Essen. Auf der Kettwiger Straße in Essen steht seit diesem Mittwoch (1. 6.) ein Glaskubus. Der Ort ist nicht ganz zufällig gewählt. Denn darum geht es.

Direkt neben dem Eingang von Primark, auf der Kettwiger Straße steht seit Mittwoch (1. Juni) ein großer Glaskasten. Der Standort für diese sogenannte Pop-up-Box könnte kaum besser gewählt sein. Denn die Zielgruppen bzw. Kunden decken sich vielfach. Noch bis kommende Woche Mittwoch wollen Berufsberater mitten in der City junge Leute ansprechen und sie für eine duale Ausbildung begeistern. „Wir gehen dorthin, wo die Jugendlichen sind“, sagt Franz Roggemann von der IHK. Neben der Kammer sind die Kreishandwerkerschaft, die Arbeitsagentur, die Stadt, die MEO Regionalagentur und die Wirtschaftsförderung mit im Boot.

Es ist ein neuer Weg, den die Beteiligten gehen. Denn beim Thema Ausbildung hakt es auch in diesem Jahr wieder. Rund 1430 Schüler suchten Stand Ende Mai noch nach einer passenden Ausbildungsstelle. Im Gegenzug sind in den Unternehmen noch 1450 Lehrstellen unbesetzt. Auf dem Papier gibt es damit eigentlich kein Problem. Doch in der Praxis tun sich einerseits die jungen Leute schwer, den passenden Ausbildungsbetrieb zu finden. Andererseits haben die Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Lehrstellen zu besetzen. Momentan gibt es fast elf Prozent mehr offene Lehrstellen als zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Woran liegt das?

Deutlich mehr Lehrstellen in Essen sind noch offen

„Die jungen Leute informieren sich heute anders über die Betriebe“, sagt Stephanie Herrmann, bei der Arbeitsagentur fürs operative Geschäft zuständig. Vielen gehe es vor allem um die Frage, ob sie sich bei einem Arbeitgeber wohlfühlen würden. „Darauf müssen sich die Unternehmen noch mehr einstellen.“ Die Arbeitsagentur hat außerdem den Eindruck, dass die Schulnoten während der Corona-Pandemie nicht besser geworden sind. Wenn ein Arbeitgeber auf Noten großen Wert legt, dann wird es für Bewerber schwieriger.

Die 18-jährige Jasmin Glaubitz mit einer VR-Brille. Mit dieser technischen Möglichkeit kann sie sich über verschiedene Ausbildungsberufe anschaulich informieren.
Die 18-jährige Jasmin Glaubitz mit einer VR-Brille. Mit dieser technischen Möglichkeit kann sie sich über verschiedene Ausbildungsberufe anschaulich informieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Franz Roggemann beschreibt die derzeitige Lage mit drastischen Worten: „Die Unternehmen haben brutale Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsstellen besetzt zu bekommen.“ Aus seiner Sicht wirke hier auch noch die Corona-Pandemie nach, da es in dieser Zeit kaum eine Berufsorientierung an den Schulen gab. Im Handwerk sieht es derzeit kaum besser aus. Auf der Handwerkerbörse der Kreishandwerkerschaft gibt es momentan noch über 150 Angebote. Diese sind auf der Internetseite https://www.ausbildungimessenerhandwerk.de/ zu finden.

Pop-up-Store im Limbecker Platz ließ sich nicht umsetzen

Zwar haben sich in diesem Jahr wieder mehr Schülerinnen und Schüler bei der Arbeitsagentur gemeldet, die sich für eine Ausbildung interessieren. Aber immer noch ziehen viele Jugendliche ein Studium der Lehre vor. Die neue Hauptgeschäftsführerin der IHK, Kerstin Groß, will deshalb neue Wege gehen, um die Chancen einer dualen Ausbildung in die Köpfe von Schülern und Eltern zu bringen. Ursprünglich wollte die IHK dafür einen Pop-up-Store – einen Laden auf Zeit – im Limbecker Platz anmieten. Doch weil das nur für mindestens drei Monate möglich und die Kosten dafür offenbar zu hoch gewesen wären, entschied man sich für eine kleinere Variante.

Wer in der Pop-up-Box vorbeischaut, kann sich über die aktuellen Ausbildungsangebote informieren. VR-Brillen helfen außerdem dabei, verschiedene Ausbildungsberufe anschaulich kennenzulernen. Die Berufsberater checken, wenn gewünscht, vor Ort auch die Bewerbungsmappe.

Die Pop-up-Box Ausbildung ist bis kommenden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr besetzt, am Samstag auch schon ab 12 Uhr.