Essen. Lieferengpässe bei Elektronik und Spielwaren sorgen in Essen für einen frühen Start ins Weihnachtsshopping. Was Händler jetzt raten.
Das passende Weihnachtsgeschenk zu ergattern, droht in diesem Jahr auch in Essen schwierig zu werden – Chipmangel und coronabedingte Logistikprobleme zeigen sich längst im Einzelhandel. Mit Elektronik und Spielzeug sind Sparten betroffen, die in den Wochen vor dem Fest besonders gefragt sind.
- Laut einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) wollen die Deutschen in diesem Jahr rund 273 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben.
- Der Verband geht davon aus, dass der Einzelhandel im November und Dezember zwei Prozent mehr Umsatz machen wird als im Vorjahreszeitraum.
- Mögliche Negativ-Faktoren seien die Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Produkten sowie die steigende Inflation.
„Es gibt in unserer gesamten Branche Engpässe“, sagt Olaf Zimmermann, Betreiber des Elektrofachmarkts EP Herber in Steele. „Es kommt immer wieder etwas nach, man weiß aber nicht immer genau, was und wann.“ An aktuelle Spielekonsolen wie die Playstation 5 oder die Xbox Series X sei nicht zu kommen. Während es ausreichend Fernsehgeräte gebe, würden manche Stereo-Anlagen und Radios knapp.
„Da ist der Markt am härtesten betroffen“, sagt Zimmermann. Es seien Geräte erhältlich, aber vielleicht nicht unbedingt das Modell oder die Farbe der Wahl. Nicht das klassische Weihnachtsgeschenk, aber ebenfalls schwer zu bekommen, seien bestimmte Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen. Teilweise seien neue Lieferungen erst für den Sommer 2022 angekündigt. „Vieles ist nicht lieferbar, das merken wir auch“, bestätigt Eva Pawlak von HiFi Pawlak in der Essener Innenstadt. „Zum Glück ist unser Lager aber gut gefüllt, wir sind im Großen und Ganzen gut gerüstet für das Weihnachtsgeschäft.“
Weihnachten 2022: Hohe Nachfrage in Essener Spielzeugläden
Die Beobachtungen aus Essen werden auch in einer Umfrage des Ifo-Instituts bestätigt. Demnach werden sich die Lieferengpässe im Einzelhandel noch bis weit ins Jahr 2022 hinziehen. Die Produktauswahl werde auch Monate nach Weihnachten noch eingeschränkt sein, im Spielzeughandel gehe man von rund elf weiteren Monaten mit Lieferproblemen aus. „Einige Spielzeug-Adventskalender waren schon im Oktober ausverkauft“, sagt Ralf Drange, der in Werden und Heisingen Spielzeug verkauft. „Und das Weihnachtsgeschäft hat längst begonnen, hier ist richtig viel los, weil die Leute von den Engpässen hören.“
Lieferverzögerungen gebe es bei beliebten Marken wie Lego und Ravensburger, aber zum Beispiel auch bei Farbkästen und Wachsmalstiften. „Bisher können wir vieles noch bedienen, weil wir schon zu Beginn des Jahres mit Blick auf unsere Neueröffnung in Heisingen viel eingelagert haben“, sagt Drange. „Gegen Ende des Jahres wird es aber witzig werden.“
Händlerin aus Essen rät zu Flexibilität beim Geschenke-Shopping
Lange Wartezeiten auf bestimmte Artikel kennt auch Birgit Tewes aus dem Klabauterladen in Stadtwald, wo es Kinderkleidung und Spielzeug gibt. „Ein großes Problem gibt es im Schuhbereich und beim reinen Holzspielzeug“, sagt sie. Zum einen sei das auf Rohstoffmangel zurückzuführen, zum anderen bezieht das Geschäft Holzspielzeug aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in denen es durch die Pandemie und Quarantäne-Zeiten Ausfälle in der Produktion gab. Kurioserweise seien zudem ausgerechnet gefütterte Gummistiefel für Kinder derzeit Mangelware.
Dass die Weihnachtseinkäufe in diesem Jahr deutlich früher begonnen haben, hält Birgit Maurer für schlau. Die Betreiberin des Werdener Spielwarengeschäfts „Engelchen und Bengelchen“ versucht über verschiedene Bestellwege auch rare Artikel noch zu bekommen, doch die Lieferzeiten seien eben bei einigen Produkten deutlich länger geworden.
Davon abgesehen seien aber auch Spontankäufe immer noch möglich, das Lager sei voll. „Ich rate den Kunden, möglichst flexibel zu bleiben, aber natürlich haben Kinder oft sehr spezielle Wünsche“, sagt Maurer. Je weniger die Kundschaft auf bestimmte Marken, Modelle und Ausführungen fokussiert sei, desto entspannter könne sie die Weihnachtseinkäufe angehen, da sind sich alle befragten Händlerinnen und Händler einig.