Essen-Rüttenscheid. Nach dem Brand, der einen 35 Meter langen Dachstuhl vernichtete, muss ein Teil der Rü drei Tag gesperrt werden. Läden bleiben ebenso dicht.
Das Dach des großen Wohn- und Geschäftshauses, das sich über die Ecke an der Rüttenscheider und Annastraße erstreckt, ist in der Nacht zu Donnerstag komplett abgebrannt. Bei dem Einsatz wurde einer der Hausbewohner wegen des Verdachts auf Rauchgas-Vergiftung ins Krankenhaus transportiert. Auch ein Feuerwehrmann verletzte sich leicht und wurde zur weiteren ärztlichen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Glücklicherweise wird das Dach lediglich als Speicher genutzt und ist unbewohnt.
„Ich habe aus dem Fenster geschaut und dann zu meinem Freund gesagt: Guckmal, habe ich eine Fata Morgana oder brennt es da? Dann hat es ganz furchtbar verbrannt gerochen“, erzählt Amelie am frühen Donnerstagmorgen, als verschwitzte Feuerwehrleute bei noch immer 22 Grad Außentemperatur ihren Einsatz an der Rüttenscheider Straße nach knapp drei Stunden beenden.
Nachbarschaft hilft sich gegenseitig und wird von Freiwilligen versorgt
Amelie und ihr Freund sind es, die die Feuerwehr um 1.18 Uhr alarmieren und danach mitten in der Nacht alle Nachbarn im Haus wach klingeln. „Dabei haben uns auch sofort Passanten von der Straße geholfen, das ging alles ganz schnell“, sagt die 28-Jährige, die gemeinsam mit rund 30 weiteren Nachbarn einige Stunden darauf wartete, wieder zurück in ihre Wohnung zu können.
Unter den Nachbarn sind auch Nesrin mit ihrem Mann und dem dreijährigen Sohn, die am Morgen kurzfristig bei einem Nachbarn unterkommen. „Als es klingelte, haben wir nur schnell die Pässe, Windeln und Feuchttücher eingesteckt und sind dann mit dem Kleinen raus“, erzählt Nesrin. Ihre Wohnung liegt direkt unter dem abgebrannten Dachstuhl. „Ich hoffe“, sagt Nesrin, „dass wir schnell zurück dürfen und der Schaden nicht allzu groß ist.“
Gemeinsam harrten die Nachbarn bis zum Morgengrauen auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig aus und verfolgten den Großeinsatz: Zwei Löschzüge und Kräfte der Berufsfeuerwehr von den Wachen Rüttenscheid, Mitte, Steele und Kray sowie der Freiwilligen Feuerwehr Mitte waren im Einsatz. Der Dachstuhl brannte auf einer Länge von 35 Metern.
Seit Beginn des Einsatzes in der Nacht ist die Rüttenscheider Straße auf dem Abschnitt zwischen Annastraße und Süthers Garten gesperrt. Autofahrer werden gebeten, den Bereich zu umfahren. Nach Angaben der Polizei ist der Statiker in Sorge, dass noch Teile des Daches abstürzen können. Nun soll das Haus eingerüstet werden, für den Aufbau werden etwa drei Tage veranschlagt. Das bedeutet also, dass die Straße noch länger gesperrt ist. Laut Polizei soll es am Freitagmorgen nähere Angaben geben, wann der Abschnitt für den Verkehr wieder frei gegeben werden kann.
Die betroffenen Geschäfte und Gastronomien im Erdgeschoss, darunter das Wirtshaus Rü, Kodi, eine Wäscherei und das Restaurant Zizou, sind bis auf Weiteres geschlossen, da im kompletten Haus der Strom nach dem Brand abgestellt werden musste. Auch die Bewohner waren am Donnerstag zunächst ohne Strom.
Feuerwehr hatte Hotel organisieren wollen – Betreiber bestand aber auf Coronatest
Die Feuerwehr hatte in der Nacht noch ein Hotel für die betroffenen Menschen organisieren wollen. „Der Betreiber bestand aber auf einen negativen Coronatest, den hätten wir zwar machen aber nicht amtlich ausstellen können“, erzählt eine darüber noch immer verärgerte Einsatzleiterin am Morgen.
Nachdem ein Statiker des Technischen Hilfswerks die Wohnungen an der Einsatzstelle überprüft hatte, konnten die Bewohner gegen 6.30Uhr wieder in das Gebäude zurückkehren. Für den Laufe des Vormittags kündigte die Feuerwehr noch eine Brandnachschau an. Die Polizei nimmt außerdem die Ermittlungen zur Brandursache auf. Zur Schadenshöhe ist noch nichts bekannt. Bereits mehrfach, so erzählen es sich einige ältere Nachbarn in der Nacht, soll das Dach des Hauses gebrannt haben, zuletzt Ende der 1990er-Jahre.
Ein Polizist lobte noch in der Nacht die große Hilfsbereitschaft: „Gastronomen aus den umliegenden Läden und auch Nachbarn sind sofort mit Getränkekisten angekommen und haben die Betroffenen versorgt. Das war ganz toll, wie sich die Menschen geholfen haben.“