Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid gibt es eine neue Kältekammer. Darin bei -85 Grad zu frieren, soll sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Ein Test.
- Mit „JustCryo“ hat in Essen-Rüttenscheid eine neue Kältekammer eröffnet.
- Hier kann man bei -85 Grad seinen Körper regenerieren. Die Kälte soll allerhand positive Effekte auf den Organismus haben.
- Wir haben die neue Kältekammer in Rüttenscheid getestet.
„Kryotherapie“: Hinter diesem recht sperrigen Wort verbirgt sich ein Gesundheits- und Lifestyletrend, an dem Fitness-Fans und Social-Media-Nutzer kaum noch vorbeikommen. Bei dieser Therapieform verbringt man einige Minuten bei heftigen Minusgraden in einer Kältekammer. So sollen positive Effekte auf den Körper hervorgerufen werden. In Rüttenscheid gibt es nun einen neuen Anbieter. „Just Cryo“ hat am Montag (17. Januar) an der Alfredstraße 64 eröffnet. Wir haben die neue Kältekammer getestet.
Rüttenscheid: Kältekammer soll bei vielen Problemen helfen
Wer einen Termin zum gesundheitsförderlichen Frieren vereinbart hat, muss zunächst einen Anamnesebogen ausfüllen. Ich gebe also Alter, Geschlecht, Gewicht, Körpergröße und eventuelle Vorerkrankungen auf einem Tablet ein. Außerdem will man von mir wissen, welches Ziel ich verfolge.
Zur Auswahl steht ein ganzes Potpourri voller positiver Effekte, die der Besuch der Kältekammer haben soll. Ich habe also die Qual der Wahl: Will ich zum Beispiel mein Herz-Kreislauf-System stärken, meine Leistungsfähigkeit beim Sport erhöhen, eine Diät unterstützen, einen Anti-Aging-Effekt erzielen, meine Schlafprobleme heilen – oder gleich alles auf einmal?
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Auf Basis des Anamnesebogens wird berechnet: Ich soll 3 Minuten und 45 Sekunden bei -85 Grad frieren. „Ganz schön lange“, sage ich und füge in Gedanken hinzu: „für mich Frostbeule.“ Kälte kann ich nämlich normalerweise gar nicht haben. Doch Justin Kaiser (31), einer der beiden Geschäftsführer von „Just Cryo“ hat beruhigende Worte für mich. „Alles unter vier Minuten geht noch“, verspricht er mit einem Lachen. Außerdem könne ich die Kältebehandlung jederzeit abbrechen, wenn ich mich unwohl fühle.
Essen: Behandlung in der Kältekammer kann jederzeit abgebrochen werden
Im Vorraum sieht es ein wenig aus wie in einem Raumschiff. Tiefblaues Licht erhellt die Szenerie. Öffnet man die Tür zur Kältekammer, strömt eiskalter Nebel in den Raum. Kaiser gibt mir eine Einweisung. Ich muss mich bis auf die Unterwäsche ausziehen, dafür aber Schuhe, Mütze und Handschuhe anlegen. „Die Extremitäten können sonst schnell abfrieren“, erklärt der 31-Jährige. Es empfehle sich zudem, einen Mundschutz zu tragen, um auch bei den heftigen Minustemperaturen tief durchatmen zu können.
Wer zum ersten Mal da ist und sich unsicher fühlt, kann einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin bitten, während der Behandlung im Raum zu bleiben. Die Tür zur Kältekammer wird außerdem nie abgeschlossen, so dass man sie selbst jederzeit verlassen kann und die Mitarbeiter im Notfall schnell helfen können. Wenn die Tür zur Kammer geöffnet wird, erhält der Mitarbeiter am Empfang ein Signal. Ab dann läuft die geplante Zeit. So hat das Personal einen Blick darauf, ob der Kunde nach Ende der Behandlung schnell herauskommt oder ob es eventuell anklopfen sollte, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist.
Betreiber aus Essen schwören auf heilenden Effekt der Kälte
Das kostet ein Besuch in der Kältekammer
Als Kennenlernpreis bietet „Just Cryo“ einen Besuch in der Kältekammer und eine Körperanalyse mit dem 3D-Ganzkörperscanner für insgesamt 19,90 Euro an. Danach kann man entweder für Einzelbehandlungen zahlen oder eine „Membership“, einen Festpreis für eine bestimmte Anzahl von Behandlungen monatlich, buchen.
Die Einzelbehandlungen werden günstiger, je mehr man bucht. Eine kostet 35 Euro, drei 89 Euro, zehn 229 Euro und für 20 zahlt man 349 Euro.
Für die Membership zahlt man 159 Euro (zwei Anwendungen pro Woche), 199 Euro (drei Anwendungen pro Woche), 239 Euro (eine Anwendung täglich) oder 349 Euro (zwei Anwendungen täglich).
Mit Kopfhörern auf den Ohren – das Team von „Just Cryo“ hat eine Musik-Playlist vorbereitet, die das Frieren etwas netter gestalten soll – wage ich mich in die Eiseskälte. Augenblicklich beginne ich zu schlottern. Die Kälte fühlt sich trocken an, nicht wie das typische, nasskalte Wetter, das wir aus unseren Wintern kennen. Das macht es zwar etwas angenehmer, ich muss aber trotzdem ziemlich kämpfen. Dass ich es geschafft habe, weiß ich, als das blaue Licht kurz ausgeht. Dieses Signal zeigt an, dass die Zeit abgelaufen ist. Das Gefühl, die Kammer zu verlassen – so schön, als würde man an einem angenehm warmen Urlaubstag in die Sonne hinaustreten.
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Ob mir die Kälte nun gutgetan hat? Das lässt sich nach nur einer Anwendung kaum sagen. Justin Kaiser und sein Geschäftspartner Florian Köhler (39) sind schon etwas erfahrener als ich. Sie setzen sich jeden Tag der Eiseskälte aus, manchmal sogar zweimal täglich. Beide schwören auf den heilenden Effekt der Kältekammer. „Ich leide unter Neurodermitis. Seit ich regelmäßig in die Kältekammer gehe, ist meine Haut kaum noch gereizt“, berichtet zum Beispiel Kaiser. Köhler spricht von einer entgiftenden Wirkung der Kühlkammer. Und er verspricht: „Nach der Behandlung verbrennt man 400 bis 600 Kalorien.“
Auch eine Physiotherapiepraxis siedelt sich an der Rüttenscheider Alfredstraße an
Von Sportlern weiß man schon länger, dass sie auf Kältereize setzen, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen. „Die Behandlung trainiert das Herz-Kreislauf-System und sorgt auf lange Zeit für einen niedrigeren Ruhepuls“, erklärt Kaiser, der an der Sporthochschule Köln studiert hat. Aus diesem Grund hätten auch schon Profis von Rot-Weiss Essen die Kältekammer besucht. An diesem Morgen sind zwei Spieler der Moskitos Essen vor Ort, um das neue Angebot zu testen.
Neben der Kältetherapie beherbergt „Just Cryo“ auch die Physiotherapiepraxis von Dennis Masuhr. Wer vorab eine genaue Analyse von Fehlstellungen oder Auffälligkeiten des Körperbaus wünscht, kann dafür einen 3D-Ganzkörperscanner nutzen. Die Kombination scheint anzukommen: Schon am ersten Tag klingelt permanent das Telefon, gegen Mittag sind ohne große Werbung im Vorhinein schon zehn Kunden dagewesen. Kaiser und Köhler sind sie einig: „Das war ein Top-Start.“