemessen zu besetzen. Wobei wir unsere Führungskräfte ohnehin lieber selbst entwickeln. Viele sind von Anfang an bei uns.“ Maria Mintrop sagt lächelnd: „Das alles konnten wir nur mit großer Leidenschaft schaffen. Mit purer Freude am Tun. Das strahlt aus auf unsere Leute.“