Essen. Nicht jedes Geschäft in der Innenstadt verteilt die kundenfreundlichen 2G-Bändchen, wie ein Test zeigt. Der Groll auf diese Läden wächst.
Das Weihnachtsgeschäft lief ohnehin schon schleppend und seit zwei Wochen macht die 2G-Regel den Einzelhändlern das Geschäft noch schwerer. Seither dürfen nur noch Geimpfte und Genesene in die Läden und die Händler sind verpflichtet, das zu kontrollieren. Um Kunden nicht abzuschrecken und weiter in die Innenstadt zu ziehen, gibt die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) seit dem 9. Dezember 2G-Bändchen an Händler aus. Von ihnen einmal kontrollierte Kunden bekommen damit in jedem weiteren Laden einfach Zutritt.
Doch nun stellt sich heraus: Längst nicht jeder Händler macht da mit und verteilt Bändchen an seine Kunden und Kundinnen. Stattdessen verweisen sie auf die Nachbargeschäfte oder den Weihnachtsmarkt. Besonders irritierend: Auch einige große Unternehmen mit viel Publikumsverkehr beteiligen sich nicht an dieser kundenfreundlichen Aktion. Im Gegenzug jedoch akzeptieren sie die 2G-Bändchen und sparen sich damit die aufwendige Kontrolle.
Kein 2G-Bändchen: Einzelhandelsverband und EMG üben Kritik
Der hiesige Einzelhandelsverband ist sauer. „Das ist ein großes Ärgernis“, sagt deren Hauptgeschäftsführer Marc Heistermann. Über die Bändchenlösung versuche man, es Besuchern so einfach wie möglich zu machen. Alle profitierten davon, doch einige „ziehen sich aus der Solidargemeinschaft raus“. Das sei nicht im Sinne der Aktion.
Zu den Händlern, die sich nicht beteiligen, gehören Galeria (ehemals Karstadt), Primark, TK Maxx und Woolworth. Das hat ein Testbesuch der Redaktion in den Läden am Freitag gezeigt. Bei Primark beispielsweise nach einem Bändchen gefragt, verwies man uns auf ein Nachbargeschäft.
Auch bei Volker Gesell landen immer wieder Innenstadtbesucher, die auf den Weihnachtsmarkt geschickt wurden. Täglich verteilt Gesell an seinem Glühweinstand fleißig 2G-Bändchen an die Kunden. Sein Ärger auf die großen Geschäfte, die sich nicht beteiligen, ist entsprechend groß. „Wir erleichtern denen die Arbeit, das ist ungerecht“, klagt er. Er vermutet, dass die Kaufhäuser den Personalaufwand scheuen. Es sei schließlich einfacher, den Impfstatus auf dem Smartphone oder Impfpass zu überprüfen, anstatt noch ein Bändchen auszugeben und umzubinden.
Unmut unter den teilnehmenden Unternehmen wächst
Die EMG kann den Frust verstehen und bedauert es sehr, dass einige große Händler nicht dabei sind. „Das Bändchen-System funktioniert nur, wenn sich möglichst viele beteiligen, da dann die Last auf alle verteilt wird“, betont Innenstadtmanagerin Svenja Krämer. Nach ihrer Meinung tun sich die Unternehmen selbst auch keinen Gefallen, da die Kunden mit der Erwartungshaltung dorthin kommen, ein Bändchen zu erhalten und dann enttäuscht werden.
2G-Bändchen: Wer sich beteiligt
Der „Visit Essen 2G-Check“ ist das einzige vom Ordnungsamt der Stadt Essen gemäß Corona-Schutzverordnung des Landes NRW zugelassene Bändchen.Laut EMG beteiligen sich aktuell in der Innenstadt rund 230 Unternehmen inklusive Rathaus Galerie und Limbecker Platz. Pro Tag stehen im Handel und der Gastronomie sowie dem Weihnachtsmarkt rund 37.000 Bändchen zur Verfügung. „Wir haben allerdings noch weitere Kapazitäten und könnten mehr verteilen“, heißt es.Die Bändchenlösung wird auch in einige Stadtteilen angewendet: Rüttenscheid, Steele und Werden sind dabei sowie das Alle Center in Altenessen.
Krämer berichtet, dass sich bei den angeschlossenen Unternehmen Unmut breitmache, weil sie die Arbeit und Kosten für andere tragen müssten, die die Bändchen zwar akzeptieren, aber nicht selbst verteilen. „Dies entspricht auch nicht unserem Verständnis einer solidarischen Innenstadtgemeinschaft, in der alle ihren Beitrag leisten“, meint Krämer. Pro Bändchen zahlen die Händler fünf Cent.
Woolworth führt Kosten und juristische Gründe an
Die genannten Unternehmen geben unterschiedliche Gründe dafür an, warum sie nicht an der 2G-Bändchen-Aktion teilnehmen. Ein Sprecher von Woolworth erklärte: „Eine Beteiligung würde einerseits Kosten verursachen und andererseits den Eindruck erwecken, dass wir die Zugangsbeschränkungen aktiv unterstützen.“ Solange juristisch die Chance bestehe, dass die 2G-Regel ähnlich wie jüngst in Niedersachsen außer Kraft gesetzt wird, „wollen wir diesen Eindruck vermeiden“.
Primark dagegen befürchtet längere Wartezeiten für die Kunden: „Da sich durch die Prüfung der Impf- und Personalausweise bereits vereinzelt kürzere Schlangen bilden, möchte Primark die Wartezeiten durch die Ausgabe von Bändchen nicht noch verlängern“, teilte ein Sprecher mit.
Die Bändchen werden unterdessen von den Kunden gut angenommen, berichtet Anastasios Meliopoulus, Centermanager im Limbecker Platz. „Wir geben mehrere tausend pro Woche aus.“ Den Händlern, sagt er, rette das zwar nicht die Umsätze im laufenden Weihnachtsgeschäft, „aber es ist für sie eine gute Lösung für das operative Geschäft.“