Essen-Borbeck. In einer neuen Beratungsstelle in Essen-Borbeck können Kinder und Jugendliche über ihre Probleme reden. Warum das Diakoniewerk dies anbietet.

Stress in der Schule, Ärger mit den Eltern oder läuft das Leben derzeit einfach völlig neben der Spur? Das Diakoniewerk Essen bietet ab sofort Kindern und Jugendlichen eine besondere Sprechstunde an, um über ihre ganz eigenen Probleme zu reden. Was es mit dem neuen Angebot im Evangelischen Jugendfreizeithaus Coffee Corner an der Bocholder Straße auf sich hat.

  • Die Erziehungsberatung Borbeck des Diakoniewerks Essen gibt es schon seit dem Jahr 2004
  • Seit 2019 nennt sich die Einrichtung „Familienraum Borbeck“
  • Nun hat das Team eine neue Außensprechstunde nur für Kinder und Jugendliche eröffnet.

Die Idee zum neuen Angebot kommt direkt aus Borbeck. Konkret vom Team der Einrichtung „Familienraum Borbeck“, die das Diakoniewerk Essen schon seit dem Jahr 2004 betreibt. „Damals hieß die Einrichtung an der Bocholder Straße noch Erziehungsberatungsstelle“, erklärt Sozialarbeiter Bastian Schwarz, der seit 2013 zum Team gehört. Auf der Agenda standen klassische Themen wie Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule, Probleme während der Pubertät und die Beratung von getrennt lebenden Eltern, „weil das immer ein ganz besondere Situation ist.“ Konflikte zwischen Eltern und Kindern löste man in der Regel in Einzel- und Gruppengesprächen.

Erziehungsberatungsstelle heißt seit 2019 „Familienraum Borbeck“

Seit dem Jahr 2019 nennt sich diese Gruppe aus insgesamt sieben Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit diversen Zusatzausbildungen sowie einer Psychologin nun „Familienraum Borbeck“. Nicht zuletzt deshalb, um den veränderten Aufgabenstellungen gerecht zu werden. „In der Corona-Pandemie ist die psychische Anspannung der Kinder stark gestiegen“, sagt Schwarz. „Zunehmende Isolation durch Kontaktsperren, dazu eingeschränkte Teilnahme am sozialen Leben belasten Eltern wie Kinder zunehmend.“ Das Portfolio des „Familienraums“ gehe über das einer Erziehungsberatung deutlich hinaus. (siehe Info).

Kontakt zu „Familienraum Borbeck“

Der Familienraum Borbeck ist eine Einrichtung des Diakoniewerks Essen. Fachkräfte bieten dort Beratung und therapeutische Begleitung für Familien, Mütter und Väter, Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene an.

Die Gruppe berät derzeit an der Markscheide 26 in Essen-Altendorf, wird aber voraussichtlich Februar 2022 wieder an die Bocholder Straße 5a, schräg gegenüber des früheren Standortes, zurückkehren. Kontakt: Montag bis Freitag unter 0201 2664-195411

So verwundert es nicht, dass das nun neu geschaffene Angebot speziell für Kinder und Jugendliche im Coffee Corner über das bundesweite Projekt „Aufholen nach Corona“ finanziert wird. Ziel der Kampagne des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ist es, Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen durch Corona auszugleichen.

Neues Angebot im Coffee Corner berät Kinder dort, wo sie ihre Freizeit verbringen

„Die neue Sprechstunde ist ein niederschwelliges Angebot, das hilfesuchende Kinder und Jugendliche ohne Terminabsprache und ohne ihre Eltern nutzen können“, erklärt Nicole Dissemond, die Teamleiterin des „Familienraums“. Dies ist auch der Grund dafür, warum die neue Sprechstunde nicht am derzeitigen Standort der Einrichtung an der Markscheide 26 in Altendorf stattfindet, sondern im Coffee Corner in Bochold über die Bühne geht. „Wir beraten die Kinder und Jugendlichen dort, wo sie auch einen Teil ihrer Freizeit verbringen“, so Nicole Dissemond. „Das erleichtert ihnen den Zugang zum Angebot.“

Die Beratung übernehmen jedoch ausnahmslos Bastian Schwarz und seine beiden Kolleginnen Theresa Müller und Dagmar Wipperfürth. „An jedem Montag von 15 bis 16 Uhr sind eine meiner Kolleginnen und ich vor Ort“, sagt Bastian Schwarz. Auch diese Tandemberatung geschieht ganz gewusst, „denn manches lässt sich besser von Frau zu Frau oder Mann zu Mann besprechen.“ Darüber hinaus ist immer jemand des Trios über Mobilfunk oder via Whatsapp erreichbar. Und zwar von Montag bis Freitag unter 0151-42364735.

Mitarbeiter der Beratungsstelle sind auch über Whatsapp und Handy erreichbar

Kunterbunt ist der Raum, in dem die neue Beratung über die Bühne geht. Hier fühlen sich die hilfesuchenden Kinder und Jugendlichen wohl.
Kunterbunt ist der Raum, in dem die neue Beratung über die Bühne geht. Hier fühlen sich die hilfesuchenden Kinder und Jugendlichen wohl. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Zwar ist die neue Sprechstunde gerade erst angelaufen, wird allerdings schon gut angenommen. „Wir haben zudem bereits einige Termine ausgemacht, um über belastende Familiensituationen zu reden“, sagt Bastian Schwarz. Die Beratung ist kostenlos, anonym und strikt vertraulich. „Doch natürlich steht unsere Tür auch allen offen, die diese Beratung im Beisein der Eltern oder anderen Vertrauenspersonen nutzen wollen“, so Nicole Dissemond.

Positives Feedback erhalten die Kollegen auch von den Kooperationspartnern. So arbeitet die Einrichtung des Diakoniewerks nicht nur eng mit dem Coffee Corner in Bochold, sondern auch mit Don Bosco in Borbeck und dem Zentrum Friz der Essener Jugendhilfe in Frintrop zusammen. „Aber auch die umliegenden Schulen begrüßen unser Engagement“, freut sich Nicole Dissemond. All dies gab letztlich auch den Ausschlag, die neue Sprechstunde ins Leben zu rufen, „denn der Bedarf ist da“, erklärt Bastian Schwarz.

Netzwerk wird in der Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim schon lange gepflegt

Auch Sieglinde Schigulski, die schon seit vielen Jahren die offene Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim koordiniert und leitet, ist glücklich über die neue professionelle Unterstützung ihrer Arbeit im Coffee Corner: „Wir legen großen Wert auf Netzwerkarbeit und pflegen daher schon seit vielen Jahren eine intensive Kooperation mit dem Familienraum Borbeck. Für uns ist dieses neue Angebot goldwert, da wir dadurch die psychologische Betreuung unserer Kinder, Jugendlichen und Familien in kompetente Hände legen können.“

Wie lange das neue Angebot aufrechterhalten werden kann, muss sich zeigen. „Die Förderung des Bundes, die über den Schreibtisch der Stadt Essen an uns weitergegeben wurde, ist erst einmal auf ein Jahr befristet“, erklärt Bastian Schwarz. Doch eine Verlängerung dürfte auch von der Entwicklung der Corona-Lage abhängig sein.