Essen-Rüttenscheid. An einer Kita in Rüttenscheid fordern die Eltern und Erzieher Tempo 30. Warum die Stadt das Limit bislang noch nicht eingeführt hat.
- Fast täglich ereignen sich vor der Kita an der Wittenbergstraße brenzlige Situationen, kritisieren Eltern und Erzieher.
- Autos rasen an den Haltebuchten vorbei, wenn die Kinder gebracht oder abgeholt werden.
- Die Stadt hat bislang noch kein Tempo 30 eingeführt. Das soll sich nach dem Willen von Bezirkspolitikern ändern.
Die noch recht junge Kita Miteinander in Rüttenscheid liegt an einer wichtigen Verkehrsachse, der Wittenbergstraße. Nun sind Eltern und Erzieher mehr und mehr in Sorge, dass es hier zu Unfällen kommen könnte. Sie fordern Tempo 30. Die Politik hat sich den Vorstoß auf die Tagesordnung gesetzt. Auch andernorts wird immer häufiger der Ruf nach einem Tempolimit in der Nähe von Kitas laut.
Gefährliche Situationen vor der Kita in Rüttenscheid
Den Kindergarten in Rüttenscheid betreibt der VKJ (Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet). Untergebracht ist die Einrichtung mit ihren drei Kindergruppen im Mehrgenerationenhaus an der Wittenbergstraße. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt versetzt die Einfahrt zur Henri-Dunant-Straße„Wenn Eltern ihre Kinder morgens mit dem Auto bringen oder später wieder abholen, gibt es manche brenzlige Situation“, sagt Leiter Marc Rudolph. Er hat erst vor kurzem die Stelle angetreten, aber schon in den ersten Tagen kam das Thema auf. Sicherlich gebe es eine Haltebucht, in der die Eltern kurz parken können, doch wenn dann der Verkehr zum Teil mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeirausche, könne es sehr gefährlich werden, zumal man es durchaus mit einem erheblichen Lkw-Anteil zu tun habe. Mütter und Väter haben auch schon wiederholt ihren Unmut bekundet und machen sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung stark. Nach Worten von Rudolph dreht es sich aber nicht nur um das Bringen und Abholen, die Kita unternehme sehr viele Ausflüge und da sei es durchaus von Vorteil, wenn im direkten Umfeld des Kindergartens die Autofahrer das Tempo drosseln.
Stadt soll Tempo-30-Schilder an der Wittenbergstraße in Rüttenscheid aufstellen
Beschwerden über Lärmbelästigung
Die Verkehrsschilder sollen nach Vorschlag der Bezirksvertretung auf der Wittenbergstraße in Fahrtrichtung Stadtwaldplatz zwischen Virgiliastraße und Walpurgisstraße in Höhe der Kindertagesstätte bzw. Mehrgenerationenhaus aufgestellt werden.Anwohner sollen sich in den vergangenen Monaten auch vermehrt über die Lärmbelästigung beschwert haben. Die Wittenbergstraße führt von der Müller-Breslau-Straße im weiteren Verlauf in Richtung Stadtwald.Die Wohnungsverwaltung des Mehrgenerationenhauses liegt in den Händen der AWO. Bauherrin war die Anneliese-Brost-Stiftung. Neben rund 25 Wohnungen sind dort die VKJ-Kita und Gemeinschaftsräume untergebracht.
Kürzlich stand nun die Forderung für die Wittenbergstraße auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung II. SPD und Grüne hatten den Antrag gestellt, dass tagsüber das Limit eingeführt werden solle. Die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer solle von montags bis freitags zwischen 7 und 17 Uhr gelten und eine entsprechende Ausschilderung erfolgen. Zudem soll auch darauf hingewiesen werden, dass dort eine Kita besteht. Barbara Hofmann (SPD), zweite stellvertretende Bürgermeisterin, als auch Grünen-Sprecher Malte Lantin betonten, dass mit einer solchen Begrenzung für mehr Sicherheit gesorgt werde. Doch ein Votum, wonach nun schon die Schilder schon in Kürze an der Wittenbergstraße stehen, erfolgte noch nicht. Zunächst soll die Verwaltung die Angelegenheit prüfen. CDU-Fraktionschef in der Bezirksvertretung II, Markus Panofen, steht dem Begehren eher skeptisch gegenüber. Für die Sorgen der Eltern habe er durchaus Verständnis, aber die Örtlichkeit biete auch eine Alternative, um die Kita zu erreichen und die führe über die Virgiliastraße.
Eingang der Kita liegt nicht an der wichtigen Verkehrsader von Rüttenscheid
Nach Auskunft der Stadt hat es zwar 2016 habe eine Veränderung in der Straßenverkehrsordnung gegeben, nach der im Umfeld von „schützenswerte/sensible Einrichtungen“ die Begrenzung gelten solle. Neben Kitas zählen auch Seniorenheime und Krankenhäuser dazu. Aber im Gesetzestext sei eben auch davon die Rede, dass ein direkter Zugang zur Straße bestehen solle. Das sei allerdings in der Form an der Wittenbergstraße nicht gegeben. Die Verwaltung werde sich aber nun noch einmal mit der Kita an der Wittenbergstraße befassen. Befürworter von Tempo 30 weisen auch darauf hin, dass laut Gesetz das Limit auch eingeführt werden soll, wenn dort starker Bring- und Abholverkehr vorhanden sei.
Nach Auskunft von Jacqueline Schröder gilt auch schon an 271 und damit dem überwiegenden Teil der Kitas im Stadtgebiet die 30er-Regel. Es kommen aber nach wie vor noch Forderungen auf. Erst vor kurzem machten sich beispielsweise Grüne und SPD im Bezirk III für eine Erweiterung der Tempo-30-Zone an der Haus-Berge-Straße in Altendorf stark, wo sich auch Kitas befinden.
Verkehrswacht unterstützt die Forderung nach einem Tempolimit
Aus Sicht der Verkehrswacht ist Tempo 30 auf Straßen, die an einer Kita vorbeiführen, absolut sinnvoll, betont Vorsitzender Karl-Heinz Webels. Bei einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometer benötige der Fahrer eine Strecke von knapp zehn Metern, bis er reagiere. Hinzu kommen dann fünf Meter bis durch Bremsen das Fahrzeug zum Stehen komme. Der Anhalteweg beträgt somit in der Regel etwa 15 Meter. Bei höheren Geschwindigkeiten erhöhe sich sowohl der während der Reaktionszeit („Schrecksekunde“) zurückgelegte Weg als auch der reine Bremsweg. Bis das Fahrzeug zum Stehen komme, seien es dann 30 Meter.