Essen. Claudia will baden, beim Knutschen mit Frank Goosen im Bochumer Stadtpark ist sie vom Regen überrascht worden. Der holt die „Klampfe“ raus...

Frank Goosen ist sichtlich stolz – und zwar darauf, „im ganzen Leben noch nie gearbeitet“ zu haben. Hier, auf Zollverein, bis zu ihrer Schließung 1986 die größte Zeche Europas und inzwischen Rost gewordenes Denkmal der Ruhrpott-Schwerindustrie, muss er das vielleicht so sagen. Allerdings tut er es bei seiner Lesung in Halle 12 des Welterbes mindestens einmal zu viel und statt wohlmeinender Lacher erntet er dafür bei manchem Besucher im mit 200 Besuchern gut gefüllten Auditorium irgendwann eher ein genervtes Stirnrunzeln. Sein Auftritt ist trotzdem gut...

Die „Fab Four“ bei einem Auftritt in München.
Die „Fab Four“ bei einem Auftritt in München. © dpa | Gerhard Rauchwetter

„Acht Tage die Woche – Die Beatles und ich“ heißt das inzwischen nicht mehr neueste Werk des Bochumer Vielschreibers. Als Goosen auf Zollverein daraus vorlesen will, lässt Corona solche Auftritte noch nicht zu, der eigentliche Termin war für März geplant. Nun ist er am 10. November hier und hat inzwischen ein weiteres Buch veröffentlicht, in dem er tief in die 80er eintaucht.

Er gehört zur Familie

Um die Vergangenheit, vor allem seine, geht es natürlich auch in der Papier gewordenen Liebeserklärung an „seine“ Band – die „Fab Four“. Als Goosen mit seiner Familie vor zwei Jahren nach Liverpool reist, um sich auf die Spuren der Beatles zu begeben, tut er das laut eigener Aussage nicht als Fan. „Ich bin Familie“, behauptet der Vater zweier inzwischen erwachsener Söhne.

An der Merseyside meidet er bewusst die üblichen Touritouren und findet in Steve einen Local, der Beatles-Jünger per Taxi durch die Stadt in Nordengland fährt und an Orte bringt, die nicht jeder kennt, der den Werdegang von Paul, John, George und Ringo herunterbeten kann. „Steve war großartig, er hat mir gezeigt, was es mit Eleanor Rigby und Father McKenzie auf sich hat“, erklärt Goosen mit leuchtenden Augen.

Die schöne Claudia in der Badewanne

Wie immer, sind Abende mit dem 55-Jährigen äußerst launig-unterhaltsam, es kommen darin unter anderem vor: Seine Omma, die als bei der Stadt Bochum angestellte Telefonistin im Rathaus eine Dienstwohnung hatte und von wo aus der jugendliche Frank seine Freundin in den USA stundenlang anrufen konnte, was sonst ein Vermögen gekostet hätte; die ein Jahr ältere Claudia, mit der er als 16-Jähriger zum ersten Mal knutschen durfte, deren verheißungsvollen Körper er aber vor lauter Nervosität nicht näherkam, als er mit der 17-Jährigen nach schönem Ausflug in den Bochumer Stadtpark, plötzlichem Regenguss und aufregender Busfahrt und in der Wohnung seiner gerade verreisten Eltern landete. Dann wollte Claudia baden, „und ich Idiot habe vor der Badezimmertür gesessen und ihr was auf der Gitarre vorgespielt statt sie ordentlich zu einzuseifen“.

Sir Paul McCartney im Nachfolger des legendären Cavern Clubs in Liverpool, von wo ais die Beatles ihre Weltkarriere starteten. Die meisten ihrer nahezu unzähligen Konzerte haben die „Fab Four“ übrigens in Hamburg absolviert.
Sir Paul McCartney im Nachfolger des legendären Cavern Clubs in Liverpool, von wo ais die Beatles ihre Weltkarriere starteten. Die meisten ihrer nahezu unzähligen Konzerte haben die „Fab Four“ übrigens in Hamburg absolviert. © dpa | Phil Noble

Weitere typische Ruhrpottfiguren des Leseabends und teils in „Acht Tage die Woche – Die Beatles und ich“ verewigt: Goosens Oppa, der mit der Musik seines Enkels natürlich nichts anfangen kann und lieber Märsche aus der Zeit hört, als Deutschland mit Landsleuten der Beatles noch Krieg führt und sowieso findet, dass hier gefälligst Lieder mit deutschen Texten gespielt werden sollten. Und da gibt es noch Michelle, die der hormongesteuerte Frank gegenüber seinem Schulkumpel Micha, einer der coolen Raucher und bereits mit ersten „Petting“ -Erfahrungen ausgestattet, erfindet.

Leichte Arbeit

Faszinierende Geschichten, die Frank Goosen in Essen-Stoppenberg zum Besten gibt und die jeder von uns in ähnlicher Form sicher auch damals erlebt hat. Der Leseabend auf Zollverein ist leichte Arbeit, denn das Publikum erweist sich als dankbar und erfreut sich an einem Entertainer aus ihren Reihen. Ein Malocher muss er gar nicht mehr werden – und beim nächsten Mal das Kokettieren mit seinem Müßiggang gegenüber zum Beispiel seinem Vater, dem selbstständigen Handwerker, einfach weglassen.