Essen. Vor Gericht muss sich ein 25-jähriger Essener verantworten, der laut Anklage sein Kind massiv schüttelte, vielleicht auch noch Schlimmeres tat.

Ein Fall, der unfassbar traurig ist: Der kleine Innocent wurde nur acht Wochen alt. Sein eigener Vater hat ihn so schwer misshandelt, dass er keine Chance hatte. Seit Mittwoch steht der 25-Jährige in Essen vor Gericht. Die Anklage lautet auf Totschlag. Schon der Name des Jungen drückt das ganze Drama aus: Innocent – unschuldig.

Die Anklage der Essener Staatsanwaltschaft liest sich wie ein Dokument des Schreckens. Es war der 10. Februar 2021. Der Angeklagte war mit seinem Sohn allein zu Hause. Die kleine Familie wohnte damals in einer Wohnung an der Friedrichstraße, die Mutter litt unter Rheuma. Deshalb war es der Angeklagte, der sich vorwiegend um das oft weinende Baby gekümmert haben soll.

Als die Mutter zurückkam, lag ihr Sohn nackt und leblos auf dem Sofa

Am Tattag war die Mutter erst beim Arzt, dann einkaufen. „Ich habe als Mensch und Vater schrecklich versagt“, hieß es zum Prozessauftakt in einer von Verteidiger Nikolai Odebralski verlesenen Erklärung. „Mein Kind ist tot – und ich bin schuld.“ Er sei überfordert gewesen, habe keinerlei Erfahrung im Umgang mit Säuglingen gehabt. An jenem Tag sei offenbar alles über ihn hereingebrochen. Als die Mutter wieder zu Hause war, lag ihr Sohn nackt und leblos auf dem Sofa. Das kleine Herz schlug nicht mehr.

Der hinzugerufene Notarzt hatte Inncocent zwar noch einmal ins Leben zurückholen können, doch die Verletzungen waren zu schwer. Zehn Tage später ist der Säugling im Krankenhaus gestorben. Die Ärzte hatten ein schweres Schädelhirntrauma mit massiven Blutungen festgestellt. Der Schädel war gebrochen, das Schlüsselbein auch, es gab Knochenabsprengungen an den Beinen, Hämatome am ganzen Körper.

Kopf wurde möglicherweise zweimal gegen eine harte Oberfläche gestoßen

Was genau passiert ist, hat der Angeklagte zum Prozessauftakt nicht gesagt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er sein Baby massiv geschüttelt hat. Dabei müsse der Kopf mindestens zweimal gegen eine harte Oberfläche gestoßen sein. Vielleicht seien die Verletzungen aber auch durch direkte Gewalteinwirkung entstanden.

Eine Woche vor dem 10. Februar war Innocent schon einmal massiv misshandelt worden. Auch da soll er ein schweres Schädelhirntrauma erlitten haben, was ebenfalls im Krankenhaus festgestellt worden war. Vor dem Geständnis hatten die Richter dem Angeklagten signalisiert, dass er mit einer Strafe von sechs bis acht Jahren rechnen müsse. Möglicherweise kommt auch die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik in Betracht. Der Prozess wird fortgesetzt.