Essen-Freisenbruch. Rund 50.000 Liter Wasserverlust und 250 Euro Mehrkosten jeden Tag: Das Schwimmerbecken im Freibad Oststadt ist undicht. Generalsanierung geplant.

Mit seinen drei Becken im Außenbereich, den großen Liegewiesen und dem unlängst sanierten Hallenbad ist das Oststadtbad bei sportlichen Schwimmern, Kursteilnehmern wie Familien beliebt. Im Frühjahr 1975 eröffnet, wurden in das Hallenbad im Oststadtbad vor rund neun Jahren bereits 5,1 Millionen Euro investiert. Jetzt soll das Freibad für etwa 13,6 Millionen Euro saniert werden. Ein Grund sind hohe Wasserverluste im Sportbecken.

So großzügig das Freibad mit seinen rund 27.000 Quadratmetern und den abwechslungsreichen Angeboten ist, so werden die Anlagen doch seit 46 Jahren genutzt und haben baulich und technisch ihre Lebensdauer inzwischen weit überschritten. Zwar sei vieles ergänzt, verbessert und auch gewartet worden. Doch die Duschen und Umkleiden sind marode, die Technik überaltert. Im Freibad hat das bereits mehrfach zu technischen Ausfällen geführt, wegen denen der Badebetrieb unterbrochen werden musste. Daher wird eine Sanierung des gesamten Freibades dringend angeraten.

Im Laufe der Jahre hat der Verlust kontinuierlich zugenommen

Denn allein die Schäden im Sportbecken bedeuten erhebliche Mehrkosten. „In den letzten zwei bis drei Jahren war vermehrt zu beobachten, dass Wasser aus dem Sportbecken entweicht. Im Laufe der Jahre hat der Verlust kontinuierlich zugenommen“, beschreiben die Zuständigen der Sport- und Bäderbetriebe. Nach dem Saisonende 2021 sei dann sogar ein erheblicher Wasserverlust erkennbar gewesen.

Das Nichtschwimmerbecken soll nach ersten Plänen für die Sanierung umgebaut und zu einem Wasserspiel- und Aktivitätsbereich werden.
Das Nichtschwimmerbecken soll nach ersten Plänen für die Sanierung umgebaut und zu einem Wasserspiel- und Aktivitätsbereich werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Messungen hätten ergeben, dass es im Schnitt 50.000 Liter pro Tag seien. Um das Wasserniveau halten zu können, wird Wasser aus dem Stadtwassernetz nachgespeist: In der laufenden Badesaison bedeute das etwa 30 Liter Frischwasser pro Badegast. Während der Schließung des Freibades im Winterhalbjahr jedoch verursache das Nachfüllen erhöhte Betriebskosten, für Frisch- und Abwasser seien das zusätzlich etwa 250 Euro – jeden Tag.

Selbst verschiedene Fachfirmen hätten bislang jedoch keine eindeutige Leckstelle finden können. Es sei daher davon auszugehen, dass das Becken selbst, die Anschlussstutzen daran sowie das gesamte Leitungssystem im Erdreich an verschiedenen Stellen undicht seien und das austretende Wasser ins Erdreich versickere.

Verunreinigungen durch Schadstoffe sind weitgehend ausgeschlossen

Das Springerbecken wird aufgegeben, wenn die ersten Pläne für die Sanierung des Freibades Oststadt umgesetzt werden.
Das Springerbecken wird aufgegeben, wenn die ersten Pläne für die Sanierung des Freibades Oststadt umgesetzt werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Da es sich bei den Wasserverlusten um Trinkwasser oder Badewasser handelt, sind Verunreinigungen durch Schadstoffe weitgehend ausgeschlossen. Die geringe Chlorung des Badewassers stellt keine Beeinträchtigung dar“, heißt es zur Frage nach möglichen Gefahren. Auch mögliche Unterspülungen in der näheren Umgebung oder Absenkungen seien bisher nicht beobachtet worden. Nach einem Test mit Färbemitteln steht fest, dass die Verluste teilweise über die Kanalisation abgeführt werden. Deshalb gehen die Sport- und Bäderbetriebe davon aus, dass es keine konkrete Gefahr für Badegäste oder die Umwelt gibt.

