Essen. Vor zwölf Monaten sorgte Essen mit der Silvesterrandale für Negativ-Schlagzeilen. Die Polizei stellte sich diesmal personell darauf ein.

Die Silvesterrandale vor einem Jahr sorgte bundesweit für Negativ-Schlagzeilen. Um ähnliche Entgleisungen zu verhindern, stellt sich die Essener Polizei dieses Mal breiter auf. „Mehr Streifenwagen werden im Einsatz sein und weniger Einsatzkräfte haben am Jahreswechsel frei“, sagt Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato. Außerdem sei die Einsatzhundertschaft verstärkt im Dienst.

Die Bilanz am Neujahrsmorgen war positiv, teilte ein Polizeisprecher auf Anfrage mit: Insgesamt 124 Einsätze wurden zwischen 20 Uhr am Silvesterabend und 6 Uhr am Neujahrsmorgen gezählt. Darunter waren 47 Einsätze im Zusammenhang mit Feuerwerkskörpern und 42 wegen Ruhestörung, sagte der Sprecher. "Es kann sein, dass noch Fälle hinzukommen, wenn zum Beispiel Sachbeschädigungen erst im Hellen bemerkt werden", erklärte er.

Polizei Essen: Bisher keine Hinweise auf neue Silvester-Randale

"Hinweise auf Randale in der Nacht haben wir bisher nicht", sagte der Sprecher. Man habe in der Nacht auch verschiedene Social-Media-Kanäle in den Blick genommen, um im Fall des Falles rasch reagieren zu können, sagte er.

Die Federführung des Sondereinsatzes lag wie schon im vergangenen Jahr in Händen der „Besonderen Aufbau-Organisation (BAO) Silvester“. Einblicke in ihre Strategie für die Silvesternacht gewährt die Polizei aus nachvollziehbaren Gründen nicht. „Wir werden flexibel auf die jeweilige Lage reagieren“, kündigte der Polizeisprecher im Vorfeld an.

Zwölf Monate nach der Silvesterrandale ist noch ungeklärt, welches Gericht zuständig ist

Vor zwölf Monaten hatte sich eine Gruppe von 50 Jugendlichen und jungen Erwachsenen trotz strenger Corona-Regeln auf dem Altenessener Markt eingefunden. Einige Randalierer zerstörten gegen Mitternacht eine Bushaltestelle der Ruhrbahn und eine gläserne Leuchtreklametafel, außerdem steckten sie Mülltonnen in Brand und warfen Polenböller in den U-Bahnhofschacht. Ein Nachtbus wurde zum Anhalten gezwungen und mit Knallkörpern und Feuerwerksraketen beworfen. Die mutmaßlichen Rädelsführer ließen sich bei ihren Taten filmen und stellten danach ein mit Gangsta-Rap unterlegtes Krawall-Video ins Internet, in dem sie sich mit ihrer Zerstörungswut auch noch brüsteten.

Obwohl schon zwölf Monate durchs Land gegangen sind, ist der Fall juristisch immer noch nicht aufgearbeitet. Die Polizei setzte eigens eine Ermittlungsgruppe zur Aufklärung der Silvesterrandale ein, ihre Erkenntnisse hat sie auf 300 Seiten niedergeschrieben.

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Die Staatsanwaltschaft Essen wirft acht Angeschuldigten, die zur Tatzeit zwischen 17 und 22 Jahre alt waren, schweren Landfriedensbruch vor. Sie seien allesamt in Essen geboren und aufgewachsen, teilte die Essener Staatsanwaltschaft im Frühsommer mit. Sieben von ihnen haben die deutsche Staatsangehörigkeit, einer besitze einen türkischen Pass. In Altenessen ist davon die Rede, dass die mutmaßliche Tätergruppe dem arabisch-türkischen Milieu entstammt.

Acht jungen Männer wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen

Ursprünglich hatte es geheißen, die acht Angeschuldigten müssten sich voraussichtlich im Herbst vor einem Jugendschöffengericht des Amtsgerichtes Essen verantworten. Wie Amtsgerichtssprecher Michael Schütz jedoch an diesem Donnerstag (30. Dezember) auf Anfrage mitteilt, hat bislang noch gar keine Hauptverhandlung stattgefunden.

Denn inzwischen werde geprüft, ob die Causa Silvesterrandale aus Gründen der Effizienz möglicherweise besser vor der Jugendkammer des höherinstanzlichen Landgerichts verhandelt werden könnte. Momentan liege die Akte zur Prüfung beim Landgericht, so der Amtsgerichtssprecher. „Die Frage der Zuständigkeit ist noch nicht geklärt.“

Die Silvesterrandale hatte Anfang des Jahres eine lebhaft und kontrovers geführte Sicherheitsdebatte ausgelöst. Polizeipräsidium und Stadtverwaltung machten dabei immer wieder deutlich, dass Altenessen entgegen der landläufigen Annahme kein Kriminalitätsschwerpunkt ist. Im Bereich der Polizei-Inspektion Nord habe sich die Zahl der Straftaten seit 2015 nahezu halbiert. Gleichwohl erhöhten Stadt und Polizei nach der Silvesterrandale ihre Präsenz in Altenessen.