Essen-Frohnhausen. In Essen-Frohnhausen können Menschen mit Behinderung das Stadtteilbüro nicht besuchen. Zum Herbst und Winter wird das Problem noch größer.
Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kann die Räume des neuen Stadtteilbüros in Frohnhausen nicht nutzen. Der Zugang ist auch zwei Monate nach der offiziellen Eröffnung noch nicht barrierefrei – trotz des Protests von Betroffenen und Versprechen der Stadt Essen.
Das Stadtteilbüro liegt im Hochparterre eines Hauses an der Mülheimer Straße. Wer hinein möchte, muss Stufen nehmen. „Im Büro selbst sind auch einige Rahmen nicht breit genug für Elektro-Rollstühle“, sagt Gülay Acar. Die stellvertretende Inklusionsbeauftragte im Bezirk ist selbst Rollstuhlfahrerin. Gemeinsam mit anderen Betroffenen hatte sie vor und während der Eröffnung im Juli protestiert. „Wir müssen leider draußen bleiben“ stand auf den Plakaten der Demonstrierenden.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte ein eigenes Plakat dabei – „Wir haben verstanden“ war darauf zu lesen. Zudem versprach er, dass in Zukunft kein Lokal mehr angemietet werde, das nicht barrierefrei sei. Zudem hatte die Stadtverwaltung signalisiert, weiter nach Lösungen für das Stadtteilbüro in Frohnhausen zu suchen, auch ein Umzug sei nicht ausgeschlossen, wenn sich ein geeigneterer Standort finde – allerdings läuft die aktuelle Mietzeit noch bis 2025.
Menschen mit Behinderung in Frohnhausen sind ausgeschlossen
Zwei Monate nach der Eröffnung ist noch keine konkrete Veränderung in Sicht. „Wir sind weiter im Gespräch und suchen nach Lösungen“, so Acar. Im Gespräch waren zum Beispiel eine Rampe oder ein Treppenlift. „Das Problem bei einer Rampe ist, dass sie den Gehweg blockieren würde“, erklärt die Inklusionsbeauftragte. Nach ersten Schätzungen würde ein Lift rund 15.000 Euro kosten und bauliche Veränderungen müssten natürlich mit der Eigentümerseite abgestimmt werden. Nach Angaben der Stadt ist eine kurzfristige Lösung „leider nicht möglich“.
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Bisher müssten sich Menschen mit Behinderung also im Vorfeld um einen Termin beim Stadtteilbüro kümmern, der dann an anderen Orten stattfinde, wo die Barrierefreiheit sichergestellt sei, erklärt Acar. Die Mitarbeiterin vor Ort versuche alles, um solche Treffen zu ermöglichen. „Es gibt aber keine spontanen Lösungen, Termine müssen längerfristig organisiert werden.“ Das verkompliziert den Alltag von Betroffenen zusätzlich und passt auch nicht zum Gedanken des Stadtteilbüros, das möglichst ein möglichst niederschwelliges Angebot sein soll und zur Vernetzung der Menschen im Stadtteil gedacht ist.
In den Sommermonaten konnten Gespräche, die weniger vertraulich sind, einfach draußen stattfinden. „Aber das ist natürlich keine zufriedenstellende Lösung“, sagt Acar, „vor allem, wenn es kalt ist oder regnet.“ Genau das wird im Herbst und Winter öfter der Fall sein.
Barrierefreiheit ist auch in Karnap nicht gegeben
Das gleiche Problem wie die Betroffenen in Frohnhausen haben auch Menschen mit Behinderung in Karnap: Auch dort ist das Stadtteilbüro „Kabüze“ nur über mehrere Stufen erreichbar. Für einige stellt das eine unüberwindbare Hürde dar. Deshalb ziehen erste Beteiligte Konsequenzen und weichen auf einen barrierefreien Standort aus. „Wir werden Leistungen in die Altentagesstätte in Karnap verlagern“, sagt Thorsten Kaiser, Vorsitzender des Karnaper Bürgerbündnisses.
Mit Unterstützung des Seniorenreferates habe das Bürgerbündnis diese Möglichkeit gefunden, um ab Oktober die monatliche Sozialberatung und andere Angebote für Ältere und Menschen mit Behinderung wieder für alle Interessierte zu öffnen. „Es wäre natürlich einfacher, wenn das Stadtteilbüro barrierefrei wäre“, sagt Kaiser. So aber sehe sich das Bürgerbündnis eben gezwungen, andernorts Veranstaltungen anzubieten.