Essen-Nordviertel. Die Awo hat ihre Pflegeschule in Essen saniert. Die Bildungseinrichtung war einst ein jüdisches Kinderheim. Ein Besuch vor Ort.
Die Sanierung der Pflegeschule der Essener Awo an der Peterstraße ist abgeschlossen. Schulleiterin, Awo-Chef und Architekt freuen sich besonders über die digitale Ausstattung.
„Lernklima fängt mit den Räumen an“, findet Awo-Geschäftsführer Oliver Kern und freut sich, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Hedwig-Levy-Hauses problemlos verlief. Trotz Corona seien keinerlei Schwierigkeiten aufgetreten, betont Architekt und Bauleiter Peter Sager. Für insgesamt 775.200 Euro wurde unter anderem die Haustechnik in dem zweigeschossigen Backsteinbau aus dem Jahr 1925 erneuert und neue Leitungen gelegt.
Brunnen bei Bauarbeiten an Essener Pflegeschule gefunden
Auch an der Inneneinrichtung wurde gearbeitet: Wo einst grauer Teppichboden lag, laufen Schüler und Schülerinnen jetzt über Kautschuk. „Es ist eine Kombination aus alt und neu“, beschreibt Schulleiterin Ulrike Münkel. Das Hedwig-Levy-Haus diente bis zur Reichspogromnacht 1938 als jüdisches Kinderheim und ging dann in den Besitz des Bistums über. Seit 1996 ist das Gebäude an der Peterstraße im Essener Nordviertel Heimat des Bildungsinstituts. Im Innenhof stehen jetzt Bänke unter einer Glasüberdachung, außerdem wurde bei den Bauarbeiten ein Brunnen entdeckt, der jetzt ebenfalls zur Geltung kommt.
Der Schwerpunkt der Arbeiten lag in der Erhaltung des Status als Denkmal, schildert Sager. So isoliert eine zusätzliche Verglasung der Fenster die Seminarräume, um den Charme des Hedwig-Levy-Hauses beizubehalten. Eine Besonderheit: Das Atrium als Multifunktionsraum im neu isolierten, schallgeschützten Dachgeschoss bietet eine ungestörte Lernatmosphäre.
Ausbildung zu Pflegefachkräften und Fortbildung
Elf Klassen werden momentan im zweistöckigen Gebäude in einer dreijährigen Ausbildung zu Pflegefachmänner und -Fachfrauen ausgebildet. Zudem bietet die Awo verschiedene Fortbildungen in den Räumlichkeiten an. Laut Sager kann von Glück gesprochen werden, dass während der Bauarbeiten keine Schwierigkeiten oder Lernstörungen entstanden.
Die schönsten Räume bringen jedoch nur wenig ohne die entsprechende Ausstattung. Dafür griff die Awo für die 200 Pflegeschüler und -schülerinnen im Hedwig-Levy-Haus auf das Landesprogramm „Digitalpakt Schule NRW“ zurück und beantragte laut Münkel rund 50.000 Euro für interaktive Touchdisplays sowie Laptops. Vom Pflegemangel ist hier an dem Bildungsinstitut noch nichts zu spüren: „Wir haben derzeit sogar Wartelisten für die Anmeldungen“, erklärt Ulrike Münkel.