Essen-Werden. Die Werdener Wiesn an der Ruhr sind ein beliebtes Ausflugsziel. Mit welchem Angebot es in diesem Frühjahr dort weitergehen soll.
Bis zu seinem Arbeitsplatz am Ufer der Ruhr in Werden legt Mali Sirin jetzt rund 670 Kilometer zurück. Der in der Türkei geborene 38-Jährige ist seit vergangenem Jahr Wahl-Züricher. Doch ein Verpachten seiner „Werdener Wiesn“ oder gar ein Verkauf kamen für ihn nicht in Frage. Wobei es durchaus ernsthafte Angebote gab. Doch nichts konnte Sirin umstimmen: „Den Biergarten gebe ich nicht auf.“
Dabei hätte er allen Grund gehabt, einen Schlussstrich zu ziehen. Da waren die Sorgen der pandemiebedingten Schließungen und das Hochwasser im Juli und die damit verbundenen finanziellen Verluste von etwa 70.000 Euro. Aber den verheerenden Wellen der Ruhr folgte viel Hilfsbereitschaft. Gerade die in der Not erfahrene Solidarität der Werdener werde er nie vergessen, sagt Mali Sirin.
Sirin will die Werdener Wiesn weiterführen
Die Familie lebt dennoch mittlerweile in Zürich. Ehefrau Selma ist Ärztin und arbeitet nun in der Radiologie des Kinderspitals Zürich mit der Eleonorenstiftung als Träger. Die Sirins zogen dafür vom Ruhrgebiet in die größte Stadt der Schweiz. Der dreifache Vater stellte erstaunt fest, dass sich Zürich am gleichnamigen See und das beschauliche Werden an der Ruhr vom Menschenschlag her gar nicht so sehr unterscheiden. In seiner Zeit als Fußballprofi hatte Sirin unstetes Leben zu Genüge kennengelernt und war umso froher, als er und seine Familie in Werden einen sicheren Hafen fanden.
Spätestens nachdem er vor acht Jahren die „Werdener Wiesn“ am Ruhrufer mit seinem offenen Wesen und viel Herzlichkeit eröffnete, sind er und sein direkt am Ruhrtal-Radweg gelegener Biergarten geradezu eine waddische Institution geworden mit den langen Bierzelttischen, dem Blick aufs Wasser, die Tretboote, die Schwäne. An Wochenenden und zur sommerlichen Hochsaison will der Gastronom vor Ort sein und sich um seine Gäste kümmern.
Biergarten bekommt neuen Foodtruck
Doch die Strapazen der Pendelei haben ihm aufgezeigt, wo seine Grenzen sind. Also sammelte Mali Sirin in den vergangenen Monaten ein Team um sich, dem er vertraut. Die Betriebsleitung übernimmt Stefanie Kleber, die bis 2016 das benachbarte Kinder- und Familiencafé „Krümellounge“ führte. An ihrer Seite werden die Ur-Werdener Jörg Brust und Mark Simanowski stehen, die bisher gerne zu Gast waren und nun auf die Thekenseite wechseln. Zum bekannten Getränkesortiment wird es warme Speisen geben. Und zwar nicht mehr in Kooperation mit diversen Foodtrucks, sondern mit einem eigenen, neuen Wagen. Der vom Hochwasser mitgerissene Vorgänger ist nie wieder aufgetaucht aus den Fluten.
Geboten werden soll eine kleine Auswahl – Klassiker wie Pommes und Bratwurst, aber auch vegetarische und vegane Alternativen, Ofenkartoffeln und Flammkuchen. Beim Geschirr werde auf Nachhaltigkeit geachtet. Sirin habe sich in all den Jahren aufgeregt über Berge achtlos weggeworfenen Mülls am Ruhrufer. Das passe nicht zu diesem schönen Flecken Erde, den er auch weiterhin so oft wie möglich aufsuchen wird. Trotz 670 Kilometern Anfahrt.
- Mitte März möchten Malis Werdener Wiesn mit neuem Team auch ganz offiziell in die Freiluftsaison starten.
- Gäste können auf der Facebook-Seite nachschauen, wann der Biergarten am Ruhrufer geöffnet ist und ob Livemusik, Public Viewings oder Kinderfeste anstehen.
- Zukünftig möchten sich die Wiesn noch mehr den Familien öffnen, das Angebot für Kinder ausbauen. Ein Spielplatz mit Sandkasten soll entstehen, zeitweise eine Hüpfburg aufgebaut werden.