Essen-Altenessen. Rund 30 Kinder kommen täglich zur Essener Jugendfarm. Das Team aus Sozialarbeitern will, dass sie dort die Corona-Pandemie vergessen. Ein Besuch.

Wer zur Jugendfarm nach Altenessen kommt, soll Schule, Corona und sein Smartphone für eine Weile hinter sich lassen. Ein Team aus Sozialarbeitern will, dass sich Kinder und Jugendliche hier mit Gleichaltrigen austauschen und einen Bezug zu Natur und Tier bekommen. In Pandemie-Zeiten auch eine zusätzliche Entlastung für Eltern.

Sozialpädagogen arbeiten auf Essener Jugendfarm

Durch die Stäbe des großen Eingangstors fällt sofort die Reifenschaukel an einem der Bäume auf dem etwa vier Hektar großen Gelände an der Altenessener Kuhlhoffstraße ins Auge. „Selbst Stubenhocker bauen schnell eine Bindung zu unseren Tieren auf“, erzählt Jacqueline Stahl, eine der vier Sozialpädagogen der Jugendfarm und bleibt vor der Pferdekoppel stehen.

Einige Ponys müssen seit einer Weile inhalieren, dafür tragen sie eine Maske vor Mund und Nase. Was bei den Menschen die Hausstaub-Allergie ist, heißt bei den Pferden Heustauballergie. „Zum Glück ist es nicht weiter gefährlich“, erklärt Stahl, die weiß, dass einige der Tiere auch unter Asthma leiden und vom Tierarzt im Blick behalten werden. „Ansonsten sind sie aber belastbar.“ Das freut die Kinder, die es lieben, sie zu striegeln, mit Möhren zu füttern und auf ihnen zu reiten.

100 Tiere leben auf Essener Jugendfarm

Insgesamt wohnen rund 100 Tiere auf der Jugendfarm, darunter nicht nur Pferde, sondern auch Schweine, Hühner, Meerschweinchen und Kaninchen. Die Tiere leben überwiegend im Freien, werden vom Sozialarbeiter-Team, den Praktikanten, aber auch den Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 14 Jahren versorgt. Die Schüler kommen in ihrer Freizeit und den Schulferien zur Kuhlhoffstraße.

Jacqueline Stahl weiß, dass die Zeit auf der Farm für viele eine willkommene Abwechslung ist. Sie dürfen Zeit mit Kaninchen, Meerschweinen, Ponys und Hühnern verbringen, sie füttern, streicheln und somit auch Zugang zur Natur erhalten. Ihr Zusammensein erfüllt laut Stahl dadurch einen pädagogischen Zweck: „Wir bekommen die Rückmeldung vieler Eltern, dass ihre Kinder ausgeglichener sind“, so die Sozialpädagogin und Pferdetrainerin.

Anmeldung für Osterferienprogramm

Die Jugendfarm an der Kuhlhoffstraße ist Teil der Jugendhilfe Essen und ist montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr geöffnet.

Ein Großbrand zerstörte 2018 die Scheune der Essener Jugendfarm. Dort, wo bis dahin eine 35 mal 40 Meter große Scheune stand, ist eine Freifläche mit Trampolin, Feuerstelle und Sitzecken entstanden. Die Schadenshöhe betrug 500.000 Euro. Bis heute ist die Brandursache ungeklärt. Tiere und Menschen blieben unverletzt.

Das viertägige Osterferienprogramm kostet 24 Euro. Infos und Anmeldung unter www.jh-jugendfarm-essen.de

„Viele Regeln gibt es nicht, aber die wenigen werden von den Kindern eingehalten.“ Dabei geht es um Respekt – für die Tiere und füreinander: „Du behandelst das Tier gut – dann behandle auch deine Mitmenschen gut“, lautet die Devise. Die Farm ist ein Mix aus Freizeitstätte und Naturschule, was neben Tierfütterung, Basteln und Tanzkursen, die Lehm-Tipis inmitten des Hofs beweisen. Gebaut wurden sie während eines Ferien-Camps. „Dafür mussten die Kinder erst einmal den Lehm treten, um ihn dann an den aufgestellten Holzstäben zu befestigen. Ebenfalls neu dabei: Ein Lehmofen, in dem die jungen Baumeister während des Sommers Pizza gebacken haben.

Koch-, Back- und Spielangebote auf Essener Jugendfarm

Die Sozialarbeiterin Jaqueline Stahl zeigt den neuen Lehmofen auf der Essener Jugendfarm.
Die Sozialarbeiterin Jaqueline Stahl zeigt den neuen Lehmofen auf der Essener Jugendfarm. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auf dem Weg zum Kaninchenstall der Familie Bert – nach Kaninchen-Papa Herbert benannt – kommt Schwein Willi vorbei. Vormittags ist Willi meist allein unterwegs und auf Futtersuche. Doch nach der Schule wird es trubelig auf der Jugendfarm. Kinder, die nicht in den Offenen Ganztag ihrer Schule gehen, kommen gerne hierher und nehmen an den Koch-, Back- und Spielangeboten teil. Die Farm schafft dadurch nicht nur ein Freizeit-Programm, sondern laut Stahl einen Ort für „Integration und Austausch.“ Da bleibe das Smartphone gerne in der Tasche.

Auf den Austausch wird auch bei den regelmäßig stattfindenden Farmkonferenzen Wert gelegt. Dann können die Kinder ihre eigenen Ideen einbringen. „Partizipation ist uns sehr wichtig“, so Stahl. Beliebte Vorschläge sind Ponyreiten, Feuermachen, Kochkurse und Übernachtungspartys.