Essen-Steele. Die Flutkatastrophe traf das Steeler Freibad, es folgten weitere Überflutungen. Die Sanierung wird viel teurer, doch es gibt gute Nachrichten.

Als die Hochwasserkatastrophe Essen vor rund einem Jahr traf, da ging das Freibad Steele unter. Das Becken, die Wiesen, die Technik und Außenanlagen, die direkt am Ruhrufer liegen, standen unter Wasser. Das lief auch in die Räume des Vereinsheimes, riss beinahe den neuen Steg mit. Die Stadt sagte rasch finanzielle Hilfe zu, doch die Kosten für die Sanierung steigen. Jetzt hat der Rat die Fortsetzung der Arbeiten beschlossen.

Selbst bei den sommerlichen Temperaturen bleibt das Freibad, das seit vielen Jahren von zahlreichen Familien angesteuert wird, geschlossen. Zu groß sind die Schäden, die die Flut angerichtet hat, die das Schwimmbecken völlig zerstört hat. Der Rat handelte damals rasch, beschloss im August, Mittel in Höhe von rund einer Million Euro für eine Sanierung des Freibades Steele bereitzustellen.

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Das Nichtschwimmerbecken soll zum Mehrzweckbecken werden

Darauf sind die Betreiber angewiesen, denn es sind Ehrenamtliche des Steeler Schwimmvereins. Die Vorsitzende Hannelore Rottmann führt diesen seit rund 40 Jahren. Der heute 600 Mitglieder starke Verein wurde in den 1950er und 1960er Jahren gegründet, in dessen Reihen sich einst Stadt- und Deutsche Meister, eine Radsportabteilung und zwei Weltmeisterinnen unter den Kanuten fanden.

Das Becken des Schwimmvereins Steele 1911 ist nicht mehr zu retten, es muss erneuert werden.
Das Becken des Schwimmvereins Steele 1911 ist nicht mehr zu retten, es muss erneuert werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Nun ist in Zusammenarbeit zwischen dem Schwimmverein als Pächter, dem technischen Service der Sport- und Bäderbetriebe Essen und dem beauftragten Ingenieurbüro (Deye Consulting) laut Stadt ein Planungsentwurf zur Sanierung des Freibades entstanden. Dieser berücksichtige die schwimmsportlichen Belange des Vereins sowie eine zeitgemäße Bädertechnik und Maßnahmen zum Hochwasserschutz.

Das Nichtschwimmerbecken soll demnach zum Mehrzweckbecken werden, in dem viele Schwimmaktivitäten möglich sein sollen. Gleichzeitig sollen das Becken, die technischen Anlagen und die Badwasseraufbereitung vor weiteren möglichen Hochwasserschäden geschützt werden.

Der Verein lebt schon immer mit Überflutungen

Es ist geplant, das Becken auszukleiden und eine Überlaufrinne aufzusetzen, beides soll aus Edelstahl sein. Zudem soll die Beckenkante so weit erhöht werden, dass im tiefsten Beckenbereich eine Wassertiefe von 1,9 Metern erreicht werde. Durch diese Erhöhung soll ein optimaler Hochwasserschutz erreicht werden, da die Ruhr höher auflaufen müsse, um das Becken zu überfluten.

Die Finanzierung der Freibadsanierung

Schäden und Aufwendungen der Stadt, die im Zusammenhang mit der Starkregen- und Hochwasserkatastrophe stehen, werden vom Land Nordrhein-Westfalen bezuschusst, teilt diese mit. Das Land hat Hilfen und Förderprogramme eingeführt, um betroffene Kommunen zu unterstützen: Es ist das Förderprogramm „Wiederaufbau Nordrhein-Westfalen“.

Bereits im Januar 2022 sei der Antrag auf Förderung der Maßnahme im „Wiederaufbauplan der Stadt Essen“ gestellt worden. Die bisher zu erwartenden Erträge in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro sollen einen erheblichen Teil der entstandenen Schäden und Aufwendungen kompensieren.

Ob eine weitere Förderung der Maßnahme bis zu 100 Prozent erfolgen kann, bleibt laut Stadt abzuwarten, weil erst 18 Monate nach einer Erstbeantragung von Fördermitteln die Möglichkeit besteht, erneut Mittel zu beantragen.

„Droht erneut eine Überflutung durch Hochwasser, soll diese Edelstahlauskleidung, im Gegensatz zur bisherigen Folienauskleidung, widerstandsfähig und robust genug sein, um das unbeschadet zu überstehen“, erklärt die Stadt.

So lange es den Verein gebe, so lange lebten sie auch mit Überflutungen, sagte Hannelore Rottmann noch, als das Gelände im Frühjahr erneut mehrfach unter Wasser stand. Doch nun sei das Ausmaß immer größer und es passiere deutlich häufiger. Wie zuletzt noch im Februar. Das mache die Mitglieder, die immer wieder anpackten, durchaus auch müde, gestand sie. Immerhin hatten sie da gerade zuvor nach dem Hochwasser selbst 100.000 Euro Spenden gesammelt, hatten um Hilfe gerufen und enorme Hilfsbereitschaft erfahren. Die Wände in ihren Räumen waren gerade verputzt, teilweise neu gezogen und gestrichen worden.

Die Technik soll auf den neusten Stand gebracht werden

Mit Blick auf die technischen Anlagen soll die Sanierung für mehr Energieeffizienz sorgen und daher Ressourcen schonen. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe soll beispielsweise ausschließlich bei Bedarf durch einen Gas-Brennwert-Kessel unterstützt werden. Das Becken selbst soll abgedeckt werden und damit weniger Wärme verlieren und vor äußeren Einflüssen geschützt werden, wenn es nicht genutzt wird.

Kaum hatten die Mitglieder und Hannelore Rottmann einige Schäden der Hochwasserkatastrophe von 2021 beseitigt, stand das Gelände Anfang 2022 wieder unter Wasser.
Kaum hatten die Mitglieder und Hannelore Rottmann einige Schäden der Hochwasserkatastrophe von 2021 beseitigt, stand das Gelände Anfang 2022 wieder unter Wasser. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Technik soll auf den neusten Stand gebracht werden. „Die Badewasseraufbereitung, die bisher im Vereinsgebäude untergebracht war, wird zukünftig in zwei mobilen Containeranhängern vorgehalten, die bei Hochwassergefahr vom Schwimmbadgelände gefahren werden können“, heißt es dazu. Außerhalb der Betriebszeiten in den Wintermonaten könnten die Anhänger dann mit der gesamten Schwimmbadtechnik an einem geschützten Ort gebracht werden.

Die Kostensteigerung liegt nun bei mehr als 50 Prozent

Die Gesamtkosten für diese Pläne: rund 1,7 Millionen Euro. Das bedeute eine Kostensteigerung von mehr als 50 Prozent, die die Stadt mit der deutlich höheren Planungstiefe, der allgemeinen Baukostensteigerung sowie der aktuell angespannten Marktsituation für Schwimmbadtechnik erklärt. Immerhin ist man anfangs von rund einer Million Euro ausgegangen.

Als die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 Essen traf, da ist das Steeler Schwimmbad komplett untergegangen.
Als die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 Essen traf, da ist das Steeler Schwimmbad komplett untergegangen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Läuft alles nach dem aktuellen Zeitplan, sollen die Ausschreibungen im dritten und vierten Quartal 2022 erfolgen und die Bauarbeiten im Januar 2023 starten. Schwimmen könnten die Badegäste dann wieder ab Mai 2023 in ihrem Steeler Freibad.