Essen. Der Sender RTL hatte 7000 Alltagshelden der Corona-Zeit eingeladen. Was die Menschen an persönlichen Geschichten erzählten.
Kilometerweit reihte sich Auto an Auto, vor dem Eingang zum Seaside Beach bildeten sich riesige Warteschlangen. 7000 Menschen hatten für die Live-Show „RTL sagt Danke“ Karten gewonnen. Der Sender wollte den Alltagshelden der Pandemie danken, also den Menschen, die sich seit Corona-Beginn im Beruf oder privat auf besondere Weise engagieren.
Prominente sorgen bei der Show am Baldeneysee für Unterhaltung
Auf dem Gelände im Seaside Beach ist es voll. Vor einer großen Bühne sind die Fernsehkameras aufgebaut. Die Zuschauer stehen dicht an dicht auf der Wiese. Mit Bratwurst und Bier in der Hand warten sie auf den Beginn der Show. Durch den Abend führen die Moderatoren Daniel Hartwich und Lola Weippert. Mit dabei sind Prominente aus der Comedy- und Musikszene: von der Band Bosse und den Ehrlich Brothers über Cindy aus Marzahn bis hin zu Sascha Grammel, Özcan Cosar und Oliver Pocher. Für Atze Schröder, der aus Kray stammt, ist der Auftritt so etwas wie ein Heimspiel.
Es wird viel gelacht, geklatscht und ganz oft „Danke“ gesagt für die vielfältigen Hilfen im Alltag. Die Künstler betonen immer wieder, wie sehr ihnen die Bühne gefehlt hat und wie glücklich sie sind, wieder vor Publikum aufzutreten. Mario Barth bleibt seinem Stil treu, als er vom Unterschied zwischen Männern und Frauen spricht. „Am Tag vor dem Lockdown habe ich alles eingekauft. Meine Freundin war im Nagelstudio. Das ist ja wichtig“, so der Komiker. Die Gäste grölen.
Als Sarah Connor die Bühne betritt, blickt sie auf ein Meer an Lichtern, haben doch die Besucher ihre Handys gezückt und die Taschenlampen eingeschaltet. „Wir haben alle gespürt, dass wir auf euch angewiesen sind. Ich hoffe, dass der Dank nicht bei dieser Show bleibt“, sagt die Sängerin.
Gäste erzählen vor großem Publikum von ihren persönlichen Geschichten
Kita-Team aus Frohnhausen unter den Gästen
Aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen stammten die Gäste des Abends, darunter medizinisches Personal, Paketboten, Sanitäter sowie Verkäuferinnen und Verkäufer.Auch Mitarbeiter einer Kindertagesstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Frohnhausen hatte Tickets für das Event gewonnen. Das zwölfköpfige Team wollte schon seit längerer Zeit etwas gemeinsam unternehmen. Freude sei daher groß gewesen, als jeder von ihnen eine Einladung erhalten hatte, erzählt die Gruppe.
Der Abend bietet vielen Gästen die einmalige Chance, vor Publikum ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Seit Pandemiebeginn habe sie im Jobcenter alle Hände voll zu tun, erzählt Katrin Richter aus Düsseldorf. Da biete ein solcher Abend eine willkommene Abwechslung.
Geehrt zu werden, fühlt sich hingegen für Krankenschwester Christina Groten unwirklich an. Seit eineinhalb Jahren leistet sie eine Extraschicht nach der anderen. Schön sei es natürlich schon, eine solche Würdigung zu erfahren. Aber nicht nur die Corona-Pandemie hat die 35-Jährige in aller Härte und Tragik erlebt. Sie ist mit ihrem Mann aus Sinzig angereist, einem der Orte in Bad Neuenahr-Ahrweiler, die beim Hochwasser zerstört worden sind.
Drei Stunden Fahrt hat Katrin Schäfer hinter sich, sie stammt aus Marburg. „Ich finde es wunderschön, hier zu sein. Aber damit so etwas wie Normalität zurückkehren kann, müssen die Menschen sich impfen lassen“, sagt die Ärztin und ihre Worte sind zugleich ein deutlicher Appell. Dass die Belastung in der Pflege und überhaupt in medizinischen Berufen weiter zunimmt, gibt Radiologie-Assistentin Katrin Vogt zu bedenken. Sie befürchtet, dass schließlich immer weniger Leute diesen Beruf ausüben wollen. Das sieht Altenpflegerin Joleene Böhmer aus dem Siegerland ähnlich, wobei sich der Ruf des Jobs in Corona-Zeiten schon ein wenig verbessert habe.
Nach Jobverlust während der Corona-Zeit in die Pflege gewechselt
Corinna Beckmann ist ein Beispiel für Menschen, die beruflich in die Senioren-Betreuung gewechselt sind, wenn auch zunächst nicht ganz freiwillig. Im Lockdown verliert sie ihre Arbeit in einer Spielhalle, beginnt aus der Not heraus einen Minijob in einer Pflegeeinrichtung und ist vom ersten Tag an begeistert. „Corona war mein Glück. Ich habe da jetzt sogar eine Vollzeitstelle“, verrät die 58-Jährige.
Vivien Diedrichs steht etwas versteckt hinter der Masse. „Es fühlt sich toll an, gewürdigt zu werden. Aber ohne meine Mama hätte ich das gar nicht geschafft“, erzählt die Krankenschwester aus Essen, die auf der Corona-Station arbeitet. In den Augen ihrer Mutter liegt Stolz: „Sie hat Unglaubliches geleistet.“