Essen. Mit zwei Linken im Landtag vertreten zu sein – das war der Traum der örtlichen Linkspartei, doch er zerplatzte, kaum dass der Wahlabend begann.
Der Abend war für sie vorbei, noch bevor er richtig angefangen hatte: 18 Uhr, die ersten Prognosen flimmerten gerade über die TV-Sender, da konnten die Essener Linken wie auch jene im Lande nachlesen, was sie im Wahlkampf längst gespürt hatten – es wird auch diesmal nichts mit dem Einzug in den Landtag. Und nichts mit den zwei erhofften Abgeordneten dort: Jules El-Khatib und Cornelia Swillus-Knöchel.
Woran es lag? „Unser Erscheinungsbild war einfach nicht gut“, räumt Kreissprecher Wolfgang Freye ein, „nach außen wurden wir nur als zerstritten wahrgenommen, und dazu all die Baustellen, auf denen wir uns programmatisch weiterentwickeln müssen“: „Wir haben einen Erneuerungsprozess vor uns.“
Spitzenkandidat Jules El-Khatib sieht einen „schleichenden Trend“ ins Aus
Welchen Anteil der Ukraine-Krieg am Ergebnis hatte? Die Neigung, gerade den Linksaußen eine besondere Nähe zu Russland zu unterstellen? „Wir haben jedenfalls“, sagt Freye achselzuckend, „einfach keine Antwort darauf, wie Pazifismus wirksam werden kann“.
Jules El-Khatib, NRW-Linkensprecher aus Essen und männlicher Spitzenkandidat seiner Partei, hält den Anteil der Kriegsdebatte am Wahlergebnis dabei für gering.
Eher macht er einen „schleichenden Trend“ aus, dass die Linkspartei an Boden verliert. Was nützt es da, wenn er auf Podiumsdiskussionen ein ums andere Mal einen Großteil des Zuspruchs abräumte? In der Wahlkabine muss das Bild einer zerstrittenen Linken nachgewirkt haben, die vielstimmig wahrgenommen werde, wo es klare Positionen braucht: „Wir brauchen einen Klärungsprozess“, glaubt El-Khatib: „Wofür stehen wir? Wen adressieren wir?“
Klingt, als ginge der Streit demnächst erst richtig los.