Öffnungszeiten und Besucherzahlen

Aktuell hat das Oststadtbad, Schultenweg 44, von montags bis freitags von 6.30 bis 20 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

Wie man an der Entwicklung der Besucherzahlen sieht, hat die Corona-Pandemie - wie in allen Bädern in Deutschland - laut Sport- und Bäderbetrieben zu einem erheblichen Rückgang der Besucherzahlen und damit verbunden auch Einnahmeausfällen geführt. Die Sport- und Bäderbetriebe gehen aber davon aus, dass sich die Situation in diesem Jahr wieder normalisiert.

Die Besucherzahlen für das Freibad, in Klammern die jeweilige Zunahme oder Reduktion im Vergleich zum Vorjahr: 2018 79.408; 2019 55.191 (-30,50 Prozent); 2020 25.552 (-53,70 Prozent); 2021 35.674 (+39,61 Prozent)

Die Zahlen für das Hallenbad: 2018 75.692; 2019 89.925 (+14,84 Prozent); 2020 34.603 (-60,19 Prozent); 2021 30.952 (-10,55 Prozent)

Eine Reparatur des Beckenkörpers wie der Leitungen und Anschlüsse würde sich offenbar schwierig gestalten und wäre zudem mit enormem baulichen und finanziellen Aufwand verbunden: Erste Schätzungen hätten Sanierungskosten von etwa 1,3 Millionen Euro ergeben, die Bauzeit wird zudem auf mehrere Monate geschätzt. Das Fazit: „In diesem Zeitraum wäre das Freibad nicht nutzbar. Eine kurzfristige Beseitigung der Schadensursache ist somit nicht möglich.“

Das Schwimmerbecken wird ein multifunktionales Sport- und Freizeitbecken

Wird das Freibad stattdessen saniert, soll es danach ein neu gestaltetes Areal samt neuen Elementen geben. Der Vorentwurf der Architekten sieht zunächst einen zentralen, neu gestalteten Zugang vor sowie einen durch die Eingangshalle des Hallenbades. Beide sollen automatische Kassen erhalten, davor soll eine kompakte Fahrradstellplatzanlage installiert werden.

Das Areal des Freibades Oststadt ist rund 27.000 Quadratmeter groß, hier der Blick auf die Hochhäuser im benachbarten Bergmannsfeld.
Das Areal des Freibades Oststadt ist rund 27.000 Quadratmeter groß, hier der Blick auf die Hochhäuser im benachbarten Bergmannsfeld. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Schwimmerbecken (50 Meter) wird demnach ein multifunktionales Sport- und Freizeitbecken. Das soll längs geteilt werden, so dass drei Schwimmbahnen (á 50 Meter) bleiben, im nördlichen Teil soll es neben einer Wasserkanone und Wasserliegen auch eine breite Rutsche und einen Wasserpilz geben. Im bisherigen Nichtschwimmerbecken – dieses soll komplett verfüllt und zu einem Wasserspiel- und Aktivitätsbereich werden – sind ein Wasserspielgarten mit Segelüberdachung, ein Bachlauf und eine Matschzone geplant. Auch eine Rutsche soll es geben – ein Springerbecken nicht mehr, das soll aufgegeben werden.

Freibadgastronomie mit entsprechenden Stühlen und Sonnensegeln

Es werden nach dem Entwurf zudem neue Umkleiden, Toiletten und Duschen sowie mehr Grünflächen entstehen, denn die derzeitigen befestigten Flächen sollen durch Rasen ersetzt werden, so weit es geht. Dort, wo sich heute die Verwaltung befindet, soll der Gastronomiebereich folgen, für die Freibadgastronomie sind entsprechende Stühle und Sonnensegel vorgesehen.

Bis die Arbeiten im Freibad starten können, wird es allerdings dauern, einen Baubeginn nennt die Stadt derzeit nicht. Und die Grundlagen- und Vorentwurfspläne für die umfassende Sanierung stammen bereits aus dem Jahr 2019. Das Ganze soll nun in einem weiteren Prozess mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten in den Folgejahren – frühestens 2023 – abgestimmt und weiterverfolgt werden. Die reine Bauzeit dürfte dann schätzungsweise 18 Monate betragen.

Die Vorfreude ist schon jetzt nicht nur bei Ratsleuten wie Michaela Heuser (SPD) groß. Sie fasst zusammen: „Das ist ein riesiges Projekt für uns hier in der Oststadt und natürlich sehr wünschenswert.“ Und bis dahin kündigen die Sport- und Bäderbetriebe für die bevorstehende Freibadsaison an: „Der Betrieb des Sportbeckens ist im Hinblick auf die Wasserverluste vorerst noch möglich.“