Margarethenhöhe. Helfer der Initiative „Hey Alter“ stellen gespendete Computer auf Ukrainisch um. Wie das den Alltag der geflüchteten Kinder erleichtert.
- Die Initiative „Hey Alter“ arbeitet alte Computer für bedürftige Kinder auf.
- Aktuell geht es den Ehrenamtlichen auch um Hilfe für ukrainische Flüchtlinge.
- Helfer wünscht sich eine Begegnungsstätte für Kinder aus der Ukraine.
Die Initiative „Hey Alter“ versorgt in Essen seit gut einem Jahr bedürftige Kinder mit alten, aufgearbeiteten Rechnern, um die Schülerinnen und Schüler fit für digitales Lernen und Homeschooling zu machen. Aktuell unterstützen Helfer wie Michael Manderscheid von der Margarethenhöhe auch Kinder, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Essen geflüchtet sind.
„Viele der Kinder, die jetzt hier ankommen, sind im schulpflichtigen Alter. Mit Hilfe der von uns aufgearbeiteten Rechner können sie Homeschooling machen und am Unterricht in ihrer Heimat teilnehmen“, sagt Michael Manderscheid. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende von der Margarethenhöhe engagiert sich beim Essener Ableger des bundesweiten Projekts „Hey Alter“, das von Braunschweig aus in verschiedenen Städten etabliert wurde.
Essener Helfer stellen die Computer auf Ukrainisch um
Die ehrenamtlichen Helfer stellen das Betriebssystem der Computer auf Ukrainisch um. Dazu müssen Sprache und Schrift angepasst, also mit Buchstaben des kyrillischen Alphabets versehen werden. „Die Tastatur kann man mit Hilfe von Klebefolie anpassen“, sagt Michael Manderscheid. Die Folie sei bereits bestellt. „Notfalls könnten wir solch eine Umstellung auch für Nutzer aus dem arabischen Sprachraum machen, aber das wurde bislang noch nicht gewünscht“, so Manderscheid.
„Die ersten Rechner sind schon bei ukrainischen Kindern und Jugendlichen in Gebrauch, 15 weitere sind in Arbeit, Tendenz steigend“, berichtet Manderscheid, der als Software-Spezialist im Bereich Nachrichtentechnik arbeitet und deshalb das nötige Fachwissen für das Ehrenamt mitbringt.
„Die Kinder nehmen von der Margarethenhöhe aus am Unterricht in Lwiw teil.“ Das helfe dabei, dass die geflüchteten Kinder nicht den Bezug zu ihrer Heimat und den Kontakt zu den Klassenkameraden verlören. „Zudem ist es ein sanfter Einstieg ins deutsche Schulsystem.“ Wenn ukrainische Schüler sofort in deutschen Klassen mitlernen sollten, sei das aufgrund der Sprachprobleme schwierig und wahrscheinlich eher frustrierend, vermutet Manderscheid.
Rechner werden auf Anfrage ausgeliefert
Die Rechner würden nur auf Anfrage ausgeliefert. Das Projekt solle auf jeden Fall fortgesetzt werden. Die Initiative habe noch jede Menge alte Rechner und Laptops auf Lager, die aufgearbeitet werden könnten. Manderscheid wünscht sich zudem eine Begegnungsstätte, wo sich ukrainische Kinder und Jugendliche treffen und eventuell gemeinsam online am Unterricht in ihrer Heimat teilnehmen können, möglicherweise unterstützt von ukrainischen Pädagogen. Er hoffe dabei auf die Unterstützung von Stadt und Land.
Kontakt und Hilfsaktionen
Wer sich für das Projekt „Hey Alter“ interessiert oder Rechner für Schüler benötigt, kann sich an die Initiative wenden: essen@heyalter.com oder auf www.heyalter.com/essen/
Die Vereine und Institutionen der Margarethenhöhe sammeln gemeinsam unter Führung der Bürgerschaft Hilfsgüter und Spenden für die Menschen in der Ukraine. Dazu wurde eigens ein Spendenkonto eingerichtet.
Die Bürgerschaft hatte auch dazu aufgerufen, in der Margarethen-Apotheke am Laubenweg oder der Sommerburg-Apotheke an der Sommerburgstraße medizinisches Material wie Verbandszeug zu erwerben und für die Ukraine zu spenden. Man werde zudem zeitnah und umfassend darüber informieren, wie die Spendengelder verwendet würden.
Der 13-jährige Yuri aus Kiew profitiere bereits von der Arbeit der Initiative: Er sei bei einer Familie auf der Margarethenhöhe untergekommen und könne sich mit dem Rechner von „Hey Alter“ mit seinen Schulkameraden vernetzen und mit ihnen gemeinsam lernen.
Die Initiative „Hey Alter“ ist seit 2021 in Essen aktiv
Die Initiative „Hey Alter“ ist seit Februar 2021 in Essen aktiv. „Bis heute haben wir rund 1500 Rechner uminstalliert, davon über 600 bereits ausgeliefert“, so Manderscheid. Ein paar Hundert ausgemusterte Exemplare habe man noch auf Lager, die die ehrenamtlichen Helfer nach und nach in ihrer Freizeit wieder fitmachen wollen.
Der IT-Fachmann wünscht sich eine noch größere Resonanz der Essener Schulen, die keine Verantwortung für die Geräte übernehmen, sondern lediglich die Geschenke an bedürftige Kinder vermitteln sollten, wie Manderscheid betont. Wichtig seien allerdings engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die sich um die logistische Seite kümmerten, also einen Raum sowie Transport und Übergabe der Geräte organisierten.