Essen-Heisingen. Artistin Gina Sibila aus Essen will der Pandemie etwas entgegensetzen. Mit einer besonderen Tour macht sie auf die Lage von Künstlern aufmerksam.
Gina Sibila will einfach nur noch raus. Raus aus dem Haus, raus aus dem grauen Corona-Winter im Ruhrgebiet. Deshalb plant die 27-jährige Artistin aus Heisingen eine Wohnmobil-Tour durch Südeuropa. „Die Vorfreude ist riesengroß“, sagt Sibila. „Ich warte noch auf neue Reifen für das Wohnmobil, dann kann es losgehen.“
Mitte Januar soll die Reise starten, die für Sibila mehr als ein Urlaub ist. Sie will von unterwegs arbeiten, mit Straßenshows Geld verdienen und so auch auf die weiterhin schwierige Situation von Künstlerinnen und Künstlern aufmerksam machen. Sie persönlich hatte sich ihren Traum eigentlich erfüllt und ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2017 ist sie als Artistin selbstständig und mit verschiedenen Varietés und Zirkussen unterwegs. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Eine Show nach der nächsten wurde abgesagt, die Einnahmen sanken gen Null.
Artistin aus Essen plant Shows in Italien und Frankreich
Zuerst gab es einen Lockdown, dann die Hoffnung auf neue Touren mit Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, dann wieder die Ernüchterung, dass Veranstaltungen pandemiebedingt abgesagt werden. Und der Kreislauf setzte sich fort. Für Sibila bedeutet das neben den Einnahmeverlusten auch eine enorme mentale Anstrengung. „Als freiberufliche Artistin ist es sowieso schwierig, sich um neue Jobs zu kümmern“, sagt sie. „Sich dann immer wieder umsonst darauf vorzubereiten, ist frustrierend.“
Podcast und Instagram-Account von Gina Sibila
- Für ihren Podcast hat Gina Sibila bereits mehrere Folgen aufgenommen - er ist hier zu finden.
- Auf Instagram unter @gina_sibila postet die Essenerin Bilder vergangener Auftritte und wird auch zeigen, was sie während ihrer Straßenshows in Südeuropa erlebt.
Sie wollte nicht passiv darauf warten, bis die Bedingungen sich bessern. Also begann sie irgendwann, ihr artistisches Können an frischer Luft auf Straßen und Plätzen zu zeigen. Sie packte Musik und ihr Cyr Wheel ein, eine Art Rhönrad, das aber nur aus einem einzelnen Reifen besteht. Statt auf verschiedenen Bühnen weltweit ging sie eben in Deutschland auf Asphalt ihrer Leidenschaft nach. Und sie merkte schnell, dass sie auch so Menschen begeistern und Geld einnehmen kann.
Für die Zeit der Pandemie einen ganz anderen Job anzunehmen, einfach um Geld zu verdienen, das kam für Sibila nie in Frage. „Ich muss trainieren, um auf meinem Leistungsstand zu bleiben“, sagt sie. Ihr Rhönrad für mehrere Wochen in die Ecke zu stellen, das würde demnach die Basis für ihre berufliche Zukunft gefährden. Denn dass sie zurück auf die Bühne will, steht für Sibila außer Frage. „Ich will auf jeden Fall zurück ins Theater, ich vermisse vor allem die vielen Leute um mich herum, die ähnlich ticken wie ich“, sagt sie.
Essenerin betreibt einen eigenen Podcast
In den Weihnachtsferien hat Sibila zuhause in Essen Kinder der DJK Heisingen trainiert. Nun laufen die Vorbereitungen für ihr neues Projekt: Die Europa-Tour mit Straßenshows in Italien und Frankreich, immer entlang der Küste. „Ich will mit dem Wohnmobil in den Süden, Sonne tanken, Leute mit sonnigem Gemüt um mich haben“, sagt Sibila. Mindestens bis Mai will sie sich Zeit nehmen für ihre Reise, die Rückfahrt führt durch Belgien.
Und währenddessen wird sie ihren eigenen Podcast fortführen, den sie dank eines Stipendiums des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft während der Pandemie starten konnte. Vor dem Mikro gibt sie Einblicke in das Artistinnen-Dasein, erklärt was ein Rhönrad von einem Cyr Wheel unterscheidet und berichtet von ihren Erlebnissen während der Straßenshows.