Essen. Die Nachfrage nach dem Sparticket ist hoch. Nicht nur in Bussen und Bahnen könnte es voll werden. Wann der VRR den ersten Stresstest erwartet.
Ab Mittwoch, 1. Juni, gilt’s: Dann dürfen Fahrgäste für neun Euro einen Monat lang mit Bussen, Bahnen und Regionalzügen fahren. Wer möchte, reist zum Sparpreis sogar durchs ganz Land. Das „9-Euro-Ticket“ macht es möglich.
Die Vorfreude scheint groß zu sein. Allein die Ruhrbahn hat bereits mehr als 70.000 verbilligte Monatskarten unters Volk gebracht. Im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr dürften es mehrere Hunderttausend sein. Eine Abfrage des VRR bei den Verkehrsunternehmen dazu läuft noch.
Noch liegt die Auslastung von Bussen und Bahnen niedriger als vor der Corona-Pandemie
Was da auf die Verkehrsbetriebe zurollt, lässt sich aber bereits erahnen. „Wir erwarten eine deutlich höhere Auslastung“, sagt Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann.
Noch gibt es zum Glück Luft nach oben. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit liegt die Auslastung der Verkehrsunternehmen im VRR bei 70 bis 80 Prozent. Doch dieser Puffer könnte schnell aufgebraucht sein.
Wie voll es wird, davon sollen sich Beobachter ein Bild machen, die der VRR in den kommenden Tagen mit auf die Reise schickt. Soweit möglich werde beim Angebot nachjustiert, auch wenn es dafür nicht viel Spielraum gebe, wie Dino Niemann betont. „Möglicherweise fahren wir auch an Wochenenden mit Maximalkapazität.“
Das „9-Euro-Ticket“ gilt im Bürgerbus, aber nicht bei der Weißen Flotte Baldeney
Die Ruhrbahn würde gegebenenfalls kurzfristig zusätzliche Leistungen bei privaten Busanbietern einkaufen, um mehr Fahrzeuge auf die Straße zu bringen, sagt Sprecherin Syliva Neumann.
Das „9-Euro-Ticket“ ist Bestandteil des sogenannten Entlastungspakets, das der Bund angesichts der hohen Energiepreise geschnürt hat. Gültig ist es im gesamten Personennahverkehr, also auch im Bürgerbus, woran Hans Zilles, Vorsitzender des Bürgerbusvereins, pünktlich zum Start erinnert.
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Das „9-Euro-Ticket“ gilt hingegen nicht für Fahrten mit der Weißen Flotte Baldeney. Das Schifffahrtsunternehmen sah sich genötigt, einen entsprechenden Hinweis auf seiner Internetseite zu platzieren, so viele Anfragen hat es laut Geschäftsführer Boris Orlowski zuletzt gegeben. Die Fahrgastschiffe schippern zwar von Anleger zu Anleger, doch handelt es sich dabei nicht um öffentlichen Personen-Nahverkehr, sondern um Ausflugsfahrten.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr erwartet zu Pfingsten ein „heißes Wochenende“
Die vielen Anfragen dürften kein Zufall sein. Der VRR erwartet, dass viele Fahrgäste das vergünstigte Ticket für Kurzausflüge nutzen werden – für touristische Touren ins Sauerland, in die Eifel, ins Münsterland und an den Niederrhein. Das erste „heiße Wochenende“ steht zu Pfingsten bereits vor der Tür, schätzt VRR-Sprecher Dino Niemann. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Dann könnte es für die Bahnunternehmen zum Stresstest werden.
Denn für neun Euro pro Monat fährt nicht nur, wer das neue Ticket in der Tasche hat, sondern auch, wer bereits ein Ticket im Abonnement besitzt. Zusätzliche Leistungen, die das jeweilige Ticket bietet, können allerdings nur im jeweiligen Geltungsbereich in Anspruch genommen werden.
Wenn es im Zug zu eng wird, müssen Fahrräder draußen bleiben
Das könnte zu Problemen führen. Und zwar nicht nur dann, wenn der Fahrgast den Geltungsbereich seines Abo-Tickets verlässt und beispielsweise für sein Fahrrad, dass er im VRR kostenlos mitnehmen darf, in Köln ein Zusatzticket vorlegen muss.
Was geschieht, wenn ein Abonnent, der wie üblich in der Regionalbahn sein Fahrrad mitnehmen möchte, um die letzten Kilometer zu seinem Arbeitsplatz zu radeln, plötzlich feststellen muss, dass sein Zug überfüllt ist? VRR-Sprecher Dino Niemann verweist auf die geltenden Beförderungsrichtlinien.
Die Entscheidung, ob das Fahrrad noch hineinpasst oder nicht, liege beim Fahrpersonal. „Behinderte Personen und Fahrgäste mit einem Kinderwagen haben Vorrang“, betont Niemann. Es können also passieren, dass Radfahrer am Bahnsteig zurückgelassen werden. Dann gibt’s trotz Sparticket lange Gesichter.