Essen-Werden. Eine in Essen beliebte Fellnase ist tot: Lord, der Hund der Gastwirte Ramona Olteanu und Fausto Piccinno. Wie die Tierrettung um sein Leben rang.
Nicht nur den Tennisspielern des WTB am Viehauser Berg ist „Lord“, der American Staffordshire Terrier, ein Begriff. Auch viele Gäste der Clubgastronomie haben die achtjährige Fellnase des Gastronomenpaares Ramona Olteanu und Fausto Piccinno in ihr Herz geschlossen. Der von allen als besonnen beschriebene Hund wurde nun offenbar Opfer eines Giftköders.
Hund hatte extreme Untertemperatur
Ramona Olteanu kann es immer noch nicht fassen, ringt auch Tage später noch mit den Tränen. Die 37-Jährige hat den Einsatz der Tierrettung Essen hautnah miterlebt. Die Helfer hatte sie selbst alarmiert, als am frühen Abend des 25. Mai ihr Hund zu Hause plötzlich zusammengebrochen war. „Lord hatte vorher Auslauf auf der Tennisanlage gehabt. Fausto war dort mit den Vorbereitungen für eine Veranstaltung beschäftigt“, erzählt Olteanu.
Der Wirt (der an diesem Tag übrigens 48 Jahre wurde) hatte nicht bemerkt, ob das Tier etwas gefressen hatte, wurde aber gewahr, dass es ihm nicht so gut ging. „Daheim klappte er dann zusammen“, schildert die Tierhalterin. Die Tierrettung fand den regungslosen American Staffordshire Terrier in Seitenlage vor.
„Sofort wurden wurden alle Vitalparameter des Hundes kontrolliert. Dabei wurde ein heftige Untertemperatur von nur noch 36,5 Grad festgestellt. Normal sind 38 bis 39 Grad“, erklärt Stephan Witte, Leiter der Tierrettung Essen. „Zusätzlich war die Sauerstoffsättigung auf nur noch lebensbedrohliche 69 Prozent herabgesunken.“
„Lord“ bekam spezielle Sauerstoffmaske
Es habe zwar der Verdacht bestanden, dass der Hund einen Fremdkörper aufgenommen haben könnte, aber Symptome wie Schaumbildung an der Schnauze und blutunterlaufene Augen fehlten. Dennoch war Eile geboten. Schonend wurde der gut 40 Kilo schwere „Lord“ auf die Trage gelegt und in den Rettungswagen gebracht. Mit Unterstützung einer Sauerstoffmaske für Hunde ging es auf dem schnellsten Wege zur Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen.
„Während der Fahrt hat er sich wieder erbrochen“, sagt Ramona Olteanu. Den Tierrettern gelang es aber, zumindest den Sauerstoffwert zu verbessern und einen relativ stabilen Hund an das Klinikpersonal zu übergeben.
Doch der Zustand täuschte. Zehn Minuten nach Eintreffen kollabierte „Lord“, bevor die Untersuchungen durch die Ärztin abgeschlossen werden konnte. Bange Minuten vergingen, bis die Halterin erfuhr, dass ihr Liebling wiederbelebt werden musste. „Die Ärztin sagte, dass er wohl vergiftet wurde.“
Nun sollte ihm schnellstmöglich geholfen werden. Doch abermals versagte das Herzkreislauf-System des achtjährigen Hundes. „Diesmal konnten sie ihn nicht retten“, sagt Ramona Olteanu mit Tränen in den Augen. Im Blut des Hundes seien erhebliche Mengen von Giftstoffen gefunden worden, teilt die Tierrettung später mit.
Präparierte Köder
Im Schnitt zehn Fälle von präparierten Ködern kämen pro Jahr in den Sommermonaten vor, erklärt Stephan Witte von der Tierrettung Essen.Zumeist seien es Nadeln, Heftklammern und andere spitze Gegenstände, die in den Ködern verborgen seien. Sie würden von den Tieren aufgenommen – mit oftmals tödlichen Folgen.Die Besitzerin von „Lord“ kann sich nicht erklären, warum ihr Hund etwas Fremdes gegessen haben sollte. Er sei ein Feinschmecker gewesen, habe Wurst und Schinken verschmäht und nur aus ihrer Hand etwas genommen.
Die Besitzerin erstattete Anzeige
Am Montag erstattete die Werdenerin Anzeige bei der Polizei. Dort seien zwar aktuell keine weiteren Meldungen von Giftködern eingegangen, „aber ich weiß von anderen Tierhaltern, dass in den letzten Wochen Hunde in der Umgebung Vergiftungen hatten“, berichtet die 37-Jährige. Damit der oder die Täter gefasst werden, sei es wichtig, das ebenfalls anzuzeigen, appelliert sie. „Unserem Lord hilft es nicht mehr, aber anderen Hunden vielleicht.“