Essen. Der Hergang des tödlichen Rad-Unfalls in Essen steht noch nicht exakt fest. Aber die Stadt reagiert mit einem Bündel an Sofortmaßnahmen.
Der tödliche Unfall des 85 Jahre alten Radfahrers auf der Hans-Böckler-Straße (B224) im September hat die Diskussion über sichere Verkehrswege in Essen aufs Neue belebt. Nur einen Monat nach dem Unfall hat die Stadt Sofortmaßnahmen im kritischen Bereich B224 nahe der Unfallstelle eingeleitet. Bis Ende November soll es zwei neue rot markierte Spuren für Radfahrer geben, außerdem wird der Radweg entlang der Hans-Böckler-Straße Richtung Süden sicherer gemacht.
Neue Baustelle: Amt bezieht sich explizit auf „Unfall mit tödlichem Ausgang“
Im Beschlussvorschlag für den Verkehrs- und Mobilitätsausschuss bezieht sich die Stadt ausdrücklich auf den „Unfall mit tödlichem Ausgang“ am 22. September. Bereits wenige Tage danach hat man das üppig wachsende Strauchwerk, das bis dahin weit in den Geh- und Radweg ragte, zurückgeschnitten.
Alltagsradler hatten am Tag nach dem Unfall den ihrer Ansicht nach schlechten und gefahrvollen Zustand des Geh- und Radwegs auf der westlichen Seite der B224 bemängelt. Wie berechtigt diese Kritik zu sein scheint, zeigen die weiteren Sofortmaßnahmen: Schlaglöcher und Bodenwellen sollen beseitigt werden, ebenso wird der Engpass durch nahe beieinander stehenden Ampel- und Laternenmasten entschärft. Soll heißen: Der Beleuchtungsmast wird versetzt.
Der dann folgende Gehweg mit dem Zusatz „Radfahrer frei“ werde bis zur Einmündung Schederhofstraße „punktuell saniert“. Außerdem soll eine Reklametafel versetzt werden.
B224: Neue Linksabbiegespuren für Radfahrer werden rot markiert
Schließlich entsteht für Radfahrer, die von der Schwanenkampstraße nach links in die Hans-Böckler-Straße abbiegen, eine eigene, rotmarkierte Furt, wie man sie auch von der Umweltspur kennt. Radfahrer überqueren auf ihr die vierspurige B224 und erreichen über abgesenkte Bordsteine den sanierten Radweg gegenüber. Dasselbe passiert hundert Meter weiter an der Einmündung Hachestraße.
Mirko Sehnke, Vorsitzender des Radfahrerverbandes ADFC und sachkundiger Bürger im Verkehrsausschuss, begrüßt das Maßnahmenbündel, mahnt aber weitere Verbesserungen an. „Das ist ein Anfang, aber noch nicht der große Wurf.“ Unbefriedigend bleibe weiterhin die fehlende Abbiegemöglichkeit für Radfahrer, die vom Radweg längs der B224 (westliche Seite) in die zur Innenstadt führende Hachestraße wollen. „Das wäre viel dringender“, so Sehnke. Der ADFC-Chef erinnert auch an den Hinweis des Radverkehrsbeauftragten der Stadt bei der OB-Radtour im August, wonach die Kreuzung B224/Hachestraße zu den Schattenseiten im Radverkehr zähle.
Elementare Verbesserungen erwarten Radfahrverbände erst von der neuen Tangente
Entscheidende Verbesserungen erwarten die Radfahrverbände erst mit dem Bau der so genannten Bahnhofstangente, die an der B224/Hachestraße eine Unterführung beinhalte. „Aber bis die Tangente fertig ist, können noch bis zu fünf Jahre vergehen“, so Sehnke.
Für Simon Knur von Velocity Ruhr bleibt die autogerecht gebaute B224 weiterhin eine Barriere, „die große Teile der Stadt zerschneidet und für Radfahrer sowie Fußgänger ein Unort ist“. Nicht nur die hohe Verkehrsdichte auf der vierspurigen Achse selbst sei problematisch, sondern auch die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten. „Die meisten fahren dort nicht mit 50 km/h, sondern mit 70“, so Knur.