Essen. Die Grippeimpfung ist dieses Jahr besonders gefragt. Wer sie nutzen sollte und wie sicher die Versorgung in Essener Praxen und Apotheken ist.
Die Grippeschutzimpfung ist in diesem Herbst besonders gefragt: In Essen verzeichnen Arztpraxen und Apotheken einen deutlich höheren Andrang als in den vergangenen Jahren.
„Es gibt eine riesige Nachfrage, das ist erfreulich“, sagt Michael Hill. Der Allgemeinmediziner aus Borbeck ist stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Essen. Allein in seiner Praxis habe er schon mehr als 300 Patientinnen und Patienten geimpft, sonst seien es über die komplette Saison hinweg zwischen 450 und 600 gewesen. „Das Impfbewusstsein und die Impfbereitschaft sind gestiegen“, sagt Hill.
Grippeimpfung besonders für Risikogruppen empfohlen
Das macht dem Arzt Hoffnung, denn er empfiehlt die Grippeschutzimpfung allen Menschen. Besonders „allen chronisch erkrankten und allen über 60, auch wenn sie fit wie ein Turnschuh sind“. Aber auch wer zum Beispiel in der Pflege, in Kitas, im öffentlichen Nahverkehr oder im Einzelhandel arbeite, sei gut beraten, sich impfen zu lassen. „Für alle Berufsgruppen mit vielen Kontakten ist die Grippeschutzimpfung sinnvoll“, so Hill.
Medizinerinnen und Mediziner werben in diesem Jahr umso mehr für die Grippeschutzimpfung, weil die Grippe-Saison im vergangenen Winter durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausgefallen ist. Sie fürchten daher, dass das Immunsystem in diesem Winter weniger gut auf die Grippeviren vorbereitet ist. Kinderärzte berichten bereits von deutlich mehr Viruserkrankungen und auch bei Erwachsenen stellt Allgemeinmediziner Hill seit Anfang September vermehrt Infekte fest.
Grippe – das sind die Symptome
- Die Grippe ist nicht mit einer Erkältung zu verwechseln.
- Nach der Ansteckung mit dem Grippevirus erkranken laut Robert-Koch-Institut (RKI) ungefähr zwei Drittel der Betroffenen und entwickeln teils heftige Krankheitssymptome wie plötzliches hohes Fieber über 38,5 Grad Celsius, trockenen Reizhusten, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit oder Schweißausbrüche.
- Besonders ältere Menschen entwickeln jedoch häufig keine typischen Krankheitszeichen, weshalb sie und andere Risikopatienten im Zweifelsfall immer auf Influenza getestet werden sollten – auch wenn sie geimpft sind.
- Auch Personen, die keine Krankheitszeichen entwickeln, können andere Personen mit einer Grippe anstecken.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Grippeschutzimpfung offiziell allen Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Trimester, chronisch Erkrankten, Bewohnerinnen und Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen, medizinischem Personal und Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr. Neu ist in diesem Herbst der empfohlene Hochdosis-Impfstoff für Menschen ab 60 Jahren. Der Impfstoff wird von den Krankenkassen erstattet und soll gefährdete Gruppen besonders gut schützen können. Denn der übliche Vierfach-Impfstoff kann ausgerechnet bei älteren Menschen schwächer wirken.
Praxen bestellen Grippeimpfstoff schon im Frühjahr
„Teilweise ist der hoch dosierte Grippeimpfstoff nicht mehr zu bekommen“, sagt Apotheker Ulrich Schwier aus der Essener Kaiser-Wilhelm-Apotheke, der zugleich Vorsitzender des Apothekerverbands Essen/Mülheim/Oberhausen ist. Jedoch relativiert er die akuten Engpässe auch: Die Bestellung der Impfstoffe erfolgt in jedem Jahr bereits im Frühjahr. Arztpraxen melden den erwarteten Bedarf an die Apotheken, die wiederum bestellen über den Großhandel und werden gegen August/September beliefert. Die dringende Empfehlung an alle Praxen lautete in diesem Jahr, etwa 30 Prozent mehr Impfstoff zu ordern.
„Wir hoffen, dass wir im Vorfeld genug Impfstoff bestellt haben“, sagt der Borbecker Allgemeinmediziner Hill. Und auch Apotheker Schwier beruhigt: „Es müsste genug Impfstoff im Verkehr sein.“ Wer weder zu einer Risikogruppe gehöre noch beruflich bedingt besonders gefährdet ist, muss aus Sicht von Arzt und Apotheker kein schlechtes Gewissen haben, wenn er oder sie sich dennoch gegen Grippe impfen lassen möchte. Je mehr Impfstoff tatsächlich dem Schutz der Menschen dient, desto froher sind die Experten. Im vergangenen Jahr mussten zahlreiche Dosen ungenutzt zurück an die Hersteller gegeben werden.