Essen-Werden. Die Stadt Essen hat den Kauf des Steinbruchs an der Laupendahler Landstraße in Werden beschlossen. Warum der Naturschutz hier Vorrang hat.
- Freizeit oder Naturschutz bzw. Freizeit und Naturschutz? Diese Frage stellte sich für das Gelände des Steinbruchs an der Laupendahler Landstraße in Essen-Werden, das der Ruhrverband verkauft.
- Denn: Seit vielen Jahren sind dort Uhus heimisch geworden und ziehen ihre Brut groß.
- Beides geht nicht, sagt die Untere Naturschutzbehörde. Nun kauft die Stadt den Steinbruch – mit dem Anspruch, die Tiere zu schützen.
Die Stadt Essen wird den Steinbruch an der Laupendahler Landstraße kaufen und als Naturschutzgebiet ausweisen. Dies beschloss der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen in seiner Sitzung am 3. Februar.
Diskussion um Freizeitgestaltung und Naturschutz
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Den Eigentümer freut es: Bereits im Jahr 2019 hatte der Ruhrverband für das 3,5 Hektar umfassende Areal Verkaufsabsichten angezeigt. Damit wurde eine Diskussion um Freizeitgestaltung und der Möglichkeit gleichzeitigen Naturschutzes ins Rollen gebracht. Denn seit mehr als zehn Jahren ist der Steinbruch das Revier von Uhus.
Die besonders geschützte und störanfällige Tierart nutzt das aus zwei kleineren Felswänden bestehende Gelände fast ganzjährig: als Balzplatz, als Brutplatz, um seine Jungen großzuziehen, und als Versteck, Ruheplatz und Habitatzentrum.
Ruhrverband hatte Fläche im Jahr 2016 aufgegeben
Früher hat der Ruhrverband im Steinbruch Klärschlämme getrocknet und zwischengelagert. Diese Aufgabe hat schon seit längerem die Kläranlage in Kettwig übernommen. Im Jahr 2016 stellte der Ruhrverband die wasserwirtschaftlichen Tätigkeiten an der Laupendahler Landstraße deshalb ein, die Silos wurden entfernt. Die Natur eroberte sich das Gebiet zurück – und ein Uhu-Pärchen siedelte dauerhaft.
Da der Ruhrverband Flächen, die nicht mehr betriebsbedingt genutzt werden auch nicht mehr unterhalten will, sei der Verkauf der Fläche 2019 eingeleitet worden, erläutert Markus Rüdel, Sprecher des Verbandes. Mehrere Interessenten habe es für das Grundstück gegeben, von denen aber nur die Essener Sektion des Deutschen Alpenvereins näher in Betracht gekommen sei.
Grundstück ist zu klein für eine parallele Nutzung
Der Verein strebte an, den Steinbruch für den Klettersport zu nutzen, ohne den Uhu zu verdrängen. Im Februar 2021 stellte er sein Konzept für eine Freizeitanlage öffentlich vor. Sowohl der Naturschutzbund Nabu als auch die Bezirksvertretung IX reagierten mit Skepsis.
Uhus reagieren besonders auf Störungen
Ein Ziel des neuen Landschaftsplans für das Gebiet der Stadt Essen soll es sein, den Artenrückgang zu verringern.Naturschutz werde in die Land-, Forst- und Wasserwirtschaft sowie die Erholungsnutzung und die Stadtentwicklung integriert. Damit könnten Arten geschützt werden, die auf menschliche Störungen nicht mit Abwanderung reagieren. Im Falle des Steinbruchs werde zusätzlich eine besonders störanfällige Art wie der Uhu geschützt, so die Stadt.
Daher prüfte die Untere Naturschutzbehörde, ob der Lebensraum des Uhus durch andere Nutzungen gestört würde. Die Berücksichtigung aller Belange ergab, dass eine parallele Nutzung des Steinbruchs, zum Beispiel für sportliche Zwecke oder zur Naherholung, aufgrund der geringen Grundstücksgröße und der Habitatansprüche des Uhus nicht möglich sind.
„Der Kauf durch die Stadt Essen ist eine gute Lösung, um den Uhu zu schützen“, so Markus Rüdel. Der Steinbruch soll künftig als Naturschutzgebiet ausgewiesen und in den Landschaftsplan der Stadt Essen aufgenommen werden.