Essen. Da ist es wieder: das altbekannte Zittern der Liberalen um den Einzug ins Parlament. Weil andere die schwarz-gelbe Ernte einfahren, heißt es.

Als eingefleischter RWE-Fan und FDP-Streiter kann Hans-Peter Schöneweiß von allerlei Auf- und Abstiegen ein Liedchen singen. Am Samstag noch durfte er glückstrunken in rot-weissen Gefühlen schwelgen, tags darauf folgte dann der Kater auf dem Fuß: Landesweit mehr als die Hälfte der Stimmen verloren zu haben, das sei für die Liberalen fraglos „ein niederschmetterndes Ergebnis“, so gab der FDP-Fraktionschef am frühen Abend zu Protokoll. Und schob gleich hinterher, er „hoffe mal, dass es am Ende knapp reichen wird“.

Knapp reichen auch für Ralf Witzel, der seit immerhin 22 Jahren dem NRW-Landtag angehört und seit 2017 stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist und Essener Parteivorsitzender zudem. Sein Rang 6 auf der FDP-Landesliste ist eine bombensichere Sache – aber eben nur, wenn die FDP überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde meistert.

Die schwarz-gelbe Ernte fuhr nur die CDU ein, sagt Hans-Peter Schöneweiß

Danach, immerhin, sah es am Abend aus, weshalb die Freien Demokraten sich zu späterer Stunde der Frage widmen konnten, woran der Absturz in der Wählergunst nun gelegen haben könnte. Schöneweiß hat da durchaus eine klare Vorstellung: „Was positiv lief in der schwarz-gelben Landesregierung, das ist offenbar allein der CDU zugeschrieben worden.“ Hinzu kam der eine oder andere Kompromiss auf Bundesebene, der manchen vergrätzt haben dürfte.

Zugleich weiß der langjährige FDP-Frontmann, dass eine solche Talfahrt nur dann hingelegt werden kann, wenn man vorher überdurchschnittlich weit oben stand: Als FDP letztlich doch nur über eine Stammwählerschaft von um die sechs Prozent zu verfügen, ist die bittere Erkenntnis dieses Abends. Oder war’s der falsche Spitzenkandidat? Nein, sagt Schöneweiß.

Keine Trainerdiskussion also.