Essen. Globus startet am Donnerstag mit dem Verkauf im früheren Real-Markt im Kronenberg Center. Das Konzept des Warenhauses unterscheidet sich deutlich
Es ist 11 Uhr an diesem verregneten Mittwoch und es bleiben Tarik Danaci nur noch wenige Stunden bis zur Eröffnung des neuen Globus-Marktes im Kronenberg Center. Das Telefon des Geschäftsleiters klingelt fast pausenlos, Handwerker sind noch zu koordinieren, Helfer und Mitarbeiter packen Kisten aus, räumen die letzen Waren in die Kühlregale. Um 18 Uhr am Mittwochabend muss alles fertig sein.
„Ich kann es kaum erwarten, dass wir starten“, sagt Tarik Danaci. Um 7 Uhr am Donnerstagmorgen (15. Juli) wird er die Glastüren öffnen und die ersten Kunden begrüßen. Es gibt für jeden eine Rose und ein kleines Präsent. „Eigentlich wollten wir viele Verkostungen anbieten. Aber da macht uns Corona einen Strich durch die Rechnung“, bedauert er.
Brand im Globus-Markt raubte einen Tag beim Umbau
Zwei Wochen Umbau und Einräumen liegen hinter Danaci und seinem Team. Ende Juni hatte der Real-Markt nach dem großen Abverkauf geschlossen. Am Ende blieben nur zwei Einkaufswagen voller Artikel übrig. Danach galt es, den Real auf das Design des neuen Eigentümers Globus umzustellen.
Real schließt SB-Markt am Essener Rathaus im Frühjahr 2022 Die Wände wurden in einem warmen Braunton gestrichen, moderne Schriftzüge über den Regalen geben den Kunden Orientierung. Die alten Regale wurden durch neue ersetzt, teilweise die Beleuchtung erneuert. Der Brand einer Kühltruhe Ende vergangener Woche versetzte zwar allen einen gewaltigen Schreck. „Aber den Tag, den wir dadurch verloren haben, konnten wir zum Glück wieder aufholen“, erzählt der Marktleiter. In den vergangenen Tagen mussten schließlich noch 3500 Paletten mit neuer Ware eingeräumt werden.
Globus weitet Frischebereiche deutlich aus
Das Auffälligste nach dem Umbau ist: Globus setzt auf ein erkennbar anderes Konzept als der Vorgänger Real. Die Devise heißt mehr Frische, mehr regionale Produkte, mehr Waren aus eigener Produktion. Zugleich ist der Anteil an Lebensmitteln deutlich gestiegen. Bei Real teilte sich die über 9000 Quadratmeter große Verkaufsfläche etwa jeweils zur Hälfte in Food und Non-Food auf, bei Globus ist der Lebensmittelanteil auf 80 Prozent gestiegen.
Im Globus wird es demnach keine Unterhaltungselektronik mehr geben, keine Medien, keine Fahrradabteilung. Lediglich Haushaltswaren bleiben. „Der Trend bei diesen Artikeln geht Richtung online“, sagt Danaci, obwohl Real im Corona-Jahr gerade im Non-Food-Bereich gute Umsätze machte, weil unter anderem Elektronikmärkte schließen mussten. Das seien aber Sondereffekte gewesen.
Dass es jetzt mehr frische Lebensmittel gibt, sieht der Kunde schon am Eingang, wo ihn die Obst- und Gemüseabteilung begrüßt. Diese ist damit nicht nur präsenter, sondern auch dreimal so groß. Auch die Fleisch- und Wursttheke hat sich verdoppelt. Die ursprünglich angrenzende Käsetheke bekam dafür einen neuen Platz.
Globus produziert Waren zum Teil vor Ort
Im Markt wird zudem künftig vieles selbst hergestellt, betont Geschäftsleiter Danaci. Die hauseigene Metzgerei produziert viele Wurstwaren vor Ort. In etwa anderthalb Jahren wird auch in der „Meisterbäckerei“ des Marktes selbst gebacken, mit eigens angestellten Bäckern.
Neu ist eine eigene Abteilung mit so genannten Trendartikeln. Dort gibt es Biolebensmittel, glutenfreie, vegane und laktosefreie Waren. „Der Kunde muss jetzt auf der Suche nach diesen Lebensmitteln nicht mehr den ganzen Markt durchsuchen“, sagt Danaci.
Kartellamt- Kaufland und Globus dürfen Real-Märkte erwerben Mit dieser Neuerung und dem deutlich ausgeweiteten Frischebereich will Globus möglichst viele neue Käufer anlocken. Die Kundschaft im Real-Markt kam hauptsächlich aus Altendorf und den benachbarten Stadtteilen. Danaci hat nun aber auch die kaufkräftigere Klientel im Süden der Stadt im Visier und hat dort nun auch die Werbung verstärkt. Zog der ehemalige Real etwa 1,5 Millionen Kunden im Jahr an, ist der Geschäftsleiter nun überzeugt, dass er mit dem neuen Konzept und Sortiment diese Zahl übertreffen kann.
Alle Real-Beschäftigten übernommen
Mit der Übernahme durch Globus enden für die ehemaligen Real-Beschäftigten viele Monate mit großer Ungewissheit. Als Ende 2019 bekannt wurde, dass der russische Investor SCP die Real-Märkte übernehmen wird, „da war uns schnell klar, dass wir abgewickelt werden würden“, erinnert sich Danaci, der seit 23 Jahren bei Real gearbeitet hat. Nach vielen Spekulationen war erst Mitte Mai 2021 dann endgültig klar, dass das familiengeführte Handelsunternehmen aus dem Saarland den Markt an der Haedenkampstraße übernehmen würde.
Globus war jedoch vielen kein Begriff, denn die Saarländer waren bis vor kurzem in NRW nicht vertreten und stoßen nun erst durch die Übernahme mehrerer Real-Märkte in die Region vor. Danaci fuhr damals direkt am nächsten Wochenende nach Köln und Koblenz, um sich ein Bild von einem Globus-Markt zu machen.
Globus hat unterdessen alle 110 ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Real in Essen übernommen und 25 weitere bisher eingestellt. Zum Start werden sie von 50 Beschäftigten einer Fremdfirma unterstützt. Diese will Globus aber nach und nach durch eigenes Personal ersetzen. Laut Danaci sucht Globus vor allem noch Mitarbeiter für den Frische- und Bedienbereich sowie die Sushitheke und die Kasse.
Mit der Eröffnung am Donnerstag ist im Übrigen noch eine besondere Zahl verbunden: Essen ist der 50. Markt in der Globus-Familie. Das entsprechende Foto dazu steht schon gerahmt in Danacis Büro.