Essen-Kupferdreh. Großbaustelle Nierenhofer Straße: Hier saniert Straßen.NRW die Fahrbahn, während ein Kfz-Unternehmer sich um seine berufliche Zukunft sorgt.
Eigentlich wäscht, putzt und poliert Thomas Backe (55) in seiner Car-Edelschmiede Fahrzeuge, gerade steuert aber kaum jemand seinen Hof an: „Seitdem die Baustelle auf der Nierenhofer Straße ist, habe ich so gut wie keine Anfragen mehr“, sagt der Unternehmer, der sich über fehlende Informationen zu der Baumaßnahme beklagt und um seine Existenz fürchtet.
Grund für seine Sorge ist vor allem die Dauer der Baustelle. Das gehe schon seit Ende Oktober so, dass die Kunden wegen dieser ausblieben. Von November bis Weihnachten verkaufe er sonst bis zu 40 Gutscheine, nennt er ein Beispiel: „Im Vorjahr war es einer.“ Er habe derzeit noch gerade einmal drei Autos zur Dauerpflege und keine Laufkundschaft und Kundenkontakte.
Seinen Beruf führt Thomas Backe seit 26 Jahren aus, zog 2016 von Velbert nach Essen mit der Car-Edelschmiede, in der er Außenwäsche, Innenreinigung, Lackaufbereitung anbietet und Scheiben poliert. Die Immobilie habe er von der Stadt Essen gepachtet. Jetzt blickt er auf die Baustelle und sagt: „Es geht nicht vorwärts.“ Wäre er rechtzeitig informiert worden, hätte er seine Kunden schon im Vorjahr über die erschwerte Zufahrt auf seiner Internetseite aufklären können. „Fange ich aber an, ihnen das am Telefon zu beschreiben, steigen sie im Laufe des Gesprächs aus“, lautet seine Erfahrung. Er sei zudem nicht der einzige Betrieb, dem frühzeitige Auskunft fehlte.
Die Landesstraße ist eine zentrale Verbindung zwischen den Essen und Velbert
Bei der aktuellen Baumaßnahme erneuert die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr die Fahrbahn der Nierenhofer Straße/Kohlenstraße (L439) zwischen Kupferdreh und Velbert-Nierenhof. „Die Landesstraße ist eine zentrale Verbindung zwischen den beiden Städten und hat eine hohe Bedeutung für Berufspendler und den Freizeitverkehr“, heißt es dazu. Laut aktueller Verkehrszählung werde die Straßen täglich von rund 10.000 Fahrzeugen genutzt, davon mache der Schwerlastverkehr (z.B. Busse und Lkw) etwa 2,5 Prozent aus.
Über diese beiden Straßen werden mehrere Gewerbegebiete erschlossen, zudem ist sie eine wichtige Strecke für Berufspendler in Richtung Essen. So sind die Nierenhofer und Kohlenstraße eine sehr wichtige Verbindung für die Region, daher investiere Straßen.NRW nun etwa drei Millionen Euro aus Landesmitteln in die Erneuerung der Fahrbahn. Die gesamte Baumaßnahme soll nun – Stand jetzt – bis zum Herbst 2022 dauern.
„Mit dem ersten Bauabschnitt haben wir im November begonnen, aktuell laufen die Arbeiten zwischen dem Eisenhammer Weg und dem Voßnacker Weg“, sagt Nadia Leihs von Straßen.NRW. Der Gehweg sei fast fertig, eine Fahrbahndecke müsse noch abgetragen werden, zudem entfernten sie derzeit das Kopfsteinpflaster darunter. Dann werde die Straße neu aufgebaut. Insgesamt soll es drei Bauabschnitte geben, erst im letzten Abschnitt soll es dann auch eine Vollsperrung geben. Und selbst dann sollen Anwohner und Betriebe ihre Gebäude erreichen können, versichert sie.
Straßen.NRW informiert mit Flyern, zudem ist die Bauleitung vor Ort ansprechbar
„Wir unterteilen die großen Abschnitte dabei nochmals in kleinere, so dass möglichst alle jederzeit erreichbar bleiben“, sagt sie. Wenn asphaltiert werde, käme man allerdings nicht um die Vollsperrung herum, dann aber würden alle zeitnah informiert. Schon vorher habe man mit den Betroffenen gesprochen, um sich möglicherweise nach großen Veranstaltungen oder Betriebsferien richten zu können.
„Wir informieren mit Flyern, zudem ist die Bauleitung vor Ort ansprechbar“, sagt Nadia Leihs. Thomas Backe habe bislang nicht in einem voll gesperrten Bereich gelegen, daher seien sie noch nicht auf ihn zugegangen. Immerhin sei der Betrieb erreichbar.
Die Stadt Essen soll die Stundung der Pacht angeboten haben
Bezüglich der Situation des Werkstattbesitzers könne sich dieser laut Stadt nun – „sofern er das Grundstück seines Betriebs von der Stadt Essen gepachtet hat“ – direkt an den für ihn zuständigen Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung wenden, bietet Stadtsprecher Patrick Betthaus an.
„Mit der Stadt habe ich gesprochen“, entgegnet Thomas Backe. Er hätte sich einen Mietnachlass gewünscht, angeboten worden sei ihm die Stundung der Pacht. „Das hilft mir doch nicht, dann sammelt sich ein ganzer Haufen Schulden an“, sagt er und hofft weiter nach einer Lösung. „Sonst kann ich mein Geschäft bald schließen.“