Essen. 60 Studierende der Universität der Künste trauen sich beim „Folkwang Rundgang“ erstmals in Essener Schaufenster. Hier ist ihre Kunst zu finden.

Sie zeigen sich: Zum ersten mal ganz offen in Essener Schaufenstern: Studierende der Folkwang Universität der Künste präsentieren in diesen Tagen ihre Werke auf dem „Folkwang-Rundgang“. Dieser fand in der Vergangenheit stets auf dem Campus statt – in diesem Jahr geht die Tour mitten durch das Essener Zentrum.

Folkwang Universität: Studierende stellen an elf Standorten aus

„Die Idee hat bei jedem von uns schon mal gebrodelt,“ sagt Larissa Zauser aus dem Orga-Team, „Wir fanden, dass man den Studierenden Raum in der Essener Innenstadt geben sollte.“

Und den haben sie bekommen: An elf Standorten sind bis Sonntag ausgewählte Gemälde, Fotos, Installationen und Animationen von etwa 60 Studierenden zu sehen. „Wir haben es geschafft, von jedem mindestens ein Werk auszustellen,“ sagt Moritz Wondrak, der sich um die Kuratierung und Verteilung der Ausstellungsobjekte kümmert. Bei dem „Folkwang-Rundgang“ sind alle vier Bereiche der Universität vertreten: Musik, Schauspiel, Tanz und Gestaltung.

Maximilian Knoll, Fotografie-Student an der Folkwang Universität der Künste, hängt am Montag noch seinen Druck in das Schaufenster der „Irma Gublia Galerie“.
Maximilian Knoll, Fotografie-Student an der Folkwang Universität der Künste, hängt am Montag noch seinen Druck in das Schaufenster der „Irma Gublia Galerie“. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

An der Station sechs ist Fotografie-Student Maximilian Knoll gerade noch damit beschäftigt, sein Werk in das Schaufenster der „Irma Gublia Galerie“ zu hängen.

Ronja Alina Hillebrand studiert im sechsten Bachelorsemester Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste.
Ronja Alina Hillebrand studiert im sechsten Bachelorsemester Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Daneben steht Ronja Alina Hillebrand, Kommunikationsdesign-Studentin im sechsen Bachelorsemester, und wirft einen nachdenklichen Blick auf ihre drei bereits aufgehängten Bilder: Acryl und Tusche auf Papier.

Studentin aus Essen verlegt „Susanne im Bade“ ins Heute

„Bei der Erzählung ,Susanne im Bade’ habe ich mich gefragt: Wie sieht es heute noch mit Fremd- und Selbstbestimmung und der Sexualisierung weiblicher Körper aus?“ Die 22-Jährige sei zu dem Ergebnis gekommen, dass „wir mit weiblich gelesenen Körpern in der Werbung bombardiert würden“ – doch gleichzeitig Frauen, die mit ihrem Körper arbeiten, wertende Blicke ernten.

Ihre drei Werke hängen nicht grundlos nebeneinander. „Auf dem mittleren Bild habe ich ,Susanna im Bade’ dargestellt,“ so die Studentin, „Rechts und links sieht man Männer, die sie aus einer Machtposition heraus unterschiedlich betrachten.“

Ihr „Selbstporträt“ ist Teil einer noch entstehenden Serie. Larissa Zauser, Studentin der Folkwang Universität der Künste, hat so lang sich selbst fotografiert, bis sie sagen konnte „Das bin ich.“
Ihr „Selbstporträt“ ist Teil einer noch entstehenden Serie. Larissa Zauser, Studentin der Folkwang Universität der Künste, hat so lang sich selbst fotografiert, bis sie sagen konnte „Das bin ich.“ © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Livestream aus der Folkwang Universität der Künste in Essen

Zu den ausstellenden Künstlerinnen zählt auch Organisatorin Larissa Zauser – sie trägt an Station vier, dem „Forum Kunst und Architektur“, mit einer besonderen Art von Selbstporträt zum „Folkwang Rundgang“ bei.

„Ich habe so lang mit dem Fernauslöser mich selbst fotografiert, bis ich mich selbst in dem Bild erkannt habe“, erklärt die Fotografie-Studentin.

Veranstaltungen darf sie und Moritz Wondrak vom Studi-Orgateam in diesem Jahr nicht umsetzen. Die große Jahresausstellung des Fachbereichs Gestaltung der Folkwang Universität der Künste wird daher am Freitag, 9. Juli, ab 18 Uhr ganz coronakonform aus dem Quartier Nord gestreamt. „Wir starten am Freitag beim sogenannten ,Rundgang TV’ den Livestream aus der Uni (hier geht’s zum Livestream) und verschiedenen Galerien,“ sagt der 22-jährige Fotografie-Student, „wir zeigen Videosequenzen und Animationen und führen Künstlerinterviews.“

Entlang dieser Standorte in Essen verläuft der „Folkwang Rundgang“ der Folkwang-Universität der Künste.
Entlang dieser Standorte in Essen verläuft der „Folkwang Rundgang“ der Folkwang-Universität der Künste. © Folkwang Universität der Künste | Marsha Maibaum

Studentin: „Ich habe meinen Mitbewohner an ein EEG angeschlossen.“

Besonders kurios ist eine Videoinstallation zur „Visualisierung von Emotionen an Objekten“, die Kommunikationsdesign-Studentin Carolin Schuster kreiert hat – und immer um die Mittagszeit in der Galerie „City of Gold“, Station neun, aufführt.

Die 22-Jährige erklärt: „Ich habe meinen Mitbewohner an ein EEG angeschlossen und ihm Failcompilations gezeigt.“ Also lustige Internet-Videos. Da das diagnostische Gerät mit einem pneumatischen Antrieb verbunden ist, kann die Künstlerin seine Reaktionen mithilfe eines Objekts visualisieren: Je nach Emotion bläht sich ein Ballon in einem Gitter-Quader auf, quillt über und schrumpft wieder zusammen.