Essen. Mit rund 4000 Angestellten zählt das Reinigungsunternehmen Rudolf Weber zu den größten Putzfirmen der Region. Das sollen jetzt auch alle sehen.

Sie kommen, wenn alle anderen längst weg sind: Dann fegen sie die Ränge und räumen den Müll ab, leeren die Aschenbecher und putzen die Toiletten, sie wienern angegrabschte Scheiben, wischen durch und desinfizieren die Theke. Eine Arbeit im Stillen, unverzicht- aber eben auch unsichtbar, und um das zu ändern, steigt eine Essener Reinigungsfirma jetzt dem Revier-Nachbarn Oberhausen aufs Dach und verleiht dem Veranstaltungsrund neben dem Centro einen neuen Namen: „Rudolf-Weber-Arena“. Rudolf wer?

Weber. Der Firmenname ist, das darf man wohl ohne Umschweife sagen, selbst für viele Essener ein völlig unbeschriebenes Blatt. Wer sich auf die Spuren des neuen Arena-Paten am Centro begibt, der landet im beengten Hinterhof eines kleinen Gewerbegebiets an der Lazarettstraße, ein paar Gehminuten entfernt von der Innenstadt.

Getüftelt wird hier längst mehr über Personallogistik als über Putzmittel

Seit Mitte der 1950er residiert das 1934 in Erfurt gegründete Familienunternehmen nun schon in Essen, seit gut 20 Jahren unter dieser Adresse – eine Aufstiegsgeschichte von kleinen Verhältnissen hin zu einer Firmengruppe mit 13 Niederlassungen in fünf Bundesländern.

Schluss mit KöPi

Die Arena neben dem Einkaufszentrum Centro in Oberhausen wurde nach 14-monatiger Bauzeit im September 1996 eröffnet. Das Veranstaltungsrund fasst nahezu 13.000 Zuschauer.

In den 25 Jahren ihres Bestehens mauserte sie sich zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Multifunktionsarenen Deutschlands für Shows, Sport und Musik.

In den vergangenen 20 Jahren lagen die Namensrechte bei der Biermarke König Pilsener. Zum 1. Januar 2022 gehen sie an die Reinigungsfirma Rudolf Weber über.

Rund 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa 1000 in Essen, weiß Andreas Weber, 48 Jahre alt und Firmenchef in dritter Generation, unter seinen Fittichen. Dazu Verträge über insgesamt 73.000 Hektar Reinigungsfläche: Messeareale und Stadien sind darunter, vor allem aber Verwaltungsgebäude von Stadt und Bund, Schulen, Unternehmenssitze – ein umkämpfter Markt, in dem sich die Rudolf Weber Gebäudereinigung und Gebäudedienste GmbH & Co. KG, wie sie vollständig heißt, gut behauptet, mit Wachstumsraten von fünf bis acht Prozent im Jahr. Und wo längst mehr über Personallogistik als über Putzmittel getüftelt wird.

„Auf einmal waren unsere Reinigungskräfte wichtig“, freut sich der Firmenchef

Neue Flächen zu gewinnen und alte zu verlieren, das ist branchenüblich. Neue Besen kehren eben gut, und dass er nach zwölf Jahren die Starlight-Musicalhalle oder nach zehn Jahren die Essener Messe hat abgeben müssen, „das kratzt allenfalls ein bisschen an meinem Ego“, räumt Andreas Weber ein, der seit 2002 als jüngstes von vier Geschwistern und geschäftsführender Gesellschafter die Firmengeschicke leitet.

Dafür hat er halt andere Auftraggeber gewonnen – und in der Corona-Krise das Gefühl, das die Reinigungsbranche endlich jene Beachtung findet, die er sich stets wünschte: „Auf einmal waren unsere Reinigungskräfte wichtig“, Sauberkeit und Hygiene, solche Selbstverständlichkeiten bekamen einen neuen Stellenwert, manche Putzkraft warme Worte oder kleine Geschenke, und in diese Kerbe schlägt auch die Werbe-Offensive auf dem Arena-Dach in Oberhausen: „Es ging uns darum, uns als Unternehmen aus dem Schattendasein zu holen.“

Kein privates Räppelchen, sondern eine weitgehende Partnerschaft

Das wird, soviel ist auch Andreas Weber klar, kein Spaziergang nur für ein paar Monate. Unterschrieben wurde ein längerfristiger Vertrag, der über die üblichen drei Jahre, die er sonst für Reinigungsflächen abschließt, spürbar hinaus geht. Details werden so wenig verraten wie der Preis, den die Firma Rudolf Weber dafür zahlt.

Rudolf Weber statt König Pilsener: So soll der Eingang der Arena Oberhausen künftig aussehen.
Rudolf Weber statt König Pilsener: So soll der Eingang der Arena Oberhausen künftig aussehen. © Fa. Rudolf Weber

Nur so viel soll klar sein: Dass nach 20 Arena-Jahren statt der Biermarke König Pilsener im neuen Jahr der Name seines Vaters und Großvaters über dem Halleneingang prangt, das ist kein Räppelchen, weil man sonst ja nicht wüsste, wohin mit dem vielen Geld. Es geht vielmehr, sagt Weber, um eine weitgehende Partnerschaft mit dem Eventhallen-Betreiber ASM Global: Teil des Deals sind auch Reinigungsverträge für die Arena in Oberhausen und vergleichbare Objekte in Hamburg und Berlin.

Nicht die Putzkräfte bestimmen die Qualität, sondern das Budget der Auftraggeber

Ihm schwant, das ist zu einem guten Teil auch ein Wagnis, weil wohl nur wenige Branchen mit so vielen Vorurteilen zu kämpfen haben wie die Reinigungsbranche. Motto: Sah die Schule nicht neulich wieder so dreckig aus?

Dabei sind es nach Webers Überzeugung in aller Regel nicht die Putzkräfte, die die Qualität bestimmen, sondern die Auftraggeber: „Der Kunde kauft unsere Zeit ein“, und daran bemesse sich, wie viel Sauberkeit dafür zu haben ist. Ein Vertrauensverhältnis ist es obendrein, eines, bei dem es sich als immer schwieriger erweist, gutes Personal zu bekommen – trotz eines Mindestlohns, der über dem gesetzlichen Minimum liegt.

Auch so gesehen, ist die „Rudolf-Weber-Arena“ gleich hinter der Stadtgrenze fürs Unternehmen eine Investition in die Zukunft: „Hier sind wir, nehmt uns wahr“, heiße die Devise, und der knallrote Namens-Schriftzug überm Eingang tut das Seinige dazu. Der Spaß, den die jungen Putzkräfte im Werbevideo an den Tag legen, dürfte im Alltag allerdings schwer zu erreichen sein. Gefeudelt wird zu den Klängen von „Ecstasy“.