Essen. Die Gewerkschaft sorgt sich um die Personalnot in Gaststätten und Hotels. Was ein leeres Bett mitten auf der Kettwiger Straße damit zu tun hat.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt angesichts des anhaltend großen Personalmangels in der Gastronomie Alarm. Sie rechnet damit, dass der „Gastro-Personal-Kollaps“ viele Unternehmen über kurz oder lang „mit voller Wucht“ treffen werde. „Die Beschäftigten, die noch in den Betrieben sind, müssen das derzeit auffangen“, weiß NGG-Geschäftsführer Torsten Gebehart aus den Schilderungen vieler Betroffener.

Die Personalnöte kommen langsam auch bei den Gästen an: Denn Betriebe reagieren bereits mit mehr Ruhetagen oder streichen die Mittagsöffnung.

Tarifverhandlungen für das Gastgewerbe beginnen

Die Gewerkschaft trägt ihre Sorge um die Zukunft der Branche derzeit auf die Straße. Am Dienstag stellten sie ein leeres Bett mitten in den Einkaufstrubel auf die Kettwiger Straße. Es sollte symbolisch dafür stehen, dass bald Betten in den Hotels leerbleiben könnten, weil es niemanden mehr gibt, der es für die Gäste macht.

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Der Zeitpunkt des Gastro-Protests ist nicht zufällig gewählt. Am Freitag starten die Tarifverhandlungen für die Branche in NRW. Die Gewerkschaft fordert ein deutliches Lohnplus für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gaststätten und Hotels. „Der Job muss deutlich attraktiver werden“, fordert Gebehart. Dazu zähle eine gute Bezahlung, andere Lohnstufen, die Treue belohnen, aber auch neue Arbeitszeitmodelle und eine modernere Ausbildung. Zudem müsse sich in einigen Betrieben das Arbeitsklima dringend verbessern.

Tausende Gastro-Jobs fielen in der Corona-Krise weg

Die Gewerkschaft fordere dies seit vielen Jahren, habe die Arbeitgeber auch schon länger vor der Situation gewarnt, vor der sie jetzt stünden. „Corona hat da wie ein Brandbeschleuniger gewirkt“, sagt Gebehart. In Essen betrifft das über 1000 sozialversicherungspflichtige Gastro-Arbeitsplätze, die in der Krise wegfielen. Hinzu kommen fast doppelt so viele Minijobs. Viele dieser Beschäftigten haben sich während der Pandemie und der Kurzarbeitszeit beruflich neu orientiert. Gebehart ahnt: „Und die kommen nach den Erfahrungen, die wir gerade machen, auch nicht mehr zurück.“

In ihrer Betrachtung der aktuellen Lage liegen Arbeitgeber und Gewerkschaft nicht auseinander. Auch der Chef des Branchenverbandes Dehoga in Essen, Moritz Mintrop, sagt, dass sich die Personalsituation in den vergangenen Monaten nach dem Ende des Lockdowns weiter verschärft habe. Auf die laufende Gewerkschaftaktion blickt er dennoch mit Skepsis: „Wir müssen nicht erst darauf aufmerksam gemacht werden. Wir haben das auf dem Schirm.“