Essen. Florian Fuchs tritt im Essener Norden bei der Bundestagswahl an. Politisch verortet ist der 36-Jährige im liberal-konservativen Flügel der CDU.
Auf 50 Prozent schätzt Florian Fuchs seine Chance, per Direktmandat in den Bundestag einzuziehen. Ob der CDU-Bundeskandidat für den Nordwahlkreis das wirklich glaubt oder sich in Zweckoptimismus übt, soll hier offen bleiben, wahrscheinlich trifft aber letzteres zu. Denn Fakt ist: Kein Christdemokrat ist hier seit 1949 jemals dem SPD-Kandidaten gefährlich geworden. Die jüngsten bundesweiten Umfragen verheißen für Florian Fuchs nichts Gutes.
Nicht verwunderlich, dass der 36-jährige Jurist mit dem Bundestagswahlkampf der CDU nicht ganz zufrieden ist. Das Bild nach außen sei „ausbaufähig“, sagt er, will aber weiter nichts Kritisches sagen. Über Armin Laschet verliert Fuchs kein schlechtes Wort, macht aber deutlich, dass er auch loyal zu Markus Söder gestanden hätte, hätte die Union diesen zum Kanzlerkandidaten bestimmt. Innerlich aufgegeben habe er aber keineswegs: „Vor Ort im Wahlkampf wird mir anderes gespiegelt als die Umfragen sagen, ich erhalte viel positives Feedback.“ Die Stimmung könne noch gedreht werden.
CDU-Kandidat Florian Fuchs kommt aus der Mittelstandsunion
Fuchs kommt aus der Mittelstandsunion, dem früher einflussreichen Sammelbecken der Wirtschaftsliberalen und Liberal-Konservativen innerhalb der CDU. Die Vereinigung mit ihrer marktwirtschaftlichen Ausrichtung hatte in der Merkel-Ära nicht gerade ihre beste Zeit, um es zurückhaltend zu sagen. Fuchs beeilt sich aber hinzuzufügen, dass er sich auch gut mit denen in der Partei versteht, die eher soziale Gedanken in den Mittelpunkt stellen und einem umfassenden und wachsenden Sozialstaat das Wort reden.
Fuchs will dem Klimaschutz nicht alles unterordnen
Wirtschaftspolitik, dann Forschung, Bildung und Ausbildung sowie Generationengerechtigkeit sind die ersten drei Politikfelder, die Fuchs auf seiner Webseite unter „Meine Ziele und Positionen“ auflistet. Es folgen Klimaschutz, Digitalisierung, öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie Steuerpolitik. Nicht nur die Reihenfolge, auch die jeweils erläuternden Details lassen auf eine ziemlich klare wirtschaftsliberale Grundhaltung schließen. „Im politischen Diskurs um die besten Entscheidungen für unser Land muss Klimaschutz angemessen berücksichtigt werden, darf jedoch nicht der einzige Faktor sein, dem alles andere ohne Rücksicht auf Verluste untergeordnet wird“, heißt es da beispielsweise. Der Sound der grün-freundlichen Merkel-CDU ist das eher nicht.
Florian Fuchs konnte sein Ratsmandat in Schonnebeck/Katernberg-Süd direkt gewinnen
Geboren im Marienhospital, aufgewachsen in Katernberg, Abitur am Leibnitzgymnasium in Altenessen – Fuchs sagt mit einigem Stolz, dass er ein Kind des Essener Nordens ist und bei den Menschen auch gut ankomme. Ein wichtiger Beleg dafür sei das im Wahlkreis Schonnebeck/Katernberg-Süd 2020 direkt gewonnene Ratsmandat, was für einen Christdemokraten tatsächlich beachtlich ist. Die CDU-Erfolge bei der Stadtratswahl im Essener Norden hätten natürlich auch etwas mit der Popularität von OB Thomas Kufen zu tun, räumt Fuchs ein, und damit dürfte er vermutlich recht haben.
Die Kandidatur sei keine Eintagsfliege
Beruflich hat sich Fuchs nach Düsseldorf orientiert, wo er als Wirtschaftsanwalt für eine bundesweit tätige Zahnarztgruppe arbeitet. Wenn nicht ein politisches Wunder geschieht, wird das auch nach dem Wahltag so bleiben. Auf der Landesliste der NRW-CDU steht er auf dem aussichtslosen Platz 56, mehr wäre für einen Kandidaten-Neuling auch ungewöhnlich. „Beim ersten Mal stellt man sich hinten an“, sagt er. Seine Kandidatur sei indes keine Eintagsfliege, „ich habe vielmehr vor, mich langfristig zu engagieren“. Und wenn es diesmal nicht klappe, dann vielleicht beim nächsten Mal.
Florian Fuchs ist verheiratet, hat keine Kinder und lebt in Schönebeck.