Essen-Katernberg. Historischen Wert haben die Objekte, die ein Essener sammelt: Altes aus der Hausapotheke – vom Weltkriegs-Verbandskasten bis zur Zahnarztspritze.

Tropfen, Pillen, Tinkturen, einen Verbands-Kasten aus dem Ersten Weltkrieg und eine silberne Zahnarztspritze im XXL-Format: Der Katernberger Peter Schmechel hat eine beachtliche Sammlung, die er gerne ausstellen würde.

Vier Umzugskisten mit Apothekensachen

Mit einem Dachbodenfund fing alles an: Peter Schmechel (59) half vor 15 Jahren bei einer Entrümpelung. Dabei fielen ihm einige alte Medikamente in die Hände, die einer Seniorin gehört hatten. Damals lebte der examinierte Krankenpfleger noch in Eschweiler. „Die Packungen gefielen mir gut. Sie sahen ganz anders aus als welche von heute, da habe ich sie aufgehoben.“ Den Fund zeigte er einem Apotheker. Der konnte ihm etwas darüber erzählen. Die Sammelleidenschaft war entfacht und angehalten hat sie bis heute. Seit 2015 wohnt Schmechel in Katernberg. Vor kurzem erst holte er vier Umzugskisten mit der Sammlung aus dem Keller und ließ das Hobby aufleben.

Fußpuder (links), Kinderpuder und Nivea-Puder finden sich in der Sammlung des Katernbergers.
Fußpuder (links), Kinderpuder und Nivea-Puder finden sich in der Sammlung des Katernbergers. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Briefmarken, Münzen oder Postkarten hätten ihn nie interessiert. Überhaupt, ein Sammler-Typ sei er gar nicht, aber die Apothekensachen faszinieren den Pflegefachmann irgendwie. Nun will er die rund 130 Stücke auch in Essen vorstellen. Gebrauchsfertige Pflaster in einer flachen Rot-Kreuz-Dose, Leukoplast-Rollen, Zellstoffwatte und quasi als Höhepunkt der Abteilung Wundversorgung ein Verbandskasten aus dem Ersten Weltkrieg füllen allein eine Etage der Glasvitrine in Schmechels schmalem Wohnungsflur.

Mullbinden in allen Breiten, und Essigsaure Tonerde

Das Notfall-Set enthält original Verpacktes: Mullbinden in allen Breiten, ein Puderdöschen sowie kleine Flaschen mit Salmiakgeist (keimabtötend), Baldriantropfen (beruhigend), Essigsaure Tonerde (entzündungshemmend) und einmal „Hoffmannstropfen“. Die gibt es bis heute, frei verkäuflich. Benannt nach ihrem Erfinder Friedrich Hoffmann (1660–1742), sind sie ein Gemisch aus drei Teilen Ethanol oder Weingeist und einem Teil Diethylether. Traditionell eingesetzt habe man den „Spiritus aethereus“ als Arznei bei Schwächezuständen, Ohnmachten oder starkem Erbrechen, hat Schmechel in Erfahrung gebracht.

Viele Jahrzehnte alt sind die vielen Hausmittel und Medikamente in einem anderen Vitrinenfach. „Was die Leute früher alles eingenommen haben“, wundert den Sammler. Wer kennt schon „Blaud’sche Eisenpillen“ oder „Risinetten“? Die Letzteren haben sich laut Etikett „vorzüglich bei Rachen-Kehlkopf-, Luftröhren- und Bronchialkatarrhen bewährt.“

Mittel gegen Furunkulose

Schmerzen stillen soll „Dolorsan“, eine goldgelbe Flüssigkeit zum Einreiben. Das eckige Fläschchen ist halb voll. Die Wirkung der Tinktur – vor Jahrzehnten abgefüllt in Bergisch Gladbach – hat ihr Besitzer nie getestet. Ebenso wenig die des „Detulins“. Das hilft laut Aufdruck gegen Furunkulose und reinigt das Blut. Wohl eine Seltenheit ist das „Schlaf- und Tagesberuhigungsmittel“ namens Sekundal. Noch so eine Flohmarkt-Trophäe, auf die Schmechel stolz ist.

Nichts für schwache nerven: Die Zahnarztwerkzeuge aus der Vergangenheit.
Nichts für schwache nerven: Die Zahnarztwerkzeuge aus der Vergangenheit. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Einige medizinische Geräte hat er zudem auf dem Trödel ergattert, wie den Reflexhammer – nicht nur fürs Knie. In einer Holzkiste liegt ein Blutdruckmesser von anno tuck, und auch die Babywaage erzählt von vergangenen Zeiten. Wie aus einem Grusel-Kabinett erscheint die silberne Zahnarztspritze im XXL-Format. Dass die Sammlung seit dem letzten Umzug ein paar Jahre gut verpackt im Keller stand, hat ihr nicht geschadet. Nun würde ihr Besitzer sie gern öffentlich vorführen. Nicht nur in der Zeitung. „Vielleicht möchte ein Apotheker ein paar Teile im Schaufenster ausstellen“, schlägt er vor. Wie damals in Eschweiler, da wurden die Sachen mehrfach gezeigt. Aus dem Aachener Raum besuchte der Sammler oft Flohmärkte in Belgien oder Luxemburg. Viel Kurioses fürs Hobby habe er auch in Amsterdam aufgespürt, wo es noch oft Antikes von privat zu entdecken gebe.

Interessierte können sich melden

Wer Altes zum Thema Apotheke für die Sammlung von Peter Schmechel abgeben möchte, kann sich per E-Mail gerne an ihn wenden.

Auch Apotheken und andere Interessenten, die einen Teil seiner Objekte eine Zeit als Leihgabe ausstellen wollen, dürfen sich beim Sammler melden. Kontakt: pschmechel@yahoo.de.

Kein Zweifel. Beim Betrachten der Stücke schlägt Schmechels Herz höher. Alles sei interessant, findet er. Doch ein paar Lieblinge hat er schon. Bei den Puderdosen aus den 50er und 60er-Jahren, gekauft für ein paar Euro, leuchten seine Augen. „Sie erinnern mich an meine Kindheit in Köln.“ Fürs Foto nimmt er sie vorsichtig aus der Vitrine: „Klosterfrau Aktiv-Puder“ – hochwirksam zur Pflege gesunder und kranker Haut, daneben „4711 Körperpuder“. Echte Raritäten.