Essen. Digitalisierung in der Medizin: Dr. Anke Diehl treibt dieses Zukunftsthema am Uniklinikum Essen voran. Dafür erhält sie einen renommierten Preis.

Menschen und Institutionen zu ehren, die in der Medizinbranche in Deutschland besonderes geleistet haben - dass ist der Anspruch des „German Medical Award“, der in verschiedenen Kategorien vergeben wird. Im Mittelpunkt stehen dabei Beiträge zur herausragenden und innovativen Patientenversorgung. Die Auszeichnung in der Kategorie „Medizinerin des Jahres“ geht 2021 an eine Essenerin: Dr. Anke Diehl, Leiterin der Stabsstelle Digitale Transformation an der Universitätsmedizin Essen.

Seit 2015 beschäftigt sich die 53-Jährige mit Digitalisierung, hat im Uniklinikum maßgeblich den Weg zum „Smart Hospital“ begleitet. Die Digitalisierung im Krankenhaus ist ihrer Überzeugung nach jedoch erheblich mehr als nur der Wunsch, mehr Effizienz in den Abläufen zu ermöglichen, so wichtig das auch ist. Denn sinnvolle Einsparungen im Gesundheitswesen sollte und darf man wegen des unverändert großen Kostendrucks nicht gering schätzen.

Anke Diehl ist „Medizinerin des Jahres“.  
Anke Diehl ist „Medizinerin des Jahres“.   © Unbekannt | Oliver Hartmann

Digitalisierung ermögliche mehr medizinische Qualität und Diagnose-Sicherheit

Ihr Anspruch ist aber, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Digitalisierung ist für Diehl ein humaner und von Empathie getriebener Ansatz, der eine deutlich stärkere Fokussierung auf den Menschen ermöglicht – eben weil Ärzte und Pflegekräfte Zeit und Energie stärker dem Patienten widmen können und weniger der Bürokratie, die im Krankenhaus zudem oft noch auf beschriftetem Papier basiert. Richtig verstanden bedeutet Digitalisierung die Vernetzung und Verzahnung medizinischer Dienstleistungen und damit Entlastung für die Mitarbeiter. Letzterem kommt mit Blick auf Pflegenotstand und Ärztemangel eine immense Bedeutung bei.

„Auf Augenhöhe mit allen Beteiligten“ – so beschreibt Diehl ihre Philosophie. Digitalisierung müsse darauf abzielen, dem Wohl des Patienten zu dienen, Heilung fördern und jederzeit Nutzen stiften. „Die Digitalisierung medizinischer Leistungen, das Nutzen modernster Technologien, von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, ermöglicht die deutliche Verbesserung der Therapie auf Grundlage einer bislang unerreichten Diagnosequalität“, so Anke Diehl. Digitalisierung mache Medizin leistungsfähiger, zukunftsfest und humaner. Vorausgehen müsse aber ein Kulturwandel, damit die einzelnen Dienstleister nicht wie Inseln agieren, sondern zum Nutzen des Patienten besser zusammenwirken.

Frauen im Medizinbetrieb falle der Blick über den Tellerrand leichter

Dass mehr Frauen in Führungspositionen gehören, ist für die Essener Ärztin dabei als Forderung wichtig. „Der Blick über den Tellerrand, interdisziplinäres Arbeiten, Teamorientierung – all das fällt Frauen in der Medizin häufig leichter“, so Diehls Erfahrung. Und diese Eigenschaften seien entscheidend für den Erfolg der Digitalisierung.

„Die Digitalisierung eröffnet den Ärzten und Forschern völlig neue Möglichkeiten, doch die Zukunftsmedizin ist kein Selbstzweck: Es muss immer darum gehen, Patienten besser zu versorgen. Das ist das Hauptmotiv für unseren Award“, sagt Yvonne Esser, Vorsitzende des German Medical Club e.V., der die Preise am 16. November in Düsseldorf im Rahmen der Messe Medica verleiht. (F.S.)