Essen-Holsterhausen. Klaus Künhaupt verstärkt die Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen als neuer Pfarrer. In Essen ist er kein Unbekannter. Das sind seine Pläne.

Klaus Künhaupt ist nach Hause zurückgekehrt. Die vergangenen 24 Jahre hat der gebürtige Essener mit seiner Frau und den zwei Kindern im saarländischen Merzig gelebt. Nun verstärkt er die Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen als . Der 51-Jährige freut sich sehr auf seine neue Aufgabe – auch wenn der Ortswechsel in einer Zeit passiert, in der die großen Kirchen mit immer stärkerem Bedeutungsverlust zu kämpfen haben.

Zum Pfarrberuf kam Künhaupt auf Umwegen. Nach seinem Zivildienst begann der Sohn des Horster Pfarrers Kurt Künhaupt nämlich erst einmal ein Studium der Islamwissenschaft. „Ich hatte so eine Ahnung, dass der Ost-West-Dialog in Zukunft noch viel wichtiger werden wird“, sagt er rückblickend. Die Studieninhalte seien ihm aber letztlich zu philologisch orientiert gewesen. Dann starb sein Vater. „Der Glaube hat mir damals so viel Halt gegeben“, erinnert er sich. „Da habe ich gedacht: Vielleicht sollte ich doch Pfarrer werden.“ Mit 24 begann er ein Theologiestudium.

Holsterhauser Gemeinde steckt viel Herzblut ins Wichernhaus

Dass auch gläubige junge Menschen nicht automatisch eine tiefe religiöse Verbindung haben, dass sie zweifeln oder nichts mit der Kirche zu tun haben wollen, ist Künhaupt durchaus bewusst. Ihm sei es als naturwissenschaftlich interessiertem Jugendlichen genauso gegangen. In bestimmten Phasen des Lebens könnten viele eben nichts mit der Religion anfangen, gibt der Pfarrer zu.

Zur Holsterhauser Kirchengemeinde gehört die Erlöserkirche. Von dort aus aus blickt Pfarrer Klaus Künhaupt über die Stadt.
Zur Holsterhauser Kirchengemeinde gehört die Erlöserkirche. Von dort aus aus blickt Pfarrer Klaus Künhaupt über die Stadt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Im Idealfall holt die Kirche die Menschen da ab, wo sie sich gerade alleine fühlen“, sagt er. Beispielsweise, wenn sie zum Studium in eine neue Stadt zögen und Anschluss suchten. Er könne sich etwa vorstellen, gemeinsame Kochabende für junge Menschen zu veranstalten. Außerdem werde in Holsterhausen gerade viel Herzblut in die Jugendeinrichtung Wichernhaus gesteckt.

Neuer Pfarrer in Essen: „Angst ist das größte Problem unserer Gesellschaft“

Klar sei definitiv: „Heute bleiben Menschen nur noch in der Kirche, wenn das für sie unterm Strich etwas Positives bedeutet“, betont Künhaupt. Das sei früher anders gewesen. Da sei man im Regelfall Kirchenmitglied geblieben, auch wenn man maximal an Weihnachten das Gotteshaus von innen gesehen habe. „Heute fragen sich die Leute: Was habe ich davon?“ Und längst läsen Eltern ihren Kindern nicht mehr zwingend die Geschichten aus der Bibel vor.

Was aber kann es sein, das Kirche ihren Mitgliedern aktuell bietet? Künhaupt ist überzeugt: „Die Leute suchen etwas gegen ihre Angst. Angst ist das größte Problem unserer Gesellschaft.“ Da seien zum Beispiel die sozialen Medien, die ihren Konsumentinnen und Konsumenten immer wieder das Gefühl gäben, dass das, was sie täten, nicht reiche. Dass sie nicht gut und nicht schön genug seien. „Hier können wir als Kirche vermitteln: Jeder ist gut, so, wie er ist, mit all seinen Fehlern und Macken.“

Essener Pfarrer war früher bei den Jungen Grünen aktiv

Eine seiner zentralen Aufgaben sieht Künhaupt darin, Menschen zusammenzubringen. Denn aktuell, so findet er, lebten viele nur noch in ihrer Algorithmus-gesteuerten Facebook- oder Instagram-Blase. Als Pfarrer möchte er Jung und Alt, Menschen mit unterschiedlichen Herkünften und Geschichten miteinander ins Gespräch bringen. Auch den Dialog zu anderen Religionsgemeinschaften will er im multikulturellen Essen suchen.

Der Einstieg sei schon einmal sehr gut gelaufen, berichtet Künhaupt: „Viele kannten mich noch von früher.“ In seiner Jugend war der 51-Jährige unter anderem bei den Jungen Grünen und in der Bezirksschülervertretung aktiv. In Holsterhausen will er nun erst einmal mit allen aus der Gemeinde sprechen, um dann mit frischen Ideen an die Arbeit zu gehen. Schon aber habe er gemerkt: „Hier gibt es unglaublich viele engagierte Menschen.“