Essen. Nach dem tödlichen Badeunfall in Duisburg ermahnt die DLRG Essen die Menschen zu großer Vorsicht. Experte erklärt, wo überall Gefahren lauern.
Der schreckliche Badeunfall in Duisburg, bei dem drei Mädchen ums Leben gekommen sind, schreckt auf. Dr. Andreas Wagener, Leiter Einsatzdienste im DLRG Bezirk Essen, ermahnt die Menschen, insbesondere ungeübte Schwimmer, besonders in fließenden und offenen Gewässern vorsichtig zu sein.
Herr Wagener, wo lauern – jenseits der Freibäder – Gefahren an Essener Gewässern?
Wagener: Der Rhein-Herne-Kanal im Essener Norden wird immer wieder gerne von Schwimmern genutzt. Wenn aber ein großer Tanker gerade durchzieht, entsteht vorne eine große Bugwelle und hinten entsteht ordentlich Sog im Schraubenbereich. Das heißt: Im direkten Umfeld herrscht Lebensgefahr - selbst für den geübten Schwimmer. Ob Rhein oder Kanal: Beide sind eine Art Autobahn für Schiffe und da geht man ja auch nicht drauf um zu spielen.
Im Vergleich zum Rhein wirkt die Ruhr harmlos. Täuscht das?
Ja natürlich. Im Löwental in Werden zum Beispiel passieren immer wieder Badeunfälle. Vor einigen Jahr ist sogar jemand ertrunken. Ungeübte Schwimmer und Nichtschwimmer unterschätzen die Tücken der Ruhr. In einer Woche kommt sie einem vor wie ein Ententeich, in der nächsten - etwa nach starkem Regen - entstehen plötzlich gefährliche Strömungen. Auch ihre Tiefe wird unterschätzt, stellenweise ist sie mehrere Meter tief. Sobald ein Nichtschwimmer nicht mehr stehen kann, wird’s gefährlich.
Wir erleben gerade herrliche Sommertage und nach mehr als einem Jahr Corona-Lockdown drängt es die Leute ans Wasser - eigentlich normal, oder?
Ganz ehrlich: Man kann es den Leuten nicht verdenken, dass sie jetzt ans Wasser gehen. In Freibädern gelten wegen der Pandemie zu Recht immer noch eine Reihe von Beschränkungen. Deshalb ist es einfacher, dorthin zu gehen, wo es keinen Zaun und anscheinend viel weniger Vorschriften gibt. Umso wichtiger ist es daher, an die wichtigsten Baderegeln zu erinnern.
Wo ist das Baden in der Ruhr und am Baldeneysee aktuell erlaubt?
Von der Badestelle am Seaside Beach abgesehen gilt für alle offenen Gewässer in Essen ein Badeverbot. Das hält die Menschen aber nicht davon ab, ins Wasser zu springen, um sich abzukühlen. Problematisch wird das besonders dann, wenn im Laufe des Abends auch noch Alkohol getrunken wird. Dann überschätzen sich die Leute und werden leichtsinnig. Der Baldeneysee selbst ist gefährlich, weil hier viele schnelle Sportruderboote und Segelboote unterwegs sind. Gegen ein Boot zieht der Schwimmer immer den Kürzeren.
Häufig zu beobachten: Junge Leute springen im Übermut in voller Montur ins Wasser. Warum kann das riskant sein?
Wenn sich eine Jeans mit Wasser vollsaugt, werden die Beine plötzlich ziemlich schwer und unbeweglich. Da können sich zwanzig, dreißig Meter Schwimmstrecke schon ziemlich ziehen. Das Schwimmen in Kleidung kostet eine Menge Kraft und ist für ungeübte lebensgefährlich.
Haben Sie in diesem Jahr schon Leute aus dem Wasser holen müssen?
Zum Glück nicht! Hoffentlich bleibt es so.