Essen-Holsterhausen. Ein weiterer Lieferdienst ist in Essen gestartet. Für den Standort im Stadtteil Holsterhausen hatten Politiker aber lange Zeit ganz andere Pläne.

Sie scheinen wie Pilze aus dem Boden zu schießen, nennen sich Flaschenpost, Ratz.fatz.com oder wie jetzt eben Flink. Dieser Lieferdienst mit Hauptsitz in Berlin hat einen neuen Standort in Essen-Holsterhausen an sein Netz angeschlossen. Damit sind allerdings Pläne vom Tisch, dort eine Anlaufstelle für Patienten aus dem Methadonprogramm dort einzurichten.

Neuer Lieferdienst ist erst im vergangenen Jahr gegründet worden

Flink zieht in die ehemalige Netto-Filiale im Zentrum von Holsterhausen, die Edeka-Tochter hatte den Standort vor einiger Zeit aufgegeben. Dass es bei den großen Handelsketten mitunter bunt durcheinandergeht, zeigt sich auch hier: Flink hat gerade mit dem Mitbewerber, dem Lebensmittelriesen Rewe, einen Vertrag abgeschlossen. Danach übernimmt der Konzern laut Medienberichten eine Minderheitsbeteiligung. Flink erhalte auf diese Weise günstige Einkaufskonditionen beim zweitgrößten Lebensmittelkonzern, heißt es weiter.

Im Ortskern von Holsterhausen ist der Service beheimatet.
Im Ortskern von Holsterhausen ist der Service beheimatet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Lieferdienst kommt noch jung daher, wurde erst 2020 gegründet, hat aber bereits in über 20 Städten rund 50 Standorte gegründet, von denen aus er die Kunden beliefert. Aber anders als mancher Mitbewerber steigen die Fahrer nicht in ein Auto, sondern sind mit einem Elektrorad unterwegs. Das Versprechen, das das Unternehmen gibt, lautet: Binnen zehn Minuten ist der gewünschte Artikel bei seinem Empfänger und das zu einer Liefergebühr von 1,80 Euro. Das Vertriebsgebiet umfasst unter anderem neben Holsterhausen, Bereiche von Frohnhausen, Margarethenhöhe, Rüttenscheid und Südviertel.

Insgesamt gehören zum Sortiment der Firma Flink rund 2400 Produkte. Von den jeweiligen Lagern, wie es auf Anfrage heißt, werde die georderte Ware ausgebracht. Nähere Einzelheiten zur Geschäftspolitik sind der Erklärung nicht zu entnehmen. Ratzfatz.com hatte beispielsweise berichtet, Ware aus Supermärkten zu kaufen, damit sie dann zum Verbraucher gelangen.

Das Ladenlokal als Anlaufstelle für Methadon-Patienten ausgeguckt

SPD fordert zusätzliche Streetworker

Die SPD fordert neben einer Anlaufstelle vor allem auch, dass zusätzlich Streetworker in Holsterhausen im Einsatz sind, die sich um die Patienten kümmern. In den Ausgabestellen des LVR-Klinikums sind zwar auch Sozialarbeiter und Psychologen tätig, die die Patienten begleiten, aber die Streetworker sollen für sie zur Verfügung stehen, wenn sich die Betroffenen auf Straßen und Plätzen aufhalten. Ursprünglich sollte der Antrag der SPD in der März-Sitzung des Ausschusses behandelt werden, doch das Thema wurde auf die Juni-Sitzung verschoben.

Bei Flink nutzt der Kunde eine App, in der der Warenbestand hinterlegt ist. Aus verschiedenen Kategorien kann er auswählen, von Milchprodukten angefangen über Frischfleisch bis hin zu Kaffee. Bei den Preisen der Artikel richte man sich an denen von Supermärkten, teilt Flink mit.

Zur Anzahl der Mitarbeiter, ob nun in Holsterhausen oder bundesweit, macht die Firma keine Angaben. Ein Sprecher betont - offensichtlich auch mit Blick auf Medienberichte über die Branche -, dass über Tarif gezahlt werde, ohne aber auf Einzelheiten einzugehen.

Mit der Vermarktung der früheren Netto-Filiale werden zunächst Pläne beiseite gelegt, in Holsterhausen eine Anlaufstelle für Patienten aus dem Methadonprogramm einzurichten. Eine Reihe von Bürgern hatte sich in den vergangenen Monaten über deren Verhalten auf Straßen und Plätzen in Holsterhausen beschwert. Um sie davon wegzulotsen, sollte ein Ladenlokal angemietet werden, in dem sie sich vor oder auch nach der Ausgabe hätten aufhalten können, so der Vorschlag der Sozialdemokraten. Dazu war die einstige Filiale ins Auge gefasst worden. Jetzt soll aber nach einer möglichen Alternative Ausschau gehalten werden. In Holsterhausen halten sich im Vergleich zu anderen Stadtteilen recht viele Patienten auf, weil es hier gleich drei Ausgabestellen gibt, zwei befinden sich in Trägerschaft des LVR-Klinikums, die dritte betreibt ein Mediziner.

Mit der Situation in Holsterhausen wird sich am Dienstag in der kommenden Woche (15. Juni, 15 Uhr Rathaus) der Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Integration befassen. Er hatte den Antrag der SPD bereits auf der Tagesordnung.