Essen. Professor Dr. Dieter Leuze, der erste Verwaltungschef der damaligen Gesamthochschule Essen von 1972 bis 1991, starb jetzt im 90. Lebensjahr.

Einer der Gründerväter der Gesamthochschule Essen ist gegangen: Professor Dr. Dieter Leuze, Verwaltungschef der Essener Uni von deren Gründung 1972 bis 1991, starb, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am 1. Mai, kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres.

Der 1933 in Heilbronn geborene Jurist starb, kam nach Jahren im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium 1972 als „Gründungskanzler“ nach Essen, gewissermaßen ein Aufbauhelfer für die Gesamthochschule. Das NRW-Wissenschaftsministerium hatte sich damit einen streitbaren Verwaltungschef geholt, der sich engagiert dafür einsetzte, die junge Hochschule – samt der damit verbundenen, politischen Pläne und Ziele – in eine möglichst große Autonomie zu führen.

Der Streiter für eine möglichst große Freiheit in Forschung, Lehre und Finanzfragen war vor allem aber auch ein beliebter Hochschullehrer. Seiner Zeit als Kanzler schlossen sich bis zu seinem Ruhestand 1998 noch sieben Jahre als Professor für Verwaltungsrecht an der Uni Essen an – seine glücklichste Zeit, wie er später im Ruhestand resümierte.

Leuze zeigte, dass Argumentationsniveau nicht mit sprachlicher Ödnis einhergehen muss

Bei Leuze kam hinzu, dass er zeigte, dass hohes juristisches Argumentationsniveau nicht mit sprachlicher Ödnis einhergehen muss, sondern auch für Laien nachvollziehbar und pointiert formuliert werden kann. Dem engagierten Juristen ging es nicht um Paragraphenreiterei als Selbstzweck, sondern darum, etwas zu bewegen und auch dem akademischen Nachwuchs zu zeigen, welche Freiräume Recht und Gesetz für die Gestaltung der Gesellschaft bieten.

Dafür verzichtete Leuze auch schon mal auf ein bereits genehmigtes Freisemester, weil plötzlich die Uni Essen ohne Professor für Jura dastand. Mit einer voluminösen Festschrift dankten ihm Weggenossen, Schüler und Lehrer zum 70. Geburtstag. Da machte sich sein „Kind“, die Gesamthochschule Essen, gewissermaßen an die Hochzeit mit dem Hochschul-Nachbarn in Duisburg. Leuze begleitete den Prozess höchst aufmerksam, mischte sich doch da mal wieder die Landespolitik in die Gestaltung der Hochschullandschaft ein.