Essen. Die letzte Impfung gegen Corona gab es am Sonntag in der Messe Essen, das Impfzentrum ist geschlossen jetzt. Was die Stadt jetzt plant.

Acht Monate ist in der Messehalle in Essen-Rüttenscheid geimpft worden. Jetzt ist Schluss. Am Sonntag hat das Essener Impfzentrum zum letzten Mal seine Türen geöffnet. Das Land NRW hatte sich für die Schließung aller Impfzentren entschlossen, weil ihr Unterhalt zu teuer ist. Ab sofort verabreichen vor allem Hausärzte den Pieks gegen Corona. Außerdem startet eine spezielle Einheit der Stadt.

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Impfzentrum Essen: Am Sonntag ist wenig los

Lange Zeit, gerade zu Beginn und in den Monaten der Impfstoffknappheit, war viel los im Impfzentrum. Jetzt, Ende September, sieht das anders aus – am letzten Tag herrscht eher gähnende Leere, der große Andrang bleibt am Sonntag aus. Immerhin rund 700 Essener nutzen am letzten Tag die Gelegenheit, sich in der Messehalle impfen zu lassen. Warten brauchen sie nicht: Die Plätze sind leer, Termine frei. Schon in den vergangenen Wochen waren die Zahlen im Essener Impfzentrum mit wenigen hundert Besuchern pro Tag niedrig. Zum Vergleich: In Spitzenzeiten hatten sich 3200 Menschen impfen lassen. Der leitende Impfarzt Dr. Stefan Steinmetz zieht für das Impfzentrum insgesamt eine positive Bilanz: „Wir haben hier insgesamt 450.000 Menschen geimpft und keiner ist danach umgekippt. Das ist eine Sensation.“

Dr. Stefan Steinmetz: „Wir haben es geschafft!“
Dr. Stefan Steinmetz: „Wir haben es geschafft!“ © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dass nun Hausärzte die Impfungen übernehmen sollen, findet Steinmetz richtig. Das einzige Problem sieht er in der Organisation: „Manche Ärzte werden den Impfstoff nicht immer vorrätig haben. Manche werden bei der Lagerung ein Problem bekommen und nicht alle Impfdosen nutzen können.“ Aber nicht nur niedergelassene Praxen impfen künftig. Auch die mobilen Stationen in den Stadtteilen kommen weiterhin zum Einsatz. „Wir haben festgestellt, dass wir die Menschen in ihrem Umfeld besser erreichen und viele den Weg zum Impfzentrum nicht auf sich nehmen“, sagt Jörg Spors, Leiter des Impfzentrums.

Die Stadt richtet ab Oktober eine sogenannte koordinierende Einheit ein, die sich um die Organisation der Impfungen kümmert. Wie das Ganze aussehen soll, ist noch unklar. „Die Stadt ist bereits in der Vorbereitung“, heißt es bislang. Steinmetz fordert von der Politik aber mehr Druck. „Nur so können wir auch die letzten zur Impfung bringen“, sagt der 71-Jährige, der in der Pandemie fast jeden Tag im Einsatz war und Zehntausende Impfungen verabreicht hatte.

Manche Impfwillige haben sich erst am letzten Tag getraut

Im Wartebereich zur Nachbeobachtung sitzt am Sonntag ein Jugendlicher mit seinem Vater. Die erste Impfung hatte er vom Hausarzt bekommen. Den letzten Tag im Impfzentrum nutzt er, um sich noch schnell vor dem Urlaub die zweite Spritze abzuholen. „Ich habe die Chance genutzt und bin einfach ohne Termin vorbeigekommen“, erklärt Tim Klein. So auch Besucherin Douha Muhou: „Ich wollte nicht so lange warten und hatte gehofft, dass am letzten Tag nur noch wenige kommen.“

Viele andere Besucher haben sich erst spontan dazu durchringen können, nach Rüttenscheid zu fahren – zu groß war ihre Angst vor der Impfung. Dazu gehört auch eine Dreizehnjährige aus Kettwig. Sie war vor ein paar Wochen schon einmal im Impfzentrum. „Da habe ich aber meinen Arm weggezogen und bin weggerannt. Die Nadel ist so riesig“, sagt Greta Puschmann. Am Sonntagnachmittag zieht sie es aber durch. Mit einem grünen Pflaster auf dem Arm kommt sie stolz aus der Kabine und macht sich um die zweite Impfung schon viel weniger Sorgen.

Um 17.25 Uhr ist der allerletzte Impftermin angesetzt. Dazu kommt Dr. Steinmetz höchstpersönlich in die Impfkabine. Patientin Julia Jackowski ist schon zum dritten Mal im Impfzentrum Essen. Sie hat schweres Rheuma und braucht nach einem halben Jahr die dritte Impfung zum Auffrischen. Während sich der Arzt den grünen Kittel umwirft und sich die Handschuhe überzieht, sitzt die 32-Jährige ganz entspannt auf der Liege. Ein kurzer Pieks und es ist vollbracht. „Es war mir eine Ehre, Ihnen die letzte Spritze zu verabreichen“, sagt Steinmetz. Dann dreht er sich um, lächelt und umarmt den Leiter des Impfzentrums. „Wir haben es geschafft!“