Essen-Borbeck. In Essen-Borbeck wurde eine Fröbel-Kita mit 45 Plätzen eröffnet. Warum sich dies auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nicht entgehen ließ.
An der Borbecker Marktstraße eröffnet die Fröbel-Gruppe ihren siebten Kindergarten in Essen und den zweiten im Stadtteil Borbeck. Betreut werden dort künftig 45 Kinder. Ein wichtiger Schritt, denn in Essen sind Kita-Plätze weiterhin knapp.
Die Fröbel-Gruppe ist mit über 200 Einrichtungen Deutschlands größter freigemeinnütziger Träger von Kindergärten, Krippen und Horten und leistet so einen Beitrag zur Minderung des Kitaplatz-Notstands – auch in Essen. Aktuell fehlen rund 1400 Betreuungsplätze in der Ruhrmetropole, heißt es bei der Stadt. Man wolle die Lücke bis zum Sommer 2023 zu zwei Dritteln geschlossen haben.
In Borbeck sind auf über 400 Quadratmetern Fläche Gruppen- und Schlafräume untergebracht, Toiletten, ein großer Turnsaal, eine Bibliothek, ein Bistro mit Durchreiche zur Küche, die bis zu drei Kitas versorgen könnte. Was es für die Kinder an frisch gekochter und gesunder Kost gibt, verrät das Büffet mit Rohkost, Obst, Salaten und Gebäck. Das Außengelände wird auf dem bisherigen Parkdeck angelegt. Mit Felsenbirne und Fächerahorn, Obstbäumen und Hochbeeten, einer Bühne, Sandspielplatz und naturnahen Spielgeräten.
Zur Eröffnung Besuch von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas
Die Eröffnung hatte daher prominenten Besuch: Geschäftsführer Stefan Spieker: „Noch nie hatten wir einen so großen politischen Bahnhof.“ Nicht alle Tage weiht Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eine Kita ein, unterstützt von Oberbürgermeister Thomas Kufen und SPD-Landtagschef Thomas Kutschaty.
Bärbel Bas erklärt: Da sei erst einmal der Umstand, dass es Fröbel-Gruppen in bereits zwölf Bundesländern gebe und dort gute Arbeit geleistet werde. Und zweitens habe Fröbel-Fachberater Fabian Spies sie angesprochen: „Du wohnst doch direkt nebenan in Duisburg.“ Das mit dem „mal eben schnell vorbeikommen“ sei dann doch nicht so einfach gewesen, aber nun habe es ja geklappt.
Kinder singen zur Begrüßung das Steigerlied
Mit Kohle, Grubenlampen und Helmen bestückt, sehen die Kinder aus, als kämen sie gerade „vonne Schicht“ auf der nahegelegen Zeche Wolfsbank. Der hohe Besuch singt das Steigerlied mit, das die jungen Bergleute voller Inbrunst schmettern. Bärbel Bas ist nach einer Besichtigungstour begeistert und ruft den Kindern zu: „Mein Haus ist fast so schön wie eures.“ Sie meint den Reichstag in Berlin. Bärbel Bas ist protokollarisch erste Frau im Staat, was sie aber nicht daran hindert, Spaß zu haben, sich im Stuhlkreis den Fragen aus Kindermund zu stellen. Was die zwei Borbecker Kufen und Kutschaty schmunzeln lässt.
Sieben Standorte in Essen
Der überregionale Träger „Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH“ ist nun an sieben Standorten in Essen vertreten: Neben den Ruhrknirpsen Kupferdreh, den Weltentdeckern Gerschede, dem Kindergarten am Alfried Krupp Krankenhaus, der Kindervilla Kray und dem Kindergarten Zollvereinstraße gibt es mit der Kita Sterntaler in der Zweigstraße eine zweite Fröbel-Filiale in Borbeck. Weitere Infos über die Kita Marktstraße 57 sowie zu Stellenangeboten unter www.marktstrasse-essen.froebel.info.
Die Kinder schenken ihrem Besuch gebackene Borbecker Groschen. Die verweisen auf die uralte Geschichte vom Münzmeister Jasper, der sich vom Teufel verführen ließ. Soviel Lokalpatriotismus muss sein. Einer der Schwerpunkte soll schließlich Stadtteilgeschichte bilden, die Kita liegt in einem der ältesten Stadtteile Essens.
Ein Künstler wird vor Ort mit den Kindern an ausgewählten Projekten arbeiten
Auch kulturelle Bildung kommt nicht zu kurz, in einem Atelierraum wird künftig ein Künstler vor Ort mit den Kindern zweimal pro Woche an Projekten arbeiten. Die Bewerbungsfrist läuft noch.
Der Standort wurde bewusst gewählt mit seiner zentralen Lage und guter Bus- und Bahn-Anbindung. Die Kinder finden bei Einrichtungsleiterin Natalie Schnell und ihrem Team gute Bedingungen vor. Im Entree warten zwei gemütliche Ohrensessel und ein Kaminfeuer auf Gäste. Ganz bewusst soll hier eine heimelige Atmosphäre geschaffen werden.
Die sehr hellen Räume sind mit viel Holz gestaltet
Alle Räume sind hell und mit viel Holz nahezu plastikfrei gestaltet. Hier habe man sich an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtet und nicht am Geschmack der Erwachsenen, heißt es beim Rundgang. Das passt zum Leitbild „Kompetenz für Kinder“ der Fröbel-Gruppe. Namensgeber Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) gilt als der Erfinder des Kindergartens
Kita steht mitten im Stadtteil und nicht auf der grünen Wiese
In den Einrichtungen der Fröbel-Gruppe werden 19 000 Kindern von 4 500 Mitarbeitern betreut. Geschäftsführer Stefan Spieker betont, man arbeite sehr gut zusammen mit den Fachpolitikern: „Aber wir nehmen wahr, dass Spitzenpolitiker spätestens beim dritten Satz zu den Schulen abschweifen.“ Doch mittlerweile erlebe man eine Wende: „Der Mittelpunkt, das sind die Kinder.“ Diese Botschaft komme nun auch „ganz oben“ an.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas lobt: „Hier hat man sich bewusst dazu entschieden, in den Stadtteil zu gehen, und nicht auf der grünen Wiese zu bauen.“ Der Kindergarten wurde eingerichtet im alten Ladenlokal der Familie Balster, ein 1957 gegründetes Elektrofachgeschäft. Hier ging eine Tradition. Das erleben die Menschen überall und es schmerzt sie. Umso besser, wie hier ein Leerstand vermieden wurde, sagt OB Kufen: „Wo früher Kühlschränke verkauft wurden, wird jetzt gespielt. Wir müssen Platz schaffen für Kinder und ihre Eltern.“ Die Fachkräfte hätten viel geleistet in der Pandemie: „Wenn doch alle so viel Pragmatismus gezeigt hätten in der Zeit.“
Der Borbecker Landtagsabgeordnete Kutschaty kennt sein Quatier bestens und erklärt den staunenden Kindern: „Da drüben bin ich geboren, da hinten war meine Schule. Und 1993 habe ich hier eine Einbauküche gekauft.“ Es sei schon traurig, wenn solche Geschäfte leer stünden: „Etwas Besseres als eine Kita hätte uns da gar nicht passieren können.“