Essener Osten. Katastrophale bauliche Zustände und fehlende Räume: Die Lage an den Grundschulen im Essener Osten soll sich entspannen. Stadt stellt Ideen vor.
Feuchte Klassenzimmer, undichte Fenster, marode Hallenböden: Die Schulbereisung im Essener Osten offenbarte vor vier Jahren desolate Zustände und eklatante Mängel. Den neuen Schulentwicklungsplan nennen Politiker nun einen Segen. Denn bislang sei kaum etwas geschehen, um die Situation zu verbessern.
„Wir waren entsetzt über die katastrophalen Zustände“, sagt SPD-Ratsfrau Michaela Heuser heute, wenn sie an die Besuche in den Grund- und Förderschulen 2017 denkt. Damals waren die Bezirksvertreter in den Stadtteilen unterwegs, eine Zusammenfassung dokumentierte die Missstände. Im Schulentwicklungsplan geht es nun um die bauliche Situation, vor allem um die angespannte Raumsituation.
Bestehende Platzzahl wird in Essen-Steele und -Kray nicht reichen
Die Prognose sieht die Zahl der eingeschulten Kinder im Essener Osten ab 2022/23 stabil bei rund 800. Derzeit gibt es in dem Bezirk VII (Steele, Horst, Kray, Leithe, Freisenbruch) für die Mädchen und Jungen 27 Eingangsklassen und 741 Plätze. Vor allem in Steele und Kray würden die bestehenden Plätze nicht ausreichen.
Vor dem Schulgebäude der ehemaligen Friedrich-Froebel-Schule an der Buderusstraße in Kray steht Michaela Heuser mit Ratsfrau Agnes Tepperis und freut sich über die gute Nachricht: Geht es nach dem Schulentwicklungsplan, soll das Gebäude, das bis zu dem gerade beendeten Schuljahr von der Schule am Hellweg genutzt wurde, bald als neue zweizügige Grundschule hergerichtet werden. Im Gegenzug soll die Joachimschule zweizügig werden. Für die derzeitige Situation dort (Dreizügigkeit) sei diese grundsätzlich nicht geeignet.
Pavillon an der Schule im Bergmannsfeld sollte abgerissen und neu gebaut werden
Ideen gibt es zudem für die Grundschulen in Horst und Freisenbruch, um diese auf drei oder vier Züge zu erhöhen. Möglicherweise könnten die Gebäude der Antoniusschule, der Horster Josefschule (Horst) und der Schule am Morungenweg erweitert werden. „Der gesperrte Pavillon an der Schule im Bergmannsfeld sollte abgerissen und neu gebaut werden“, heißt es weiter im Schulentwicklungsplan. Diese Schulen werden auch von Schülern aus Steele besucht (ein Fünftel), daher könnte der Ausbau den Stadtteil weiterhin entlasten.
Containeranlage für die Bonifaciusschule
Auf dem Gelände der Bonifaciusschule soll zum Schuljahr 2021/22 eine Containeranlage errichtet werden, die es der Schule ermöglicht bei Bedarf eine Mehrklasse einzurichten.
Um jedoch die Zügigkeit der Schule dauerhaft zu erhöhen, sieht der Schulentwicklungsplan vor, einen Modulbau zu errichten.
Verändert werden könnte auch die Situation an der derzeit dreizügigen Leither Schule. Zu dieser zählen zwei weit voneinander entfernt gelegene Standorte. Geprüft werden soll daher die Möglichkeit, diese zu zwei je zweizügigen, eigenständigen Schulen zu machen. Auf dem Grundstück der Schule im Steeler Rott könnte wiederum gebaut werden: „Für die Schule, die die kleinsten Klassen- und Betreuungsräume des Bezirkes aufweist, könnten auf diese Weise ebenfalls Räume in angemessener Größe geschaffen werden.“
Funktionierendes Lernumfeld gehört zu lebenswertem Stadtteil
Die Politikerinnen beschäftigt nicht nur die Raumnot, sie blicken auch auf die Standorte der Grundschulen. „Wenn wir lebenswerte Stadtteile haben wollen, gehört auch ein funktionierendes Lernumfeld dazu“, sagt Agnes Tepperis.
In vielen Stadtteilen habe es in den vergangenen Jahren Generationenwechsel gegeben, so seien viele junge Familien auf ältere Bewohner gefolgt. Für die Kinder müsse es wohnortnahe Grundschulen geben. Doch sie begrüßt die Idee, die Friedrich-Froebe-Schule in Kray weiter zu nutzen, nicht nur deshalb: „So verhindern wir auch einen Leerstand wie er am ehemaligen Bad am Südpark herrscht.“
In den Grundschulen haben die beiden Ratsfrauen zuletzt Gespräche angeboten. Ging es damals bei der Schulbereisung um die bauliche Situation, stehen nun defekte Toiletten zwar immer noch ganz oben auf der Themenliste, aber es geht auch um Corona und die Folgen für die Schüler. Es gäbe Viertel wie das Bergmannsfeld, da sei die Schule so etwas wie ein zweites Zuhause. Heißt: Besuchten die Kinder während der Pandemie den Unterricht im Klassenraum nicht, fiel mitunter das Mittagessen aus, verschlechterten sich die Deutschkenntnisse mancher Jungen und Mädchen, deren Familien aus anderen Ländern stammen. Auch hier werde es Nachholbedarf geben.