Essen-Altenessen. Der ehemalige Milchhof Kutel in Altenessen soll bebaut werden mit bis zu 200 Wohnungen und Gewerbe. So geht die Politik mit dem Verkehr um.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten soll der ehemalige Milchhof Kutel am Palmbuschweg bebaut werden. Mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP hat der Ratsausschuss für Stadtplanung und Bauen jetzt die Aufstellung eines Bebauungsplanes auf den Weg gebracht. Uwe Kutzner, lange Jahre CDU-Ratsherr für Altenessen und nun sachkundiger Bürger seiner Fraktion, sprach von einem „Leuchtturm“ für den Stadtteil.

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Ein Leuchtturm, der „von Wogen“ umgeben sein wird, denn durch Bebauung – geplant sind bis zu 200 Wohnungen, Büros, Gewerbe und ein Hotel – steigt das Verkehrsaufkommen. Die Verwaltung rechnet mit 6860 zusätzlichen Autofahrten pro Tag. Und das ist schon die positive Prognose. Es könnten auch bis zu 8450 Fahrten werden.

Dabei ist das Straßennetz in Altenessen laut Verkehrsgutachten bereits am Limit, teilweise sogar überlastet. Ein weitere Zunahme des Verkehrs wird erwartet. Das geplante Bauvorhaben am Palmbuschweg trage dazu „nur zu einem kleinen Anteil“ bei.

Linke kritisiert Verkehrspolitik. In Essen laute die Devise: „Es wird schon klappen“

Ein Arbeitskreis der Fraktionen soll sich der Verkehrsproblematik annehmen. Die SPD hätte es gerne gesehen, dass der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan deshalb zunächst einmal zurückgestellt wird, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.

Kritik äußerte auch die Linke. Für den Essener Norden gebe es bis heute kein Verkehrskonzept. Stattdessen laute die Devise: „Es wird schon irgendwie klappen“, bemängelte Wolfgang Freye für seine Fraktion. „So kann man das nicht machen.“ Zustimmung gab es dafür auch von der AfD.

Nimmt man mehr Verkehr im Essener Norden in Kauf? Oder lässt man alles, wie es ist?

Planungsamtsleiter Ronald Graf ließ durchblicken, dass die Verwaltung durchaus ein Dilemma sieht: Nimmt man durch eine Bebauung auch Nachteile für den Stadtteil in Kauf, in diesem Fall mehr Verkehr? „Oder lässt man alles, wie es ist?“ Planungsdezernent Martin Harter gab zu bedenken, dass Investoren nicht gerade Schlange stehen. Die Investitionsbereitschaft im Essener Norden sei leider „nicht ganz so erfreulich“.

Die Grünen sehen die Chance, die angestrebte Verkehrswende zu beschleunigen und vor allem mehr für den Radverkehr zu tun. „Wenn wir nur vom Auto aus denken, kann man so ein Projekt nicht realisieren, dann wird der Verkehr irgendwann kollabieren“, räumte Ratsherr Christoph Kerscht ein. Mit der geplanten Bebauung steigt der Handlungsdruck. „Da muss etwas nachkommen“, sagte Kerscht in Anspielung auf den Aufstellungsbeschluss. Bis es soweit ist, regiert das Prinzip Hoffnung.