Essen. Große Orchester und Solisten von Rang: Philharmonie-Chef Hein Mulders verabschiedet sich mit einem exquisiten Programm. Was das Publikum erwartet
So viel Vorfreude war lange nicht in der Philharmonie. Nach monatelanger Pandemie-bedingter Durststrecke will das Essener Konzerthaus in der Saison 2021/22 programmatisch endlich wieder aus dem Vollen schöpfen, trotz aller Unwägbarkeiten. Denn wie viele Menschen in der neuen Spielzeit wieder ins Konzerthaus dürfen, welche Abstandsregeln und Hygieneschutzauflagen gelten, das bleibt auch in den kommenden Wochen und Monaten noch ungewiss. Und doch hat Philharmonie-Intendant Hein Mulders das Programm seiner neunten und letzten Spielzeit vor dem Wechsel nach Köln alles andere als mit dem spitzen Bleistift geschrieben.
Das Spielzeit-Heft, das in gedruckter Form vorsichtshalber zunächst bis Januar 2022 reicht, ist gespickt mit großen Namen. Imposant liest sich allein die Reihe der großen Orchester von den Wiener Philharmonikern bis zum Sinfonieorchester Basel. Christian Thielemann und die Staatskapelle Dresden machen Essen nach Jahren wieder die Aufwartung (10.9.) wie auch Sir Simon Rattle und das London Symphony Orchestra (2.5.‘22). Festspiel-Stimmung herrscht gleich zu Spielzeit-Beginn, wenn Andris Nelsons am Pult des Festspielorchesters nebst Wagner-Stars wie Christine Goerke und Klaus Florian Vogt für einen Abend ein „Bayreuth in Essen“ beschwören (31.8.).
„Bayreuth“-Besetzung in der Philharmonie
Nicht minder illuster gerät die Aufzählung der Solisten von Rang mit Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter und ihren Stiftungs-Stipendiaten (22.10.), Weltklasse-Pianist Sir András Schiff, Cello-Meisterin Sol Gabetta (7. 3.‘22) oder Countertenor Philippe Jaroussky, der Händels Oper „Radamisto“ in konzertanter Fassung bringt.
Drei Super-Mezzosoprane sorgen für einen schillernden Konzert-Spätherbst. Auf Elīna Garanča (14.11.) folgt Cecilia Bartoli (18.12.) und die in dieser Woche erst stürmisch gefeierte Joyce DiDonato (26.11.) mit einem Händel-Oratorium. Der gemeinsame Liederabend von Diana Damrau und Jonas Kaufmann (23.3.‘22) mit Liebesliedern von Schumann bis Brahms dürfte der krönende Abschluss dieses superben Sänger-Reigens sein.
Die „große Vorliebe, für alles was singt“, wird Intendant Hein Mulders ab der Spielzeit 2022/23 am Kölner Opernhaus pflegen. Zum Abschied aus Essen frönt der Niederländer nicht nur dieser Herzensangelegenheit. Neben den großen Stimmen findet auch die Vorliebe fürs Barock Niederschlag. Raphaël Pichon und sein Ensemble Pygmalion als Künstler in Residence werden das Feld prominent vertreten, unter anderem mit dem dreiteiligen Zyklus „La vie du Christ“.
Künstlerporträt widmet sich Götz Alsmann
„Die Alte Musik bei Kerzenschein“ bleibt zudem ein fester Bestandteil des 20 Themenreihen umfassenden Programms, das vom Weltmusik-Festival über Orgel und Kammermusik bis zur Entertainment-Reihe reicht. Bossa Nova-Ikone Gilberto Gil wird ebenso erwartet wie Entertainer Götz Alsmann. Als Moderator der beliebten Sonntags-Matineen längst ein prominentes Aushängeschild der Philharmonie-Konzerte, widmet ihm die Philharmonie 2021/22 ein eigenes Künstlerporträt. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt auch der junge Musiker Emmanuel Tjeknavorian, der sich in der Porträtreihe als Geiger und Dirigent am Pult des Petersburger Philharmonic Orchestra vorstellt.
Stars von Morgen versammelt auch das Philharmonie-Debüt, unter anderem mit Violin-Hoffnung Niek Baar und Cellistin Raphaela Gromes. Auch die Neue Musik hat längst ein festes Standbein im Programm beim Festival Now!. Unter dem Motto „Mikrokosmos – Makrokosmos“ formieren sich Ende Oktober gleich 70 Bläser aus den Musikhochschule des Landes für Karlheinz Stockhausens „Luzifers Tanz“.
Hollywood im Alfried-Krupp-Saal
Internationalität verspricht das Jazz-Programm der Essener Philharmonie. Gäste, die Covid-19 im vergangenen Jahr ausgebremst hat, sollen nun wieder im Alfried-Krupp-Saal zu erleben sein. Musiklegenden wie John Scofield und Dave Holland (5. November) haben ebenso ihre Zusage gegeben wie Saxophon-Star Branford Marsalis, der mit seinem Quartett am 11. April 2022 anreisen will.
Um ein Jahr aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sind auch die Feiern zum 50. Jubiläum der Kölner Kultband „Bläck Fööss“. Die ausgefallene Philharmonie-Party soll nun am 21. November starten.
Eine spezielle Themenreihe steht in der neuen Spielzeit unter der Überschrift „Weihnachten“. Festliche Klänge mit Schweizer Zungenschlag verspricht Willis Wyberkapelle (15. Dezember)
Swing, Musical und eine Prise Notalgie verbindet das Silverkonzert „100 Jahre Hollywood“. Filmreif die Besetzung mit Daniel Hope (Violine), Entertainer Tom Gaebel und der südafrikanischen Opernentdeckung Pumeza Matshikiza.
Zu den großen Namen kommt viel Angebot für die Kleinen: „Philharmonie entdecken“ ist eine Einladung für den Konzerthaus-Nachwuchs, vom Babykonzert bis zum Auftritt des Jugendjazz-Orchesters.
Spielzeit 2021/22 noch ohne Festplatz-Abonnements
Das Angebot der Festplatz-Abonnements wird pandemiebedingt in der Spielzeit 2021/22 weiterhin ausgesetzt. Alternativ gibt es Konzertpakete mit einer bestimmten Anzahl von Eintrittskarten zu einem rabattierten Preis.
Einzeltickets sind ab sofort unverbindlich vorzubestellen. Der allgemeine Kartenvorverkauf startet voraussichtlich Anfang August: Alle Infos unter www.theater-essen.de