Bundeswehr hilft Essen: Soldaten bauen Brücke in Kupferdreh
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Essen. Soldaten aus Ingolstadt haben in Kupferdreh eine Notbrücke errichtet. Es handelt sich um den ersten Katastrophen-Einsatz der Bundeswehr in Essen.
Obwohl die Flut-Katastrophe Essen bei weitem nicht so hart getroffen hat wie andere Landesteile, ist die Bundeswehr in Kupferdreh im Einsatz.
Sowohl Ordnungsdezernent Christian Kromberg als auch der Leiter des Kreisverbindungskommandos Essen, Oberstleutnant Christoph Schulte, gehen davon aus, dass es der erste Katastropheneinsatz der Bundeswehr in der Ruhr-Metropole ist.
33 Soldaten der Heeres-Pionierschule Ingolstadt und der „Bauinst.-Einrichtung Münchs-Münster“ sind nach bald zwölfstündiger Fahrt am Sonntag mit sieben Fünf-Tonnern samt Anhängern eingetroffen. Ihr Auftrag: Sie müssen im einsturzgefährdeten und deshalb gesperrten Gewerbegebiet Prinz Friedrich eine dringend benötigte provisorische Brücke errichten.
Die Brücke ist 30 Meter lang, stammt aus den 1960er Jahren, ist in der Mitte mannshoch und wurde im Baukastensystem nach Essen geschafft. Stabsfeldwebel und Zugführer Sven Franke, ein Experte im Behelfs-Brückenbau, sagte nach dem Eintreffen in Kupferdreh: „Der Aufbau wird schätzungsweise drei Stunden dauern.“ Wie sich später herausstellen wird, dauert es dann doch ein wenig länger.
Tanklaster in Erdloch versunken
Auf dem Gelände der Spedition Torwesten hat der Deilbach, der dort auf einer Länge von 500 Metern unterirdisch verläuft, in der Flut-Nacht von Donnerstag auf Freitag einen riesigen Hohlraum ausgespült und einen kompletten Tanklastzug in die Tiefe gerissen. Torwesten fährt für 150 Brauereien Bier durch ganz Europa. Außerdem muss das Unternehmen dringend benötigtes Trinkwasser in Krisengebiete fahren.
Weil Einsturzgefahr besteht, hatte die Stadt das komplette Gewerbegebiet zwischen Autobahn A 44 und Prinz-Friedrich-Straße gesperrt. Gebäude dürfen seit Freitag nicht mehr betreten werden. Um die Existenz der Betriebe zu sichern, sei die Stadt an einer schnellen Lösung interessiert, sagte Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Auf die dringende Bitte der Stadt um Unterstützung, habe das Bundesverteidigungsministerium umgehend reagiert und die Pioniere in Marsch gesetzt.
Nachdem sich eine Vorhut der Bundeswehr vorab ein Bild von der Unglücksstelle in Essen gemacht hatte, setzte sich der Lkw-Konvoi der Pionier-Einheit am frühen Sonntagmorgen gegen vier Uhr in Bewegung.
Der erste Befehl: „17 Uhr Antreten in Helm, T-Shirt, Handschuhen, Hose“
Die Pioniere sollen eine stabile Brücke errichten, über die nicht nur die Torwesten-Tanklastzüge fahren können. Auch die Mitarbeiter und Kunden der übrigen Gewerbebetriebe werden die Bundeswehrbrücke nutzen können.
Im Einsatz waren am Sonntagnachmittag ebenfalls Teams der Johanniter Unfall-Hilfe und des Malteser Hilfsdienstes. „Die Soldaten erhalten zuerst mal ein Verpflegungspaket“, sagt Essens Feuerwehrchef Thomas Lembeck, der ebenfalls mit Kräften vor Ort ist, um die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr zu koordinieren.
Nachdem Stabsfeldwebel Franke vom Vorauskommando den Zug in Empfang genommen hatte, lautete der knappe Befehl: „17 Uhr Antreten in Helm, T-Shirt, Handschuhen, Hose.“ Keine Viertelstunde später setzten sich Fahrzeuge, Kran und Frontlader in Bewegung um erste Brückenteile aufzubauen. 10 bis 15 Mal im Jahr werde diese Brücke in Übungen zusammengesteckt und abgebaut. Die Mission in Essen hingegen sei ein „scharfer Durchgang“, so Franke. Er sei mit seinen Pionieren gerne nach Essen gekommen um zu helfen. Nebenbei sei es auch gute Öffentlichkeitsarbeit für die Bundeswehr.
Speditions-Unternehmer Dirk Torwesten freut sich über die Hilfe des Heeres, trotzdem schaut er mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. „Mit erheblichen Schwierigkeiten können wir die Betriebsabläufe des Unternehmens aufrechterhalten und lieferfähig bleiben.“
Noch völlig ungeklärt ist die Frage, wie der riesige Krater, den der verrohrte Deilbach in das Speditionsgelände gerissen hat, wieder beseitigt werden kann. Die Reparatur könnte Wochen und Monate dauern.
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