Essen. Die Stadt will mit 1,9 Millionen Euro vom Land weitere City-Ladenlokale anmieten und günstig weitervermieten. Warum dabei Skepsis angebracht ist.
In der Corona-Krise hat sich der Staat in einer Weise breitgemacht, die noch vor kurzem undenkbar war. Das gilt sogar für die Immobilienwirtschaft. In Essen schwingt sich das Rathaus mittlerweile zum Untervermieter für die halbe Innenstadt auf und setzt so den Marktmechanismus an immer mehr Stellen außer Kraft.
In erster Linie ist das schön für die Hauseigentümer, die im freien Spiel der Kräfte die Mieten vermutlich stärker senken müssten, als die Stadt es ihnen abverlangt. Ob es auch gut ist für die Innenstadt, für Ladenbesitzer, Kunden und die steuerzahlenden Bürger ist hingegen noch nicht ausgemacht.
Der Staat war noch nie gut darin vorauszuahnen, was die Menschen kaufen wollen
In der Theorie klingt die Sache gut: Die Stadt versucht einzuschätzen, was in die Innenstadt „passt“, welche Läden und Dienstleister die Einkaufsstraßen stabilisieren könnten und was die Kunden, um die es am Ende ja geht, vielleicht wollen könnten. Leerstand oder öde Monokulturen – etwa ein Übermaß an Imbissen – sollen verhindert werden.
Der Haken ist, dass der Staat noch nie gut darin war, vorauszuahnen, was die Menschen brauchen und kaufen wollen. Es besteht die Gefahr, mit Steuermitteln Geschäftsideen künstlich zu schaffen und am Leben zu erhalten, für die der Kunde keinen Bedarf sieht.
Die Erfahrung lehrt: Wenn sich das Subventionskarussell erst einmal dreht, muss das Geld auch raus, fast egal wofür. Dass die Stadt sich bisher schwer tut, überhaupt geeignete Ladenkonzepte zu finden, reduziert die Skepsis nicht.