Frohnhausen. Johann Schornack hat am 1. März seinen 110. Geburtstag gefeiert. Was dem ältesten Essener wichtig ist und wie er eine Corona-Infektion überstand.

Am 29. Februar 1912 wurde Johann Schornack geboren. Damit ist er nicht nur der älteste Essener, sondern wahrscheinlich auch der älteste Mensch der Welt, der bestätigt an einem Schalttag geboren wurde. Zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise, zwei Pandemien und noch mehr: In 110 Jahren hat Schornack, der seit sechs Jahren im Alfried-Krupp-Heim in Frohnhausen zu Hause ist, vieles erlebt. Zum Geburtstag erzählt er von einigen prägnanten Ereignissen und darüber, was ihm im Leben wichtig ist.

Ein Ereignis, dass Johann Schornack maßgeblich prägte, war der Zweite Weltkrieg. Er selbst sei ein großer Pazifist, betont der Essener. Deswegen sei er froh darüber gewesen, nicht als Soldat einberufen worden zu sein. Stattdessen habe man sich seiner Fähigkeiten als Kfz-Mechaniker bedient. Schornack war Teil einer Gruppe, die Amphibienfahrzeuge baute. Das sind Fahrzeuge, die sowohl auf dem Land als auch auf der Wasseroberfläche fahren können. Sein Bruder, mit dem er viele Jahre zusammen gearbeitet habe, sei weniger glücklich davon gekommen, berichtet Schornack. Er habe vier Jahre an der Front gekämpft und sei danach zwei Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gewesen.

Leidenschaft für Autos begleitete ältesten Essener

Seine Leidenschaft für Autos hat Schornack durch all die Jahre begleitet. Lange Zeit habe er als Kfz-Mechaniker bei Opel und Ford gearbeitet, erzählt der Essener. Dann habe er sich als Autohändler selbstständig gemacht. Außerdem habe er in einem Kiosk am Frohnhauser Platz gearbeitet und dort Tabakwaren verkauft. Am meisten stolz ist er aber auf seine Zeit als Mechaniker: „Wir waren die besten. Lange Zeit waren wir die einzige Werkstatt in der Gegend, die BMWs reparieren konnte.“ Als einer der wenigen Betriebe hätten sie außerdem schon elektrische, mechanische und Lackierarbeit verrichtet.

Seine Liebe zu Autos zeigt sich auch noch im hohen Alter. Bis zu seinem 100. Geburtstag fuhr er noch selbst, dann musste er seinen Führerschein abgeben. Zu Unrecht, wie Schornack findet: „Ich kann zwar nicht mehr richtig laufen, aber fahren verlernt man nicht. Das habe ich im Blut.“

Johann Schornack sieht sich als echten Essener: Er ist in Essen geboren, hat sein ganzes Leben hier verbracht und ist auch nur wenig verreist. Sein einziges Mal im Ausland sei eine berufliche Reise nach Frankreich gewesen, erzählt er. Die habe er zwar sehr genossen, es habe für ihn aber nie zur Debatte gestanden, das Ruhrgebiet dauerhaft zu verlassen. „Essen ist meine Heimat. Ich wollte nie weg. Die Menschen hier sind etwas ganz Besonderes“, betont Schornack.

Was den Essener Johann Schornack durch die schweren Zeiten gebracht hat

Durch schwierige Phasen habe ihn die Einstellung gebracht, das Beste aus den Gegebenheiten zu machen, sagt der 110-Jährige. Für ihn gehöre Genügsamkeit zu einem glücklichen Leben dazu – auch wenn er betont, immer Glück gehabt zu haben: „Ich konnte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Das geht natürlich nicht allen so.“

Auch gesundheitlich sei das Glück stets auf seiner Seite gewesen. Medizinische Eingriffe seien immer problemlos abgelaufen. Dieses Glück scheint anzuhalten, da Johann Schornack gerade erst eine Corona-Infektion hinter sich hat. Der Verlauf sei sehr glimpflich gewesen und es gehe ihm gut, berichtet er. Den Ärzten und Pflegekräften im Heim sei er sehr dankbar. „Ich habe durch meine Arbeit viele verschiedene Menschen und Berufe kennengelernt“, sagt Schornack. Den meisten Respekt habe er immer für medizinisches Personal gehabt.

Familie hat der älteste Essener nicht mehr

Hilfsbereitschaft sei für ihn die wichtigste Eigenschaft eines Menschen, betont Schornack. Er rät: „Versuchen Sie immer, Gutes zu tun. Meistens kommt es auch zurück.“ Er selbst habe immer versucht, Menschen zu helfen. Deshalb spricht er sich auch für Toleranz aus und dafür, Menschen eine Chance zu geben, sich zu beweisen.

Seinen Geburtstag feiert Johann Schornack seit je her am 1. März nach. So auch in diesem Jahr. Viel Besuch bekommt er aber nicht. Familienangehörige hat der 110-Jährige nämlich keine mehr. Einzig mit einem ehemaligen Lehrling steht er noch in Kontakt. Der mittlerweile selbst schon über 90-Jährige hat zum Geburtstag angerufen und gratuliert.